Montag, 23. November 2009

Pullover-Akrobatik

Dass die Süddeutsche Zeitung an diesem Wochenende wieder einmal einen umfangreichen Artikel über Intersexualität publiziert hat, ist zwar redundant und langweilig für diejenigen, die sich eh schon mit dem Thema beschäftigen, aber solche Artikel sind notwendig. Denn der Diskurs um Caster Semenya hat gezeigt, wie groß die Unwissenheit über die fließenden Übergänge zwischen den beiden Geschlechtern Frau & Mann (immer noch) sind. Die Skandalisierung und Stigmatisierung von Betroffenen kann vielleicht wirklich nur durch umfangreiche Bildungsarbeit verschwinden. Insofern ist der Artikel "Das Mädchen Lena- wie ein Mann" anzuerkennen. Doch warum begnüngt er sich mit einer sauberen Recherche, in der wirklich alles abgearbeitet wird, was es im hegemonialen Diskurs zu Intersexualität so gibt? Ein Portrait einer "betroffenen" Familie, Eugenides Middlesex und Caster, medizinische Fakten und Statistiken, John Money und Bruce, Brian, Brenda (stöhn!) und Richter-Appelt, Selbsthilfegruppen von XY-Frauen usw. Viel gelernt über die Konstruktion von Geschlecht? Denkste. Denn am Ende heißt es:
"Doch Lena muss nur ihren Pulli ausziehen, dann ist die Angst sofort wieder da. Sie zieht ihn nicht mit gekreuzten Armen über den Kopf, wie Frauen das meistens tun, sondern greift mit einem Arm in den Nacken: Wie ein Mann!"
War also doch kein Artikel über die Begrenzheit des Konzeptes der Zweigeschlechtlichkeit?

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