In Osnabrück eröffnet dieser Tage das Morgenland-Festival, dessen Wunsch nach eigenen Aussagen ist, "den medialen Horrorbildern positive Eindrücke einer kulturell ungemein lebendigen Region gegenüberzustellen". Dieses Anliegen ist löblich, doch impliziert es zugleich, dass "das Morgenland" lediglich Synonym für eine geografische Region sein könne. Erste Recherchen im Internet lassen vermuten, dass das Morgenland in Berlin-Steglitz liegen muss: für 46 Euro kann im Morgenland übernachtet werden. Touristenklasse meets Morgenländische Frauenmission. Weiter im Internet recherchiert: Coca-Cola und die Bertelsmann media group, das ZDF und tschibo, S.Oliver und BMW, sie alle sind Kunden vom Morgenland. Gesund ist das Morgenland und verspricht "größtmögliche Transparenz gegenüber seinen Kunden". Deutlich performative, ja spielerische Züge trägt das Morgenland, aber es gibt auch was zu Lesen im Morgenland, vorausgesetzt man ist "deutschsprachige community in Middle East".
Die Problematik an dem veralteten Begriff "Morgenland" sind noch nicht einmal die binäre Gegenüberstellung zum imaginierten "Abendland". Das Morgenland möchte international sein, aber ihm gelingt noch nicht einmal eine Bilingualität. Der Begriff ist nur im Deutschen bekannt, Luther wars wohl. Heute sollte innerhalb der "Region Deutschland" an der Analyse der Dichotomie Morgen vs. Abend gearbeitet werden- dies verspricht auf lange Sicht eine Dekonstruktion der Verschiedenheit. Dann könnten Festivals wie das Osnabrücker Morgenland endlich Geschichte sein.
Donnerstag, 20. August 2009
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