Samstag, 9. Januar 2010

eine alte Masche

Vor einigen Monaten kommentierte eine Freundin beim gemeinsamen Shoppen: "Lila ist das neue schwarz". Jetzt lese ich in der WELT: "Basteln ist das neue Yoga". Worum geht es hier? Nicht bloß um Mode und Zeitvertreib, sondern um (soziale) Positionierungen. Kleidung kann als Zeichen verstanden und als Semiotik analysiert werden, und Hobbies wurden lange verstanden als ein Gegenbild zur Arbeit, die Tätigkeiten, die Spaß machen und freiwillig geschehen. Doch frei von Determinierungen sind Freizeitbesprechungen nie gewesen (schon die Idee der Freizeit ist es nicht). Nicht erst seit DAWANDA wird Handarbeit "zum coolsten Hobby überhaupt", ja sogar zu einer "Trendsportart". Unter dem Schein von Individualisierung wird hier dargestellt und kommuniziert, wird nach Anerkennung für vor allen Dingen weibliche und mütterliche Fähigkeiten gesucht, die sonst nicht anerkannt werden. DaWanda legt wert darauf, dass die Produkte "mit Liebe handgefertigt" wurden, ja dass es um Unikate geht. Das ist ein gutes Verkaufsargument, denn nach Unikaten sehnen sich KäuferInnen wie VerkäuferInnen gleichermaßen - die einen kaufen individuell ein, und die anderen bekommen individuelle Rückmeldungen und lang ersehnte Komplimente. Grundsätzlich habe ich nichts gegen DaWanda - aber dass die klassischen Frauenzeitschriften wie Brigitte und FürSie auf diesen Zug aufspringen und nun wieder zu ihren Kerngeschäft, den Strickanleitungen, zurückkehren, sollte mit einer gewissen Skepsis beobachtet werden.

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