Dienstag, 15. Dezember 2009

nofreteten 25

Bedrucktes, wenn es kein Buch ist, mag ich nicht! Dabei sind der Nicht-Fantasie keine Grenzen gesetzt und vor allem die ersten Lebensphasen (pränatal und postnatal) einer Biografie werden beschriftet was das Zeug hält (und das hält viel aus). Da sind zunächst diese rosa und hellblauen Klamotten von schwangeren Frauen, die ihre selten aus Naturbaumwolle bestehenden Stücke (Polyester!) mit allerlei "Wunschkind-"Ideen durch die Yoga-Kurse schleppen. Und damit in Zeiten der Nicht-Diät keine Missverständnisse entstehen, steht dann auch schon mal "Bald Mama" auf dem T-Shirt. Vor allen Dingen wenn die Schwangere darunter leidet, dass ihr Bauch noch unsichtbar ist, muss mit einem T-Shirt dagegen angegangen werden. Das Private ist Öffentlich, ruft die Trägerin. Sieh mich an! Kaum ist das Kind geboren, ist es dann "frisch gepresst" (man beachte die Glorifizierung einer natürlichen Geburt), muss der Junge dann ein "Fußballweltmeister 2026" sein. Das heteronormative Familienmodel wird bestätigt und dem arbeitenden Vater, der eh nie zu Hause ist, wenn es Streß gibt, das Bonbon aus der Tasche gezogen ("Wenn Mama nein sagt gehe ich eben zu Papa") und es bleibt nur zu hoffen, dass Mama dieses T-Shirt bei 90° einlaufen lässt. Wenn das Kind "nicht von schlechten Eltern" ist, so heißt das noch lange nicht, dass es gute Eltern hat.
Das Schlimme ist, dass die Trägerin und der Träger der Funktion sich in ästhetischer und funktioneller Kleidungswahl nicht wehren können, wenn sie die Fantasien und Wünsche der Eltern ausbaden müssen. Das Unbehagen beschreibt hier eine auf den Leib geschriebene Zuschreibung! Noch bevor das Kind lesen kann, wird es schon gelesen - von all den anderen. Und anstatt dass das Baby bedingungs- und T-shirt-Sprüchelos geliebt wird, muss es selber lieben. Mama und Papa auf jeden Fall. Und New York. Oder eben Nefertiti.

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