Fußballspielern wird gemeinhin nachgesagt, dass sie seltener mit viel Intelligenz und häufiger mit wenig ausgestattet seien, und bemessen wird dies meist an rhetorischen Glanzleistungen und Schwachstücken unmittelbar nach ihrer 90-minütigen Profession. Das neueste Interview, dass der Tagesspiegel nun mit den drei Schalker Interimstrainern Büskens, Mulder und Reck geführt hat, blüht hingegen von politologischen Glanzleistungen und wäre bestens geeignet zur Inhaltsanalyse für Studentinnen und Studenten der Geistes- oder Sozialwissenschaften im ersten Hochschulsemester.
Es geht um Fanatismus: "die totale, hundertprozentige Hingabe für den Verein"
um Alleinstellungsmerkmale: "bei diesem Verein ist die Hingabe größer als bei jedem anderen Verein"
um nationalstaatliche Konkurrenz: "Ja, holländisch. Aber mit dem Unterschied, dass Schalke gewonnen hat und Holland nicht"
um Globalisierung: "Früher war alles kleiner, noch als ich hier Spieler war. Alle haben angepackt. Jetzt stehen hier ein Riesenstadion und eine riesige Geschäftsstelle. Da gibt es vielleicht so was wie Wachstumsschmerzen"
um Treue: "Einmal Schalker, immer Schalker"
um Demokratietheorie: "Zwei gegen einen, liegt nicht genau darin die Gefahr beim Triumvirat? Nein. 2:1 ist doch eine Form der Demokratie"
um Psychoanalyse: "So was spielt im Unterbewusstsein immer eine Rolle"
um Mobbing: "Das Gute ist, man kann selbst dafür sorgen, dass es nicht mehr so ist"
um Identifikation: "Die Fans identifizieren sich mit jemandem, der unten durchgeht, bei dem es nicht klappt, der aber kämpft"
um Außenseiter: "Aber alle gegen einen – das mag ich nicht so. Schon in der Schule fand ich das nicht gut"
um Kontinuitäten: "Wir haben aber dann später nicht alles über den Haufen geworfen"
um Vernunft: "Das ist nicht einfach, aber so ist die Situation"
um postmodernen Diskurs: "Es geht immer um etwas"
um die die Sphären öffentlich vs privat: "natürlich freut sich jeder von uns darauf, mit der Familie in Urlaub zu machen" (sic)
um Imaginationen: "Man arbeitet mit bestimmten Szenarien im Kopf"
um Gemeinschaft: "Das Wichtigste ist, dass wir alles zusammen machen. Wir besprechen alles zusammen. Jede Entscheidung wird besprochen. Hier macht keiner irgendeine Einzelaktion"
um Erziehung: "Es ist ja zu dritt besonders wichtig, dass man mit einer Stimme spricht. Denn sonst versuchen die Spieler, den einen Trainer gegen die beiden anderen auszuspielen"
um Aristoteles und Platon: "Drei Trainer als Mini-Demokratie? Eher als Oligarchie"
um Theologie: "Wir reden darüber und dann wird salomonisch darüber entschieden"
und schließlich um das Proletariat: "Schalke ist immer noch der Malocherklub. Früher war es ja so, dass die Spieler unter Tage gearbeitet haben. Sie sind nach der Schicht hochgefahren, haben sich geduscht und sind zum Training und zum Spiel gegangen"
Ach, die Sozialdemokraten müssten stolz sein auf dieses Interview. Opa auf Schalke, Papa auf Schalke, ich auf Schalke.. und immer SPD gewählt!
Samstag, 16. Mai 2009
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