Dienstag, 29. September 2009

Ein Platz an der Sonne

Als nicht regelmässige TV-Konsumentin bin ich wenig vertraut mit populärer und "Allseits-bekannter" Werbung. Beim jüngsten Versuch,stumpf durchs Vorbandprogramm des Öffentlich-Rechtlichen zu zappen, stieß ich auf ein "Alt-Bekanntes" Motiv medialer Träume, über das vielleicht schon geschrieben wurde, das vielleicht schon kritisiert wurde, aber das immer noch da ist: Die ARD-Fernsehlotterie verspricht doch tatsächlich immer noch einen Platz an der Sonne! Immer noch, weil dieses VERSPRECHEN das deutlichste Zeichen des deutschen Interesses an Kolonialabenteuern war. Zur Erinnerung:
"Ein Ausgangspunkt für die Betrachtung der Kolonialgeschichte bildet die noch heute bekannte Äußerung von Bernhard von Bülow (1849-1929), der zunächst Staatssekretär im Auswärtigen Amt und von 1900 bis 1909 Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident war. Im Winter 1897 stellte von Bülow vor dem Reichstag den deutschen Anspruch auf Kolonialbesitztum als "das Verlangen nach unserem Platz an der Sonne" dar." (Paulette Reed-Anderson)
Dass die ARD-Fernsehlotterie in Werbespots versucht, den Allmachtsanspruch des Sonnenplatzes zu reduzieren, in dem sie vorgibt, sich auch mit einem 2x2-Meter großen Sandkasten zufrieden zu geben, ist nicht glaubhaft. Ein bissel größer ist die Sahara schon..

Montag, 28. September 2009

Fat Studies Reader


Hinter den Fat Studies verbirgt sich eine neue, in der Tradition der Gender Studies und von den Queer Studies inspirierte akademische Disziplin. Sie könnten als ein wichtiges und notwendiges Korrektiv in einer 90-60-90-Gesellschaft verstanden werden. Über die neu entstandene Aufsatzsammlung heißt es:
"The Fat Studies Reader is a milestone achievement, bringing together fifty-three diverse voices to explore a wide range of topics related to body weight. From the historical construction of fatness to public health policy, from job discrimination to social class disparities, from chick-lit to airline seats, this collection covers it all."

wieder zu spät?

Die Financial Times Deutschland zeigt sich empört. Deutschland verschlafe die Rohstoffsuche in Afrika:
"Der Run auf Afrikas Rohstoffe ist in vollem Gang. Auch die deutsche Industrie könnte hier Nachschub für ihre Zukunftstechnologien finden. Aber wo andere beherzt zugreifen, streckt Berlin nur zaghaft die Finger aus."
Diese Perspektive macht sprachlos und bringt mich aus der "Fassung", erinnert sie doch an den Wettstreit der Deutschen mit anderen europäischen Kolonialmächten um die Weißen Flecken Afrikas, der seit dem 15. Jahrhundert die politische und künstlerische Agenda dominierte- und wiederholt das Angst- Bedrohungsszenario, dass Deutschland wieder einmal zu spät kommen könnte... ein Motiv, dass kennzeichnend war für ein kollektives deutsches Unbehagen. Bis heute werden (post)koloniale Aufarbeitungen blockiert. Wie wenig öffentliche Bewusstseinsänderung bislang erreicht wurde, zeigt der Text der Financial Times, weil er in einer linearen Tradition geschrieben wurde.

Sonntag, 27. September 2009

Auswanderungswahrscheinlichkeiten

Jahrzehntelang war der Migrationsdiskurs in Deutschland von Zuwanderung dominiert. Eine vor ein paar Tagen publizierte DIW/SOEP-Studie beschäftigt sich nun intensiv und nicht exotisch-privatfernsehend mit dem Phänomen von Auswanderung. Ja, junge, kluge, alleinlebende Frauen verlassen das Land, sie bereuen die Auswanderung nicht, identifizieren sich mit ihrer neuen Heimat und haben keine Absicht, zurückzukehren.

Freitag, 25. September 2009

Baby Born?

Ist es entwicklungspsychologisch eigentlich wichtig, dass kleine Mädchen spielen, sie seien eine Puppenmutter?

Donnerstag, 24. September 2009

P*A*N*O*R*A*M*A

Ein unabhängiges Reiseportal gibt Tipps, wie in diesen Tagen ein "Afrika-Feeling in Deutschland" hergestellt werden kann. Die Liste liest sich wie ein "Where-is-Where" des Otherings. Der Grundtenor ist ein altbekannter Diskurs: Afrika ist anders als wir. Dabei geht es wie so oft um Positionierungen des eigenen, europäischen Selbst. Afrika ist all` das, was wir nicht sind. Um die Absurdität des Theaters (Afrika als Bühne!) subversiv zu unterlaufen, wiederholen die nofreteten nun eine Aufzählung afrikanischer Orte "hierzulande", um auf die Fragwürdigkeit des Panoramas aufmerksam zu machen.
Eine Afrika-Reise durch Deutschland sollte beinhalten:

- einen Besuch im Hagenbecks Tierpark (der Klassiker unter den Tierparks, aber auch der mit der schwierigsten Historie)
- eine Nacht im Afrika-Zimmer des Lindner-Hotel Hagenbeck
- abends dann Besuch des Hamburger Muscial "König der Löwen" (holt die Savane direkt in den Hamburger Hafen...)
- eine Reise ins und im Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost, Sahara-Land Niger und Savannen-Land Kamerun inklusive
- Kultur in Berlin im Ethnologische Museum in Dahlem: Ausstellung “Kunst in Afrika” mit den Themen “Das Königreich Benin” und “Bamum - Tradition und Innovation im Kameruner Grasland”.
- im Hotel Matamba im Phantasialand Brühl in Köln schlafen ("Herrlich exotisch duftende Gewürze, leises rhythmisches Rasseln und Trommeln - authentischer ist es nur in Afrika selbst")
- “Bootsfahrt auf dem Sambesi” im Hannoveraner Erlebnis- Zoo
- und rechtzeitig zur Eröffnung des Neuen Museums wieder in Berlin sein: Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, und die Büste der Nofretete bestaunen..

... und wem das alles zu viel ist, der bleibt einfach zuhause und macht sich eine Tasse Heiße Schokolade. Schon mal den transfair GEPA-Kakao-Afrika probiert?

Mittwoch, 23. September 2009

"..was mir mein Mann geschenkt hat..."

Die Deutsche Bahn vermarktet derzeit in einem TV-Spot die neue Probe BahnCard 25, die sich auf der homepage als Probe BahnCard 25- Abonnement entpuppt. In der Werbung geht es um leider überhaupt nicht geistreiche Gespräche von drei Weißen Frauen, deren einziges Glück darin zu liegen scheint, dass sie heterosexuell sind und schon jung geheiratet haben. Das ist so gestern!

Dienstag, 22. September 2009

Caster2

For Caster Semenya: "This is an outpouring of love for Caster Semenya. Wrong is not her name. What is wrong is the way she has been treated in global media...."

Salam.orient

Die Kunst der Nicht-Positionierung besteht das österreichische Festival Salam.orient- Musik, Tanz und Poesie aus orientalischen Kulturen, wenn sie schreiben: "Salam.Orient 2009 ist ein weiteres Statement, dass alles auch ganz anders sein kann, dass die Bilder in unseren Köpfen stimmen und zugleich nicht stimmen." Aber kann die Dekonstruktion der gängigen Bilder gelingen, wenn schon im Titel des Festivals von "orientalischen Kulturen" die Rede ist? Ich bin unheimlich gespannt.

Montag, 21. September 2009

Schwarzgrüngelbe Verortungen

Welche Konzeptionen von Berliner Politik hat eigentlich die Grünen-Chefin Claudia Roth, wenn sie sagt: „Mit uns fährt kein Schiff nach nirgendwo, und Jamaika bleibt in der Karibik.“? Die in diesen Tagen so beliebte Metapher hat Künast schon mehr als einmal formuliert- leider! Es wäre wünschenswert, wenn engagierte Politikerinnen (wie sie es ohne Zweifel ist) sich in Erinnerung (ja, kollektives Gedächtnis) rufen würden, dass über Sprache alltäglich rassistische Verortungen transportiert werden!

Sonntag, 20. September 2009

عيد مبارك‎


Das Glück einer Briefmarke kann darin liegen, dass sie am 1. September 2001 von der U.S. Postal Service herausgegeben wurde... heute, Jahre später, gibt es einen politischen Streit um die Marken. Protagonisten in dem Diskurs sind die Konservativen und Republikaner.

Die nofreteten wünschen in Opposition zu diesen ein friedliches Fest! Allüberall!
عيد مبارك

Donnerstag, 17. September 2009

Vor-name kommt Vor-Urteil

Dass Vornamen zu extremen Assoziationen beim Gegenüber führen können, damit Einfluss nehmen auf Fremdwahrnehmungen in Schule, Ausbildung und Beruf und miteintscheidend sind für Karrierewege, ist bekannt. Ein wunderbares Zitat aus einer Masterarbeit fasst den Diskurs um Vorurteile von Vornamen zusammen: "Kevin ist kein Vorname, sondern eine Diagnose!"

Montag, 14. September 2009

Pink ist kein Herzenswunsch


Im Gegensatz zur Deutschen Post bin ich nicht der Meinung, dass der Herzenswunsch vieler Mädchen (Achtung Konstrukt) erfüllt werden sollte. Denn ein Herzenswunsch kann ja auch das Ergebnis von falschen, sexistischen oder rassistischen Diskursen sein, und es wäre dann Aufgabe von einer Koalition aus Erziehungsberechtigten und Medien, Gegen(vor)bilder anzubieten. Scheinbar hat die oder der Frauenbeauftragte der Deutschen Post Urlaub gehabt, als der Entwurf zu 50-Jahre-Barbie zur Disposition stand.

Sonntag, 13. September 2009

Commes des Garçons

Wieso glaubt die Park Avenue, dass wenn die japanische Commes des Garçons -Designerin Rei Kawakubo für H&M designt dann "Anti-Mainstream für die Massen" dabei herauskommt?

Samstag, 12. September 2009

Weibliche Führungskraft

Die Zeitschrift "ab 40" (da ist Name Program) titelt in ihrer neusten Ausgabe: "Weibliche Führungskraft braucht die Welt". Auf dem Cover Michelle Obama. Welche Führungsposition besetzte die doch gleich?

Dienstag, 8. September 2009

And ain`t I a woman?

Ganz schön links

Eigentlich eine ganz kleine Meldung: im Inselstaat Samoa gilt ab sofort Linksverkehr. Eine mittlere Meldung wird das ganze, weil in den Berichten so nebenbei daran erinnert wird, dass Samoa eine deutsche Kolonie war. Da die Tatsache deutscher Kolonisation nicht im kollektiven nationalen Gedächtnis angekommen ist und bis heute unter dem Neologismus "deutsche Schutzgebiete" abgehandelt wird, ist Sensibilität von Nöten. Eine große Meldung wird es schließlich, als die WELT ONLINE ein Interview mit einem ehemaligen deutschen Honorarkonsul auf Samoa führt. Der hält die Entscheidung des samoaischen Premiers, den Verkehr auf links umzustellen, für falsch und weiß, dass die Samoaner sowieso schon keine guten Autofahrer seien. Viele hätten keinen Führerschein, Kontrollen der Polizei gäbe es bislang nur sporadisch. Ist das ein Zeichen sensiblen Umgangs mit kolonialer Geschichte, Herr Konsul?

Montag, 7. September 2009

Ägypten_attraktiver_Outsourcing_Standort

Aus dem e-commerce MAGAZIN erfahren wir:
"Etablierte Outsourcing-Anbieter wie Indien und China sowie etliche Akteure im Second Level Support, darunter Russland, Irland, die Philippinen, Malaysia und Israel... Ägyptens Attraktivität als Outsourcing-Standort ist in den letzten Jahren parallel zur Entwicklung seiner ITK-Infrastruktur kontinuierlich gestiegen....Laut A.T. Kearney rangiert Ägypten damit als Anbieter von IT-Offshore-Leistungen weltweit an 13. Stelle....Die National Outsourcing Association (NOA) verlieh Ägyptens wachsendem Status als Outsourcing-Markt 2008 mit dem Titel "Offshoring Destination of the Year" weitere Anerkennung....Die ägyptische Regierung erklärte die Entwicklung der Outsourcing-Industrie zur obersten Priorität* und schuf mit der Information Technology Industry Development Agency (ITIDA) eigens eine Behörde, um in Ägypten die Infrastruktur für Informations- und Kommunikationstechnik mit dem Schwerpunkt Outsourcing zu fördern....Vertreter der ITIDA haben mehrfach darauf hingewiesen, dass Ägypten sich für die Entwicklung seiner ITK-Branche das Wachstum der indischen Outsourcing-Industrie zum Vorbild nimmt....Ägyptens ICT-Industrie wird weithin für ihre deregulierte und privatisierte Struktur geschätzt. ...Multinationale Unternehmen geben bei ihrer Suche nach Offshore-Standorten der Infrastruktur die höchste Priorität. Die ägyptische Regierung hat dementsprechend viel Geld investiert, um Anlagen auf Weltklasse-Niveau bieten zu können. So wurde zum Beispiel im Rahmen eines Public-Private-Partnership in Kairo das Smart Village gegründet: Ein spezialisiertes, modernes Gewerbegebiet, das sich über 600 Hektar erstreckt und über 100 Unternehmen mit berühmten Namen wie Ericsson, HSBC, HP, Orange, Teleperformance, SQS und Vodafone sowie zahlreiche ägyptische Unternehmen beherbergt. Das Gebiet ist mit einem Glasfasernetzwerk, multiplen Stromversorgungsquellen, Fernwärme und Klimaanlagen sowie modernen Gemeinschaftseinrichtungen und Wohnungen ausgestattet. Über 13.000 Experten sind hier untergebracht und die Zahl wird bis 2014 auf voraussichtlich 40.000 steigen...."

*und ich habe mir eingebildet, oberste Priorität seien Demokratisierung, Menschenrechte, Gesundheitsversorgung, Alphabetisierung, politische Transparenz?

Sonntag, 6. September 2009

nofreteten 15

In der Berliner Nationalgalerie stehen sich jetzt Nofretete und Marilyn Monroe gegenüber.

Samstag, 5. September 2009

Die Nächte des Ramadan

»…esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt! Hierauf haltet das Fasten durch bis zur Nacht!…«

...heißt es in Sure 2, Vers 187 im Koran über den Ramadan. Glückwunsch an die webdesigner von "Die Nächte des Ramadan", einem Berliner Kulturfest: eine so schöne, ästhetisch-gelungene Umsetzung des Themas ist euch mit eurer homepage gelungen! Kein orientalistischer Kitsch, sondern magenta-himmelblauer Charme. Das macht Hoffnung!

Freitag, 4. September 2009

LiegenLassen

Nach German Angst nun German Gelassenheit? Dabei hatte ich mich gerade eingedeckt mit Sachbüchern und Belletristik zum Phänomen der German Angst- das werde ich nun gelassen zur Seite legen. LiegenLassen. Frei von Sorge sein. Alles halb so schlimm.

Donnerstag, 3. September 2009

Still-Aufruf

Der US-amerikanische Bildhauer Daniel Edwards ist für seine provozierenden Skulpturen bekannt. Die gebärende Britney Spears oder die BH-Büste Hillary Clintons waren frühere Auseinandersetzungen mit Inszenierungen von Weiblichkeit. Seine neuste Figur ist die stillende Angelina Jolie. Da Jolie sich bereits selbst schon stillend auf den Covern von Hochglanzmagazinen abgebildet hat, und nun ihrerseits stillend als Ganzkörperskulptur ab gebildet wurde, scheint es da jemand ernst zu meinen mit der Politisierung der weiblichen Brust. Edwards nennt seine Figur „Landmark for Breastfeeding“ und stellt sie nun im Rahmen der Weltwoche des Stillens aus. Ist DAS jetzt Postfeminismus? Oder Still-Feminismus?

Dienstag, 1. September 2009

Assoziativer Tee


Der französische Hersteller FAUCHON PARIS vermarktet seinen Tee als Schönheitsprodukt. Die Produkte bekommen definitiv ein extraordinäres Lable und sprechen auch meine Ästhetik an. Beim Schlendern über die homepage der Marke fühlt die Besucherin sich, als könne sie im Teesortiment eines Juweliers stöbern. Nur mit der neuen Werbung "Schönheit durch Tee" assoziiere ich dann doch eher einen Tampon denn einen Teebeutel.

mechanisch gedacht

Na, da hat die WELT aber mal wieder ganze Arbeit geleistet und journalistisch recherchiert.. es galt, einen Artikel über Migration und Krankeit im Kindesalter zu schreiben. Und anstatt sich differenziert mit der Problematik von Zugangsbeschränkungen zum deutschen Gesundheitssystem zu beschäftigen, wird schlicht ein Medizinprofessor zitiert. Der muss es ja wissen. Und der weiß von jeder Menge Erbkrankeiten aus "diesen Regionen". Er weiß von Tuberkulose und Stoffwechselstörungen, von extremer Schamhaftigkeit und Totalverschleierung. Ob er davon ausgeht, dass die von ihm untersuchten Kinder alle erst kürzlich eingewandert sind? Sehr interessante Idee, vor allen Dingen, wenn ihre Eltern in der Zweiten, wenn nicht schon in der Dritten Generation Deutsche sind. Der Professor und mit ihm die WELT konstatiert jedenfalls seinen migrantischen Klientinnen und Klienten eine "mechanische Denkweise"- es scheint, dass diese vorbehaltlos übernommen wurde?!