Montag, 30. November 2009

Bunte Überzeugungsarbeit

Die Schweizer haben in einer Volksabstimmung gegen den Bau von Minaretten auf Moscheen gestimmt. Schade. Ob sie überzeugter für Minarette gestimmt hätten, wenn diese bunt angemalt werden würden? Darf ich mal ihr Minarett anmalen? ist eine Aktion des Künstlers Boran Burchhardt. Unter dem Deckmantel Kunst wäre Religion vielleicht ein weniger bedrohliches Konstrukt?

Sonntag, 29. November 2009

Jedes Jahr 100 neue Läden

Der nette Herr Roßmann (mit schwarfem ß) aus Hannover im Video-Interview. Im Gespräch mit dem sympathischen Mann geht es so ganz nebenbei aber auch um weiße Flecken auf der Landkarte. Fazit: es gibt noch Platz! Herausforderung: postkolonial erfolgreiches Unternehmertum, geht das überhaupt?

Samstag, 28. November 2009

Ein Indianer? Bitte wer?

Der Gesamtverband der Kommunikationsagenturen (GWA) hat den Effie 2009 verliehen, in 15 Kategorien für die beste Marketing-Kommunikation (hieß das früher Werbung?). In der Kategorie Health Care gewinnt die Merck Selbstmedikation- für die Anzeige und den Videospot "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" der Kytta Salbe f. In der Begründung der Jury heißt es über die "Kreativ-Stratgie", das ganze sei sogar sehr glaubwürdig, denn die Beinwellwurzel wachse bis heute im Stammesgebiet der Indianer:
"Die schon sprichwörtliche Verbundenheit der Indianer mit der Natur und ihr Wissen um deren Heilkräfte unterstützen dabei perfekt die rationale und emotionale Markenbotschaft."
Nun ist es aber so, dass diese sprichwörtliche Verbundenheit ja eben ein Sprichwort ist, dass rein nichts über die indigenen Gesellschaften Nordamerikas aussagt, sondern ziemlich viel über a) Ethnizitätsdiskurse in Europa und deren Imaginationen des edlen, starken und autonomen indigenen Wilden und b) Konstruktionen von Maskulinität. Ich denke an all die Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, die es ganz schön schwer haben, sensible und gefühlsvolle Jungen zu erziehen, wenn diese von altmodischen Verwandten sabotiert werden, die ihren Kindern ein rühriges "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" mit auf den Weg geben. Welcher 7-jährige Junge mag da schon gerne antworten: ich will aber gar kein Indianer sein, sondern eine Barbie!

Freitag, 27. November 2009

Grund&Boden

Sollte sich herausstellen, dass Dubai auf Sand gebaut ist?

Donnerstag, 26. November 2009

nofreteten 24


Immer das Nicht-Postkoloniale kritisieren macht auch keinen Spaß! Ich kann mir hingegen lebhaft vorstellen, dass es Kindern sehr viel Spaß macht, die Lieder des Künstlers Grünschnabel auf dessen Kindermusik-CD "Fete bei Nofretete" mitzusingen. Die Hörproben sind wunderbar! Unbedingt anhören!

Dienstag, 24. November 2009

nichts dazugelernt

Wenn aus "Afrika! Afrika!"(das magische Zirkusereignis vom Kontinent des Staunens) nun "india india" (a journey to the land of mystery and wonders) wird, dann wächst mein Unbehagen bis an die höchste Zirkuszeltstange.

Montag, 23. November 2009

Pullover-Akrobatik

Dass die Süddeutsche Zeitung an diesem Wochenende wieder einmal einen umfangreichen Artikel über Intersexualität publiziert hat, ist zwar redundant und langweilig für diejenigen, die sich eh schon mit dem Thema beschäftigen, aber solche Artikel sind notwendig. Denn der Diskurs um Caster Semenya hat gezeigt, wie groß die Unwissenheit über die fließenden Übergänge zwischen den beiden Geschlechtern Frau & Mann (immer noch) sind. Die Skandalisierung und Stigmatisierung von Betroffenen kann vielleicht wirklich nur durch umfangreiche Bildungsarbeit verschwinden. Insofern ist der Artikel "Das Mädchen Lena- wie ein Mann" anzuerkennen. Doch warum begnüngt er sich mit einer sauberen Recherche, in der wirklich alles abgearbeitet wird, was es im hegemonialen Diskurs zu Intersexualität so gibt? Ein Portrait einer "betroffenen" Familie, Eugenides Middlesex und Caster, medizinische Fakten und Statistiken, John Money und Bruce, Brian, Brenda (stöhn!) und Richter-Appelt, Selbsthilfegruppen von XY-Frauen usw. Viel gelernt über die Konstruktion von Geschlecht? Denkste. Denn am Ende heißt es:
"Doch Lena muss nur ihren Pulli ausziehen, dann ist die Angst sofort wieder da. Sie zieht ihn nicht mit gekreuzten Armen über den Kopf, wie Frauen das meistens tun, sondern greift mit einem Arm in den Nacken: Wie ein Mann!"
War also doch kein Artikel über die Begrenzheit des Konzeptes der Zweigeschlechtlichkeit?

Sonntag, 22. November 2009

nofreteten 23

Wer wissen möchte, wie Nofretete/ Nefertiti nackt aussieht, der ist bei den Arbeiten des Künstlers Ragne Simond richtig. Vielleicht ist die nackte Königin eine Enttäuschung, und auch der künstlerische Wert des Aktes mag sich in Grenzen halten. Schade, denn von Sigmond stammen durchaus sehr postmoderne Fotografien. Da hat dann schon mal eine Frau überdimensionale Stecknadeln auf ihrer Glatze oder surrealistische Bilder voller Wasserblasen schweben durch die Bilder. Warum die Nofretete also nur eine so gewöhnliche Nackte ist?

Samstag, 21. November 2009

Fast Food Gender

McDonalds ist eine Frau und Burger King ist ein Mann! Das klingt so simpel, aber ich bin erst heute darauf aufmerksam gemacht worden. McDonalds ist eine Frau, weil die Heidi (weiß) Salat isst. Und Burger King ist Feuer und Flamme (schwarz), weil Geschmack KING ist. Achja, und auf die Länge kommt es an. Fast Food Gender kann sooo einfach sein!

Freitag, 20. November 2009

Migrationshintergrund reloaded

Postkoloniales Theater braucht keine Metropolen- sondern ist auch in der Provinz möglich:´Uraufführung des neuen Stücks von John von Düffel "Ich Heinz Erhard" am Staatstheater Oldenburg. "Kann ich mal bitte einen Migrationshintergrund haben?" bittet Ahmet die Technik und schwupps erscheint im Bilderrahmen eine Wüstenlandschaft mit Karawane, was er wenig witzig findet. Auch Bilder vom Bazar und einem Harem lehnt er ab".

Mittwoch, 18. November 2009

KONTROLLIEREN MICH DIE TATSACHEN?

Wenn auch nur eine der von dem schweizerischen Künstlerduo Fischli/Weiss zusammen gestellten und in dem wunderbaren Band "Findet mich das Glück" publizierten Fragen beantwortet wäre, dann müsste es die nofreteten nicht geben. Einstweilen muss aber noch gefragt werden:

-WARUM IST ALLES SO WEIT WEG?
-WIE HEISST DIESER WALD?
-SOLL ICH EIN LOCH GRABEN?
-WIE LANG IST DER NIL?
-SCHLUMMER IN DER FAMILIE EIN LETZTER REST VON LANDWIRTSCHAFT?
-WÄCHST DAS UNBEHAGEN VON SELBST?
-SIND LÄNDER LEBEWESEN?
-IST VIELES MIT ALLEM VERBUNDEN?
-DARF SICH DIE WAHRHEIT ALLES ERLAUBEN?
-KANN ICH ALLES DREHEN UND WENDEN WIE ICH WILL?
-BIN ICH EIN SONDERLING?
-GIBT ES DIE WELT AUCH OHNE MICH?
-IST ALLES HALB SO SCHLIMM?
-SOLL ICH MICH DER FORSCHUNG ZUR VERFÜGUNG STELLEN?
-BRAUCH ICH ETWAS SÜSSES?
-DARF ETWAS NICHT WAHR SEIN?

Diese und mehr Fragen (und keine Antworten) bei Fischli/Weiss.

Dienstag, 17. November 2009

noch 52 Mythen über Timbuktu

In der Einleitung zu ihrer Reisereportage "Süß wie die Liebe" wollen sich die beiden Spiegel-Autorinnen noch von der einstigen Verklärung reisender Europäerinnen und Europäer distanzieren ("Früher lockten Mythen um die Lehmstadt Reisende in die Sahara"). Heute locken also keine Mythen mehr? Was kommt denn nach dem Mythos?
Schon im zweiten Absatz wird die eigene Positionierung und Perspektive deutlich:
"Timbuktu! Als Ortsbezeichnung klingt das etwa so realistisch wie Atlantis oder Takatuka-Land."
Timbuktu ist demnach immer noch nicht eine einfache Oasenstadt im westafrikanischen Mali, sondern Ort von Sehnsucht und Romantik, und nur seine Verschriftlichung in Erzählungen und Romanen macht es zu einem greifbaren Raum. Wie sehr schon bei Atlantis und Takatuka vielmehr Vorstellungen des Eigenen als des Fremden konstruiert wurden, wird nicht erwähnt, ist im Besten Fall vielleicht nicht bekannt? Mich verwundert bloß, dass im Text immer wieder von dem Ende des Mythos die Rede ist ("Dass das Ende des Mythos sich bereits abzeichnete..", "Der Mythos war endgültig zerstört")- dabei sind wir doch mitten im Diskurs der Mythologisierung.

Montag, 16. November 2009

nofreteten 22

Das Neue Museum Berlin stellt die Büste der Nofretete aus. Aber ist diese Büste nicht vielmehr eine Trophäe? Eine Trophäe ist "ein Objekt, das als Zeichen des Triumphes über eine Person, eine Sache oder etwa eine Bedrohung bzw. eines Risikos dient." Wenn die Büste so zwangsläufig heute nach Berlin gehöre, dann ist genau das doch ein Zeichen des Sieges, des Triumphes über Ägypten, das Alte wie das Moderne.
Wem die These der Büste als Trophäe noch nicht einleuchten mag, der sehe sich dieses Bild aus dem Fundus der Offenen Kartierung an: nicht nur die beliebige Nebeneinanderstellung einer namenlosen (afrikanischen?) Maske neben der bunten Büste der Nofretete, sondern auch das stolze, Weiße Gesicht der Frau machen vielleicht sensibel für den feinen Unterschied zwischen einem Souvenier und einer Trophäe.

ein Ding der Unmöglichkeit

Madonna trifft Mutter von Jesus? Ich dachte, Madonna IST die Mutter von Jesus?

Donnerstag, 12. November 2009

Fauxpas

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?" "Orient - Manager".

Mittwoch, 11. November 2009

Patentamt

Ach, wie schade, dass Wilhelm von Humbold den Namen "Universität" nicht hat schützen lassen! Dann würde es heute so etwas Dubioses wie die Disney University oder die Hamburger University (Inhaberin ist Mc Donalds) nicht geben.

Modisch unerwünscht

Die Emma sucht eine neue Webdesignerin oder einen neuen Webdesigner. Inhaltliche Vorgaben für die Neugestaltung der homepage sind: "modern, aber nicht modisch". Modisch ist also nicht gut?

11 Freundinnen

Hinter 11 Freunde verbirgt sich ein von mir sehr geschätztes Fußballmagazin, dass auch als eine popakademische Antwort auf den kicker verstanden werden kann. Nun soll im Hinblick auf die Fußballweltmeisterinnenschaft der Frauen (2011) ein Beileger "11 Freundinnen" erscheinen. Ob es dabei bleibt, dass "Fußballerinnen nicht als Popstars inszeniert werden" bleibt abzuwarten.
Vorerst findet die sich im Internet unter 11 Freundinnen nur ein Pop: ein Shop für Fußballmotiv- Bettwäsche...

Samstag, 7. November 2009

Su-Mu

Ursula von der Leyen hat kein Problem damit, "Supermutti" genannt zu werden. Sie lacht. Schön wäre es aber, wenn nicht nur die Familienministerin im Interview mit dem Tagesspiegel erklären muss, welche Eigenschaften einer guten Mutter Angela Merkel aufweisen würde, sondern wenn auch die männlichen Minister mal mit dieser Frage konfrontiert werden würden.

Donnerstag, 5. November 2009

Muttersprachliche Schreimelodien

Ein Forschungsteam der Uni Würzburg hat herausgefunden: Babys schreien in ihrer Muttersprache. Die Schreilaute ähneln in ihrer Schreimelodie der Melodie der Muttersprache. Welche Auswirkungen das für die Fremdwahrnehmung eines Babys hat, ist bislang nicht bekannt. Was bedeutet diese Erkenntnis nun für Babys mit Migrationshintergrund? Und brauchen wir jetzt Muttersprachlichen Ergänzungsschreiunterricht in den Krippen?

Aus gegebenem Anlass

Alles hat seine Zeit: Advent ist im Dezember!

nofreteten 21

Mittwoch, 4. November 2009

diffuse Sehnsüchte

Das (meist) Öffentlich- Rechtliche Fernsehen versteht unter seinem Bildungsauftrag, das Publikum mit unzählbaren Afrika- Biografien Weißer Frauen zuzuballern. "Meine Farm in Afrika", "Die weisse Massai- Zurück aus Afrika", "Nirgendwo in Afrika", "Jenseits von Afrika" "Afrika- wohin mein Herz mich trägt", "Afrika mon amour", "Ich träumte von Afrika", immer ist eine Weiße Frau die aktiv Handelnde, aktiv Reisende, die ach so unterschiedlichen Kulturen überschreitend. Wie gut, dass die Basler Zeitung unter ihrem Bildungsauftrag versteht, diese Bilder zu dekonstruieren! In dem Essay "Die Sehnsucht des weissen Weibes nach Exotik" wird die beim Publikum erkannte Faszination für die Erfahrunsberichte weiblicher Lebensgeschichten als in der europäischen Kolonialgeschichte verwurzelt diagnostiziert. Dass es immer Frauen sind, die von ihren Begegenungen berichten, ist demnach kein Zufall.
"Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich das Sujet der exotischen, romantischen und meist unmöglichen Liebesbeziehung zwischen der weissen Frau und einem farbigen [sic!] Mann im Kontext kolonialer Herrschaftsverhältnisse zu etablieren. Seither ist die literarische Verwaltung der diffusen Sehnsucht nach fremden Kulturen fest in Frauenhand."
Problematisch ist neben der plakativen Gegenüberstellung von Kulturen, die nicht als Konstruktionen enttarnt werden, dass hier vorgespielt wird, es ginge darum, "Rollenbilder vor exotischem Hintergrund neu zu skizzieren". Immer finden die Frauen in der Fremde ihre wahre Bestimmung, als Helferin und Krankenschwester, als Landwirtin oder Lehrerin. "Immer geht es darum, wie die weisse Frau zupackt, anpackt, verbessert." Doch dass hier in der Tradition der Kolonialgeschichte Rollenbilder verfestigt werden, das wird verkannt. Ich wünsche mir, dass Verlage diesen Biografien kein Forum mehr bieten, auch/gerade weil es sich so gut verkauft!

Dienstag, 3. November 2009

Leben von der Weiterempfehlung

"Und, was möchtest du einmal werden, wenn du groß bist?" "Interimsmanager!"

Montag, 2. November 2009

Struppiges

"Und, was möchtest du einmal werden, wenn du groß bist?" "Tintinologe!"