"Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich das Sujet der exotischen, romantischen und meist unmöglichen Liebesbeziehung zwischen der weissen Frau und einem farbigen [sic!] Mann im Kontext kolonialer Herrschaftsverhältnisse zu etablieren. Seither ist die literarische Verwaltung der diffusen Sehnsucht nach fremden Kulturen fest in Frauenhand."Problematisch ist neben der plakativen Gegenüberstellung von Kulturen, die nicht als Konstruktionen enttarnt werden, dass hier vorgespielt wird, es ginge darum, "Rollenbilder vor exotischem Hintergrund neu zu skizzieren". Immer finden die Frauen in der Fremde ihre wahre Bestimmung, als Helferin und Krankenschwester, als Landwirtin oder Lehrerin. "Immer geht es darum, wie die weisse Frau zupackt, anpackt, verbessert." Doch dass hier in der Tradition der Kolonialgeschichte Rollenbilder verfestigt werden, das wird verkannt. Ich wünsche mir, dass Verlage diesen Biografien kein Forum mehr bieten, auch/gerade weil es sich so gut verkauft!
Mittwoch, 4. November 2009
diffuse Sehnsüchte
Das (meist) Öffentlich- Rechtliche Fernsehen versteht unter seinem Bildungsauftrag, das Publikum mit unzählbaren Afrika- Biografien Weißer Frauen zuzuballern. "Meine Farm in Afrika", "Die weisse Massai- Zurück aus Afrika", "Nirgendwo in Afrika", "Jenseits von Afrika" "Afrika- wohin mein Herz mich trägt", "Afrika mon amour", "Ich träumte von Afrika", immer ist eine Weiße Frau die aktiv Handelnde, aktiv Reisende, die ach so unterschiedlichen Kulturen überschreitend. Wie gut, dass die Basler Zeitung unter ihrem Bildungsauftrag versteht, diese Bilder zu dekonstruieren! In dem Essay "Die Sehnsucht des weissen Weibes nach Exotik" wird die beim Publikum erkannte Faszination für die Erfahrunsberichte weiblicher Lebensgeschichten als in der europäischen Kolonialgeschichte verwurzelt diagnostiziert. Dass es immer Frauen sind, die von ihren Begegenungen berichten, ist demnach kein Zufall.
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