Mittwoch, 27. Januar 2010

Schwetzingen

In der Zeitung DIE WELT werden sog. orientalische Bauten in Deutschland besucht, weil sie "touristisch interessant sind" - aber sie sind auch politisch interessant und diskursiv von Bedeutung. Denn im gegenwärtigen Sprechen über die Präsenzen des Islams in Deutschland, das sich zwischen Homogenisierungen und Bedrohungsszenarien bewegt, wird die historische Perspektive gerne vergessen. Umso wichtigter der kleine Hinweis in der WELT: "1780 entstand in Schwetzingen die erste Moschee Deutschlands". Errichtet wurde diese Moschee zwar von einem pfälzischen Kurfürsten, heute aber gerne instrumentalisiert bei der Bewerbung Schwetzingens als Weltkulturerbe der Unesco. Für das Schloss Schwetzingen ist diese Moschee "ein orientalischer Traum in Rosé" und vielleicht kommt es diesem Diskurs ja sogar entgegen, dass das Gebäude ursprünglich nicht als islamisches Gotteshaus konzipiert war und bis auf wenige Ausnahmen auch nicht als Gebetsstätte genutzt wurde? Positiv hervorgehoben werden muss das Gebäude dennoch, weil es wirklich eingebettet ist in das Gesamtkonzept des Schwetzinger Schlosses und damit zwar nicht die Wirklichkeit Deutschlands wieder spiegelt, aber zu ihrer Konstruktion beiträgt.

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