Dienstag, 29. Dezember 2009

grüne Besetzungen

ich schreibe:
"the British still occupied Egypt"
und meine word-Rechtschreibkorrektur markiert mir diesen Satz grün..
... und schlägt mir vor, ich solle schreiben:
"did not occupy"

Freitag, 25. Dezember 2009

Weihnachten

[...] Weibe, die ward schwanger [...]
Lk 2,5

Dienstag, 22. Dezember 2009

nofreteten 26


Die US-amerikanischen Geistes- und Medienwissenschaftlerin Camilie Paglia untersucht in ihrem Buch "Sexual Personae: Art and Decadence from Nefertiti to Emily Dickinson" die "Manifestationen des chthonischen und des apollinischen Prinzips in der westlichen Kunstgeschichte" seit der Antike. Und dazu gehört dann auch die Nofrete... Dabei geht die Postfeministin in ihren Thesen provokant und provokativ zu Werke, was auch DER SPIEGEL schon bemerkte:
"Sonst kommen wenige Frauen vor. Und daran, sagt Paglia, sei nicht sie schuld, sondern das Wesen der Weiblichkeit. Frauen gebären, Männer seien kreativ, und daß die Geschlechter kulturell niemals gleichwertig sein werden, könne man täglich auf der Toilette feststellen. Hier zeige sich die endgültige Überlegenheit der Männlichkeit: Er bringt mit scharfem Strahl ein kleines Kunstwerk, einen "Bogen der Transzendenz" zustande. Sie dagegen "düngt bloß den Boden, auf dem sie steht"."
Nachdem Paglia 10 Jahre lang nach einem Verleger für ihr Sexual Personae suchte, wurde es schließlich 1991 veröffentlicht - sie hat sich damit vom Mainstream-Feminismus sicherlich entfernt, aber der wollte auch schon vor Erscheinen des Buches nichts über lesbische Vampire wissen und weiß die Irone des urinierten "Bogen der Transzendenz" auch nicht zu schätzen.

Montag, 21. Dezember 2009

Spa meets Aladin

Das im Deutschen immer häufiger für Gesundheit eingesetzte Wort Spa ist keine Abkürzung, sondern geht zurück auf einen belgischen Badeort. Und im Grunde meint Spa auch nicht Gesundheit, sondern Wellness. Und Wellness wiederum ist kein Synonym für Wochenende, sondern leitet sich ab von "wealnesse", dem englischen gute Gesundheit. Soweit die Kausalkette. Und dann ist da noch Aladin, eine Märchenfigur aus 1001 Nacht. Wenn der Okzident nun zum Wellness geht, dann ins Ishara-Baden wie in 1001-Nacht, ins Rasul-Bad oder gleich ins Hamam. In Zukunft will auch Geretsried mitwellnessen, was der Orient so hergibt. In der bayrischen Kleinstadt wird eine Wellnessanlage gebaut. Name.. ihr ahnt es schon: SPALADIN.

Sonntag, 20. Dezember 2009

|| a line a day ||

Der neue Blog || a line a day || ist Musik in meinen Ohren.

Freitag, 18. Dezember 2009

Die Silhouette eines Baumes

Weihnachtsbaum gekauft.
Das erste Mal.
Seltsam.
Mit dem Weihnachtsbaum-Verkäufer geredet.
Baum bestaunt.
Seltsam.
Sagt der Weihnachtsbaum-Verkäufer:
"Die Silhouette dieses Baumes ist perfekt!"
Seltsam.
Ich bin eine Frau.
Paris ist eine Frau.
Mein Weihnachtsbaum ist eine Frau.

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Achtung, Basar!

Edelgard Bulmahn im Interview mit tagesschau.de: "Der Bildungsgipfel droht zum Basar zu verkommen, auf dem der Bund vor allem um die Zustimmung der Länder zur Steuersenkung feilscht". Diese Einstellung zeigt einerseits ein sehr schlechtes Bild vom Basar. Wenn ein westlich-politischer Gipfel droht zu verkommen, also abzusteigen und an Wert zu verlieren, indem er zum Basar wird, dann ist der Basar als eine Gefahr konzipiert. Andererseits ignoriert die Aussage von Buhlmahn, dass gerade auf einem Basar das Feilschen eine durchaus politische Performance ist, bei der die finalen Preise von Beginn an feststehen. Ist doch wie der Bildungsgipfel, oder?

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Stop pinkification!

Richtung super finde ich diese britische "Christmas campaign calling for the ELC to stop its pinkification and gender-stereotyping of children’s toys". Von den Zwillingen Abi und Emma Moore gegründet, ist Pinkstinks ein Aufruf, der frühen weiblichen Sozialisation als Prinzessin zu entfliehen! Wer pinke Spielsachen hat, wird später bestimmt keine Nadelstreifenmanagerin!
Von mir aus kauft euren Töchter diese bedruckten T-Shirts, auf denen steht: "I am NO princess", das ist eine Botschaft!

Dienstag, 15. Dezember 2009

nofreteten 25

Bedrucktes, wenn es kein Buch ist, mag ich nicht! Dabei sind der Nicht-Fantasie keine Grenzen gesetzt und vor allem die ersten Lebensphasen (pränatal und postnatal) einer Biografie werden beschriftet was das Zeug hält (und das hält viel aus). Da sind zunächst diese rosa und hellblauen Klamotten von schwangeren Frauen, die ihre selten aus Naturbaumwolle bestehenden Stücke (Polyester!) mit allerlei "Wunschkind-"Ideen durch die Yoga-Kurse schleppen. Und damit in Zeiten der Nicht-Diät keine Missverständnisse entstehen, steht dann auch schon mal "Bald Mama" auf dem T-Shirt. Vor allen Dingen wenn die Schwangere darunter leidet, dass ihr Bauch noch unsichtbar ist, muss mit einem T-Shirt dagegen angegangen werden. Das Private ist Öffentlich, ruft die Trägerin. Sieh mich an! Kaum ist das Kind geboren, ist es dann "frisch gepresst" (man beachte die Glorifizierung einer natürlichen Geburt), muss der Junge dann ein "Fußballweltmeister 2026" sein. Das heteronormative Familienmodel wird bestätigt und dem arbeitenden Vater, der eh nie zu Hause ist, wenn es Streß gibt, das Bonbon aus der Tasche gezogen ("Wenn Mama nein sagt gehe ich eben zu Papa") und es bleibt nur zu hoffen, dass Mama dieses T-Shirt bei 90° einlaufen lässt. Wenn das Kind "nicht von schlechten Eltern" ist, so heißt das noch lange nicht, dass es gute Eltern hat.
Das Schlimme ist, dass die Trägerin und der Träger der Funktion sich in ästhetischer und funktioneller Kleidungswahl nicht wehren können, wenn sie die Fantasien und Wünsche der Eltern ausbaden müssen. Das Unbehagen beschreibt hier eine auf den Leib geschriebene Zuschreibung! Noch bevor das Kind lesen kann, wird es schon gelesen - von all den anderen. Und anstatt dass das Baby bedingungs- und T-shirt-Sprüchelos geliebt wird, muss es selber lieben. Mama und Papa auf jeden Fall. Und New York. Oder eben Nefertiti.

Montag, 14. Dezember 2009

3:1 = 2:2

Pauli versus Greuter Fürth: während die Fans gemeinsam mit Stadionsprecher und Anzeigentafel um die Wette das vermeintliche 3:1 bejubeln, pfeift der Schiedsrichter längst das 2:2. Das ist wahrlich postmathematischer Fußball!

Dienstag, 8. Dezember 2009

Land unter

"Und, was möchtest du mal werden, wenn der Klimawandel da ist?" "Regenmacher!"

Eine nie dagewesene Rundheit

Der Ball ist rund. Das war früher einer der wichtigsten Aussagen beim Fußball. Heute und bei der WM 2010 in Südafrika ist das nicht anders. Nur wird jetzt seitens Adidas von einer noch nie dagewesenen Rundheit gesprochen:
"Mit nur acht neuartigen, thermisch verschweißten und erstmals sphärisch geformten 3D-Panels erreicht der Jabulani eine bisher nie da gewesene Rundheit."
Hatte also dieser schlicht gestrickte Satz "Der Ball ist rund" mit Artikel, Nomen und Adjektiv (Wie ist er, der Ball? Rund) wie in den 1950ern die Sehnsucht nach klaren Antworten versichert, die sich übrigens auch umdrehen ließen (Was ist rund? Der Ball), so sind in postherbergerischen Zeiten auch diese einstigen Gewissheiten unsicher. Mir graut es vor den Interviews, die die Spieler vor, während und nach den Spielen der WM geben müssen, und aufgefordert werden, zur Rundheit Stellung zu beziehen.

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Re-Tradition

Da nennt ein deutscher Koch sein Kochbuch "Alles in Butter", seine TV-Show "Aber bitte mit Sahne" und sein Bühnenprogramm "Sushi ist auch keine Lösung". Klingt nach ganz schön viel Angst vor der Globalisierung..

Dienstag, 1. Dezember 2009

يوم الايدز العالمى

Ethnische Bedenkzeiten

Es gibt da diese Babypuppen. Wirkliche, ja ich will fast sagen authentische Babypuppen. Um die sich die Jugendliche und der Jugendliche wirklich, also in "real" zu kümmern hat. Ungefähr 50 cm groß, wiegen sie etwa 3000 Gramm, und, wenig überraschend: es gibt Mädchen und Jungen. Vielleicht ist der Erfolg dieser pädagogischen Projekte fragwürdig, wenn Jugendliche über einige Tage eine Babypuppe mit nach Hause nehmen, um im Rahmen des Eltern Praktikums einmal zu testen, wie das wäre, so jung ein Kind zu bekommen. Denn die Idee, die dahinter steckt, kann ja nur in der Abschreckung liegen. Dass das Füttern und Wickeln, Aufstoßen und Wiegen zu anstrengend ist und von dem Gedanken einer jungen Elternschaft Abstand genommen wird, die Intention. Schön, wenn das funktioniert.
Doch das Unternehmen babybedenkzeit scheint von seinen Produkten und Projekten überzeugt, und profitabel scheint es auch zu sein, bietet babybedenkzeit ja auch noch den Shaken Baby Syndrom Simulator, das FAS Babymodel eines alkoholgeschädigten Säuglings, das Drogen Babymodell und ein Pregnancy Profil (eine die Schwangerschaft simulierende Weste). Billig ist das alles nicht, aber das ist ein Kind ja auch nicht.

Fazit: Das Unternehmen bekommt von mir einen Pluspunkt, weil es an der De-Konstruktion des Mythos arbeitet, jung ein Kind zu bekommen sei ganz einfach. Aber das Unternehmen bekommt einen Minuspunkt von mir, weil es sich an der Konstruktion von Hautfarbe und Lokalität beteiligt, indem sie schreiben:
"Um der ethnischen Vielfalt unserer Welt gerecht zu werden, können Sie RealCare®Baby II und RealCare®Baby II - plus in sieben verschiedenen Hautfarben bekommen: afrikanisch hell, afrikanisch dunkel, japanisch, hispanisch, europäisch und indianisch."
Die Positionierung eines Kontinentes ist nicht das, was für die Konstruktion von race entscheidend ist, liebe babybedenkzeit.

Montag, 30. November 2009

Bunte Überzeugungsarbeit

Die Schweizer haben in einer Volksabstimmung gegen den Bau von Minaretten auf Moscheen gestimmt. Schade. Ob sie überzeugter für Minarette gestimmt hätten, wenn diese bunt angemalt werden würden? Darf ich mal ihr Minarett anmalen? ist eine Aktion des Künstlers Boran Burchhardt. Unter dem Deckmantel Kunst wäre Religion vielleicht ein weniger bedrohliches Konstrukt?

Sonntag, 29. November 2009

Jedes Jahr 100 neue Läden

Der nette Herr Roßmann (mit schwarfem ß) aus Hannover im Video-Interview. Im Gespräch mit dem sympathischen Mann geht es so ganz nebenbei aber auch um weiße Flecken auf der Landkarte. Fazit: es gibt noch Platz! Herausforderung: postkolonial erfolgreiches Unternehmertum, geht das überhaupt?

Samstag, 28. November 2009

Ein Indianer? Bitte wer?

Der Gesamtverband der Kommunikationsagenturen (GWA) hat den Effie 2009 verliehen, in 15 Kategorien für die beste Marketing-Kommunikation (hieß das früher Werbung?). In der Kategorie Health Care gewinnt die Merck Selbstmedikation- für die Anzeige und den Videospot "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" der Kytta Salbe f. In der Begründung der Jury heißt es über die "Kreativ-Stratgie", das ganze sei sogar sehr glaubwürdig, denn die Beinwellwurzel wachse bis heute im Stammesgebiet der Indianer:
"Die schon sprichwörtliche Verbundenheit der Indianer mit der Natur und ihr Wissen um deren Heilkräfte unterstützen dabei perfekt die rationale und emotionale Markenbotschaft."
Nun ist es aber so, dass diese sprichwörtliche Verbundenheit ja eben ein Sprichwort ist, dass rein nichts über die indigenen Gesellschaften Nordamerikas aussagt, sondern ziemlich viel über a) Ethnizitätsdiskurse in Europa und deren Imaginationen des edlen, starken und autonomen indigenen Wilden und b) Konstruktionen von Maskulinität. Ich denke an all die Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, die es ganz schön schwer haben, sensible und gefühlsvolle Jungen zu erziehen, wenn diese von altmodischen Verwandten sabotiert werden, die ihren Kindern ein rühriges "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" mit auf den Weg geben. Welcher 7-jährige Junge mag da schon gerne antworten: ich will aber gar kein Indianer sein, sondern eine Barbie!

Freitag, 27. November 2009

Grund&Boden

Sollte sich herausstellen, dass Dubai auf Sand gebaut ist?

Donnerstag, 26. November 2009

nofreteten 24


Immer das Nicht-Postkoloniale kritisieren macht auch keinen Spaß! Ich kann mir hingegen lebhaft vorstellen, dass es Kindern sehr viel Spaß macht, die Lieder des Künstlers Grünschnabel auf dessen Kindermusik-CD "Fete bei Nofretete" mitzusingen. Die Hörproben sind wunderbar! Unbedingt anhören!

Dienstag, 24. November 2009

nichts dazugelernt

Wenn aus "Afrika! Afrika!"(das magische Zirkusereignis vom Kontinent des Staunens) nun "india india" (a journey to the land of mystery and wonders) wird, dann wächst mein Unbehagen bis an die höchste Zirkuszeltstange.

Montag, 23. November 2009

Pullover-Akrobatik

Dass die Süddeutsche Zeitung an diesem Wochenende wieder einmal einen umfangreichen Artikel über Intersexualität publiziert hat, ist zwar redundant und langweilig für diejenigen, die sich eh schon mit dem Thema beschäftigen, aber solche Artikel sind notwendig. Denn der Diskurs um Caster Semenya hat gezeigt, wie groß die Unwissenheit über die fließenden Übergänge zwischen den beiden Geschlechtern Frau & Mann (immer noch) sind. Die Skandalisierung und Stigmatisierung von Betroffenen kann vielleicht wirklich nur durch umfangreiche Bildungsarbeit verschwinden. Insofern ist der Artikel "Das Mädchen Lena- wie ein Mann" anzuerkennen. Doch warum begnüngt er sich mit einer sauberen Recherche, in der wirklich alles abgearbeitet wird, was es im hegemonialen Diskurs zu Intersexualität so gibt? Ein Portrait einer "betroffenen" Familie, Eugenides Middlesex und Caster, medizinische Fakten und Statistiken, John Money und Bruce, Brian, Brenda (stöhn!) und Richter-Appelt, Selbsthilfegruppen von XY-Frauen usw. Viel gelernt über die Konstruktion von Geschlecht? Denkste. Denn am Ende heißt es:
"Doch Lena muss nur ihren Pulli ausziehen, dann ist die Angst sofort wieder da. Sie zieht ihn nicht mit gekreuzten Armen über den Kopf, wie Frauen das meistens tun, sondern greift mit einem Arm in den Nacken: Wie ein Mann!"
War also doch kein Artikel über die Begrenzheit des Konzeptes der Zweigeschlechtlichkeit?

Sonntag, 22. November 2009

nofreteten 23

Wer wissen möchte, wie Nofretete/ Nefertiti nackt aussieht, der ist bei den Arbeiten des Künstlers Ragne Simond richtig. Vielleicht ist die nackte Königin eine Enttäuschung, und auch der künstlerische Wert des Aktes mag sich in Grenzen halten. Schade, denn von Sigmond stammen durchaus sehr postmoderne Fotografien. Da hat dann schon mal eine Frau überdimensionale Stecknadeln auf ihrer Glatze oder surrealistische Bilder voller Wasserblasen schweben durch die Bilder. Warum die Nofretete also nur eine so gewöhnliche Nackte ist?

Samstag, 21. November 2009

Fast Food Gender

McDonalds ist eine Frau und Burger King ist ein Mann! Das klingt so simpel, aber ich bin erst heute darauf aufmerksam gemacht worden. McDonalds ist eine Frau, weil die Heidi (weiß) Salat isst. Und Burger King ist Feuer und Flamme (schwarz), weil Geschmack KING ist. Achja, und auf die Länge kommt es an. Fast Food Gender kann sooo einfach sein!

Freitag, 20. November 2009

Migrationshintergrund reloaded

Postkoloniales Theater braucht keine Metropolen- sondern ist auch in der Provinz möglich:´Uraufführung des neuen Stücks von John von Düffel "Ich Heinz Erhard" am Staatstheater Oldenburg. "Kann ich mal bitte einen Migrationshintergrund haben?" bittet Ahmet die Technik und schwupps erscheint im Bilderrahmen eine Wüstenlandschaft mit Karawane, was er wenig witzig findet. Auch Bilder vom Bazar und einem Harem lehnt er ab".

Mittwoch, 18. November 2009

KONTROLLIEREN MICH DIE TATSACHEN?

Wenn auch nur eine der von dem schweizerischen Künstlerduo Fischli/Weiss zusammen gestellten und in dem wunderbaren Band "Findet mich das Glück" publizierten Fragen beantwortet wäre, dann müsste es die nofreteten nicht geben. Einstweilen muss aber noch gefragt werden:

-WARUM IST ALLES SO WEIT WEG?
-WIE HEISST DIESER WALD?
-SOLL ICH EIN LOCH GRABEN?
-WIE LANG IST DER NIL?
-SCHLUMMER IN DER FAMILIE EIN LETZTER REST VON LANDWIRTSCHAFT?
-WÄCHST DAS UNBEHAGEN VON SELBST?
-SIND LÄNDER LEBEWESEN?
-IST VIELES MIT ALLEM VERBUNDEN?
-DARF SICH DIE WAHRHEIT ALLES ERLAUBEN?
-KANN ICH ALLES DREHEN UND WENDEN WIE ICH WILL?
-BIN ICH EIN SONDERLING?
-GIBT ES DIE WELT AUCH OHNE MICH?
-IST ALLES HALB SO SCHLIMM?
-SOLL ICH MICH DER FORSCHUNG ZUR VERFÜGUNG STELLEN?
-BRAUCH ICH ETWAS SÜSSES?
-DARF ETWAS NICHT WAHR SEIN?

Diese und mehr Fragen (und keine Antworten) bei Fischli/Weiss.

Dienstag, 17. November 2009

noch 52 Mythen über Timbuktu

In der Einleitung zu ihrer Reisereportage "Süß wie die Liebe" wollen sich die beiden Spiegel-Autorinnen noch von der einstigen Verklärung reisender Europäerinnen und Europäer distanzieren ("Früher lockten Mythen um die Lehmstadt Reisende in die Sahara"). Heute locken also keine Mythen mehr? Was kommt denn nach dem Mythos?
Schon im zweiten Absatz wird die eigene Positionierung und Perspektive deutlich:
"Timbuktu! Als Ortsbezeichnung klingt das etwa so realistisch wie Atlantis oder Takatuka-Land."
Timbuktu ist demnach immer noch nicht eine einfache Oasenstadt im westafrikanischen Mali, sondern Ort von Sehnsucht und Romantik, und nur seine Verschriftlichung in Erzählungen und Romanen macht es zu einem greifbaren Raum. Wie sehr schon bei Atlantis und Takatuka vielmehr Vorstellungen des Eigenen als des Fremden konstruiert wurden, wird nicht erwähnt, ist im Besten Fall vielleicht nicht bekannt? Mich verwundert bloß, dass im Text immer wieder von dem Ende des Mythos die Rede ist ("Dass das Ende des Mythos sich bereits abzeichnete..", "Der Mythos war endgültig zerstört")- dabei sind wir doch mitten im Diskurs der Mythologisierung.

Montag, 16. November 2009

nofreteten 22

Das Neue Museum Berlin stellt die Büste der Nofretete aus. Aber ist diese Büste nicht vielmehr eine Trophäe? Eine Trophäe ist "ein Objekt, das als Zeichen des Triumphes über eine Person, eine Sache oder etwa eine Bedrohung bzw. eines Risikos dient." Wenn die Büste so zwangsläufig heute nach Berlin gehöre, dann ist genau das doch ein Zeichen des Sieges, des Triumphes über Ägypten, das Alte wie das Moderne.
Wem die These der Büste als Trophäe noch nicht einleuchten mag, der sehe sich dieses Bild aus dem Fundus der Offenen Kartierung an: nicht nur die beliebige Nebeneinanderstellung einer namenlosen (afrikanischen?) Maske neben der bunten Büste der Nofretete, sondern auch das stolze, Weiße Gesicht der Frau machen vielleicht sensibel für den feinen Unterschied zwischen einem Souvenier und einer Trophäe.

ein Ding der Unmöglichkeit

Madonna trifft Mutter von Jesus? Ich dachte, Madonna IST die Mutter von Jesus?

Donnerstag, 12. November 2009

Fauxpas

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?" "Orient - Manager".

Mittwoch, 11. November 2009

Patentamt

Ach, wie schade, dass Wilhelm von Humbold den Namen "Universität" nicht hat schützen lassen! Dann würde es heute so etwas Dubioses wie die Disney University oder die Hamburger University (Inhaberin ist Mc Donalds) nicht geben.

Modisch unerwünscht

Die Emma sucht eine neue Webdesignerin oder einen neuen Webdesigner. Inhaltliche Vorgaben für die Neugestaltung der homepage sind: "modern, aber nicht modisch". Modisch ist also nicht gut?

11 Freundinnen

Hinter 11 Freunde verbirgt sich ein von mir sehr geschätztes Fußballmagazin, dass auch als eine popakademische Antwort auf den kicker verstanden werden kann. Nun soll im Hinblick auf die Fußballweltmeisterinnenschaft der Frauen (2011) ein Beileger "11 Freundinnen" erscheinen. Ob es dabei bleibt, dass "Fußballerinnen nicht als Popstars inszeniert werden" bleibt abzuwarten.
Vorerst findet die sich im Internet unter 11 Freundinnen nur ein Pop: ein Shop für Fußballmotiv- Bettwäsche...

Samstag, 7. November 2009

Su-Mu

Ursula von der Leyen hat kein Problem damit, "Supermutti" genannt zu werden. Sie lacht. Schön wäre es aber, wenn nicht nur die Familienministerin im Interview mit dem Tagesspiegel erklären muss, welche Eigenschaften einer guten Mutter Angela Merkel aufweisen würde, sondern wenn auch die männlichen Minister mal mit dieser Frage konfrontiert werden würden.

Donnerstag, 5. November 2009

Muttersprachliche Schreimelodien

Ein Forschungsteam der Uni Würzburg hat herausgefunden: Babys schreien in ihrer Muttersprache. Die Schreilaute ähneln in ihrer Schreimelodie der Melodie der Muttersprache. Welche Auswirkungen das für die Fremdwahrnehmung eines Babys hat, ist bislang nicht bekannt. Was bedeutet diese Erkenntnis nun für Babys mit Migrationshintergrund? Und brauchen wir jetzt Muttersprachlichen Ergänzungsschreiunterricht in den Krippen?

Aus gegebenem Anlass

Alles hat seine Zeit: Advent ist im Dezember!

nofreteten 21

Mittwoch, 4. November 2009

diffuse Sehnsüchte

Das (meist) Öffentlich- Rechtliche Fernsehen versteht unter seinem Bildungsauftrag, das Publikum mit unzählbaren Afrika- Biografien Weißer Frauen zuzuballern. "Meine Farm in Afrika", "Die weisse Massai- Zurück aus Afrika", "Nirgendwo in Afrika", "Jenseits von Afrika" "Afrika- wohin mein Herz mich trägt", "Afrika mon amour", "Ich träumte von Afrika", immer ist eine Weiße Frau die aktiv Handelnde, aktiv Reisende, die ach so unterschiedlichen Kulturen überschreitend. Wie gut, dass die Basler Zeitung unter ihrem Bildungsauftrag versteht, diese Bilder zu dekonstruieren! In dem Essay "Die Sehnsucht des weissen Weibes nach Exotik" wird die beim Publikum erkannte Faszination für die Erfahrunsberichte weiblicher Lebensgeschichten als in der europäischen Kolonialgeschichte verwurzelt diagnostiziert. Dass es immer Frauen sind, die von ihren Begegenungen berichten, ist demnach kein Zufall.
"Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich das Sujet der exotischen, romantischen und meist unmöglichen Liebesbeziehung zwischen der weissen Frau und einem farbigen [sic!] Mann im Kontext kolonialer Herrschaftsverhältnisse zu etablieren. Seither ist die literarische Verwaltung der diffusen Sehnsucht nach fremden Kulturen fest in Frauenhand."
Problematisch ist neben der plakativen Gegenüberstellung von Kulturen, die nicht als Konstruktionen enttarnt werden, dass hier vorgespielt wird, es ginge darum, "Rollenbilder vor exotischem Hintergrund neu zu skizzieren". Immer finden die Frauen in der Fremde ihre wahre Bestimmung, als Helferin und Krankenschwester, als Landwirtin oder Lehrerin. "Immer geht es darum, wie die weisse Frau zupackt, anpackt, verbessert." Doch dass hier in der Tradition der Kolonialgeschichte Rollenbilder verfestigt werden, das wird verkannt. Ich wünsche mir, dass Verlage diesen Biografien kein Forum mehr bieten, auch/gerade weil es sich so gut verkauft!

Dienstag, 3. November 2009

Leben von der Weiterempfehlung

"Und, was möchtest du einmal werden, wenn du groß bist?" "Interimsmanager!"

Montag, 2. November 2009

Struppiges

"Und, was möchtest du einmal werden, wenn du groß bist?" "Tintinologe!"

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Komplexitätsreduktion

Ein gutes aber fragwürdiges Beispiel von Komplexitätsreduktion ist die Werbung von National Geographic, die sich selbst als "Das Fenster zur Welt) sehen möchten:
6.750.000.000 Menschen
5.200 Völker
193 Länder
1 Newsletter!
Aber was passiert mit den alternativen Lesarten, wenn komplexe Systeme versimplifiziert werden?

Mittwoch, 28. Oktober 2009

formulierend

Fundstück im Spiegel:
"Gesamtdeutsche mit sozialistischem Migrationshintergrund"

Karibischer Schatz

Heute habe ich mir für 1,90 Euro einen Karibischen Schatz gekauft. Alternativ hätte ich auch das Funkeln Madagaskars, einen Juwel von Afrika, eine Karibische Nacht, das Kolumbus Gold oder das Herz Madagaskars käuflich erwerben können. All dies sind Träume Afrikas oder Gärten Indiens, die der Lebensmittelkonzern rewe in seiner neuen Eigenmarke "feine Welt" auf den Markt geschleudert hat. Die Billiglinie firmiert unter dem Motto "Kontinente entdecken" und suggeriert, dass "REWE Experten überall auf der Welt erlesene Spezialitäten und außergewöhnliche Geschmacksvariatonen ausfindig gemacht" haben. Wichtigste Verkaufsargumente der Expedition Genuss sind, dass jedes Produkt "eine faszinierende Geschichte und eine unverwechselbare Herkunft" haben. Hier wurde also nicht in Bielefeld oder Bonn, Ostheim vor der Rhön oder Singen entwickelt und designt, nein, hier wurde auf Expedition gegangen! Auch wenn Olivenöl aus der Toskana oder Bluorangen aus Sizilien dabei sind, ist das eigentliche Konzept die fernere Fremde, stammen doch alle Produkte "aus fernen Ländern". Dieser Prozess der Erkundung wird nicht mehr kolonialsprachlich nachempfunden, sondern mit dem Neologismus "Genuss-Scout" beschönigt. Interaktiv werden Besucherinnen und Besucher der homepage aufgefordert, die Scouts auf ihrer Reise zu begleiten. Auf einer goldenen Weltkarte darf dann Kolumbus gespielt werden. Und wir erfahren auch den Spitznamen der "Genuss-Souts": sie sind "Missionare des feinen Geschmacks". Doch kann das Projekt hier wirklich verstanden werden als eine Art "Re-Mission"- weil es das Gute und Wahre zurück bringt nach Europa? Oder geht es nicht auch hier um die Ausbeutung der Ware Authentizität und Originalität?
Abschließend beschleicht mich der Verdacht, dass irgendjemand in der Verpackungsdesign - Abteilung mal ein postkoloniales Seminar besucht haben muss. Warum sonst würde auf meiner Tafel Schokolade stehen: "Dem dunklen Rausch eines Karibischen Schatzes erliegt man ohne schlechtes Gewissen."

Verwertung

Felix Magath zur Schalker Finanzlage: "fast alles, was wir haben, können wir auch noch verkaufen... wir haben ja auch noch ein Stadion, das verwertet werden kann... es ist ja nicht so, als ob wir nichts mehr hätten.."

Sonntag, 25. Oktober 2009

Endstation der Sehnsüchte


Das neue Projekt der Filmemacherin Sung-Hyung Cho ist wieder ein Heimatfilm. Mein heimatliches Gefühl sagt mir, dass es noch besser wird als das Full Metal Village- also: "Endstation der Sehnsüchte- Ein deutsches Dorf in Südkorea" auf jeden Fall ansehen! Die auf dem Kinoplakat suggerierte Konfrontation zwischen einem stoischen Gartenzwerg hier und gelassenen Buddah dort wird mit Sicherheit von der feinen Ironie der Filmemacherin, die eine grandiose Beobachterin ist, aufgefangen.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Überbietende Wortneuschöpfungen

Welcher Neologismus ist eigentlich blöder: Shoemanic oder Schwedigkeiten?

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Hinweis(s) auf Schwarz

Die nofreteten haben auch nach eingehender Beratung mit den Machern von clubsessel.net leider keinen Weg einer äquvivalenten Antwort auf das neue Projekt von Günther Wallraff gefunden.

Was klug macht.

Ach, wie wohltuend ist es, wenn Redakteure, die die Pressemitteleilungen zusammenfassen, auch mal was von Orientalismus-Kritik verstehen. So jüngst entdeckt in "Der Standart":
Diesmal reicht er von Mali bis Japan, der Orient, jener ungreifbare Raum, der laut dem palistensisch-amerikanischen Kulturtheoretiker Edward Said nur als Produkt westlicher Fantasie existiert. Das Festival Salam Orient hebt unverdrossen neuerlich an, klingende Brücken in jenes imaginäre Terrain zu bauen.
So macht Zeitungslesen Spaß! Es müssen ja nicht immer Fachartikel oder Monografien sein, die klug machen.

Dienstag, 20. Oktober 2009

nofreteten 20


Das Magazin designspotter schreibt über die Nefertiti Lounge des deutschen Architekten Daniel Dendra: "The sleek and feminine lines are inspired by the iconic bust of Queen NEFERTITI of Egypt". Nofretete als Inspiration für Möbel!

Montag, 19. Oktober 2009

Länger

Meine Milch ist neuerdings länger haltbar.
Mein Waschmittel sorgt dafür, dass die Wäsche länger frisch ist.
Und nun kommt eine Studie auch noch zu dem Ergebnis, dass Männer länger leben, je intelligenter ihre Partnerin ist.
Lang, länger, am längsten.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Sex and das Dorf

[10:07:50] Freundin 1: Ich fand uns ganz schon "Sex and the City" gestern
[10:07:59] Freundin 2: Sex and das Dorf wohl eher aber naja
[10:08:23] Freundin 1: die treffen sich ja auch jeden Mittag zum "Lunch"
[10:08:45] Freundin 1: und reden dann über Sex
[10:09:13] Freundin 1: und Sushi ist ja irgendwie auch Manhattan
[10:09:35] Freundin 2: und vorher waren sie Shoppen
[10:12:54] Freundin 1: Samantha hat auch imemr frauengeschichten
[10:22:07] Freundin 1: Ist halt hier auch wieder die große Frage, ob das feministisch ist oder nicht.
[10:22:32] Freundin 1: Für beide Seiten gibt es sehr gute Argumente, deshalb keine Antwort.

Samstag, 17. Oktober 2009

a. herumschwebend

Balea, Nivea, Isana, Florena, Weleda, Wella, Cadeavera, Rilanja, Natura, Schauma, Alterra... was machen eigentlich all die frei herumschwebenden Buchstaben "a", wenn ich nicht im Badezimmer bin?

Freitag, 16. Oktober 2009

Klaviatur

"Als Junge hätte er sich bei Klavierkonzerten mit dem Pianisten identifiziert, als Fünfundzwanzigjähriger mit Beethoven und seit geraumer Zeit vergleiche er sich mit dem Klavier." (Sten Nadolny, Netzkarte)

Beef - Maskulinitäten 2

Auch der Spiegel kritisiert neue Männermagazine wie "Beef!", "Business Punk" oder "Gala Men" und befürchtet, dass es in freier Wildbahn zur Kopie dieser Männlichkeiten kommen könnte:
"Gleich mit drei neuen Magazinen erkundet Gruner + Jahr eine neue Männlichkeit. Fazit nach der Lektüre: Hoffentlich laufen die in den Heften herbeiphantasierten Kerle nirgendwo frei herum."
Ich gebe Entwarnung: Beef! konstruiert eine Kopie ohne Original!

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Beef - Maskulinitäten

"Kann man eine Frau ins Bett kochen?" fragt das neue Magazin für Männer mit Geschmack- BEEF!, das heute auf den niemals satten Markt der Zeitschriften kommt. Und schon auf dem Cover erfährt der Leser (generisches Maskulinum ist hier wohl angebracht) drei Antworten:
1. Natürlich kann man
2. Das richtige Rezept
3. Die größten Pazzer
Nicht nur der Titel ist also geschmacklos, auch die inhaltlichen Schlagzeilen versprechen eher eine Rückkehr zu einem vergangenen Männerbild denn eine postmoderne Auseinandersetzungen mit Diskursen neuer Maskulinitäten. Solch archaische Titel können vielleicht ein spannender Text für Universitätsseminare oder Poetry Slams sein.. aber den Mann möchte ich mal kennen lernen, der 9,80 Euro für Beef! ausgibt!

nofreteten 19

Der Indiana Jones des Postkolonialen Ägyptens, Zahi Hawass, stellt in einem Interview mit dem Tagesspiegel klar: "Wir sind keine Jäger des verlorenen Schatzes." Und tatsächlich klingt das alles sehr vernünftig, was der Chef der Antikenbehörde Ägyptens erzählt:
"Ich habe die Deutschen gefragt, uns die Nofretete in fünf Jahren zur Eröffnung unseres neuen großen Museums in Giza auszuleihen. Von den Verantwortlichen in Berlin habe ich keine entgegenkommende Antwort erhalten. Stattdessen hieß es, die Büste dürfe nicht reisen, sie sei zu fragil. Inzwischen wurde die Büste jedoch zu anderen Plätzen bewegt(...) Wenn wir die Nofretete als Leihgabe bekommen, werden wir sie auch zurückgeben."
Jetzt sind die Verantwortlichen des Neuen Museums Berlin am Zuge, würde ich sagen...

Mittwoch, 14. Oktober 2009

food hotel


Zu einer Zeit, in der die etwas sperrigen Center-Parcs der 1980er längst der Vergangenheit angehören und in denen selbst die Erlebnisgastronomien in den Erlebnislandschaften der Shopping-Boulevards irgendwie schon langweilig (weil ordinär) geworden sind, ist die Eröffnung des ersten Supermarkt-Food-Hotels doch nur konsequent. In Neuwied kann künftig zwischen Einkaufswagen und Kassenanlage übernachtet werden. Nicht mehr das Fremde und Exotische wird versprochen, sondern die allseits vertraute Umgebung eines Supermarktes garantiert, dass sich der Gast hier inmitten der Markenpalettem ganz wie zu Hause fühlen kann.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Convenience

Die Meldung: In Deutschland wird immer häufiger zu vorgekochtem Convenience-Essen gegriffen.
Der Kommentar: "Die vorverarbeiteten Speisen passen in eine Gesellschaft mit immer mehr Single-Haushalten und vielen berufstätigen Frauen" (Süddeutsche Zeitung)
Meine Meinung: Der Diskurs über die vorverarbeiteten Speisen passen in eine Gesellschaft, die anhand von Nahrungsmitteln und ihrer Zubereitung einen versteckten und antifeministischen Kampf gegen Werteabfall und sog. Unterschichten führt. Hier wird dem Mann als alleiniger Ernährer und der Frau als Hausfrau/Mutter hinterhergetrauert!

Samstag, 10. Oktober 2009

Hormone

Bertelsmann ein Matriarchat? Ägypten eine Hebamme? Geht da gerade ein wenig Östrogen mit den Journalisten durch?

Freitag, 9. Oktober 2009

Still Still

Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?
Laktationsberaterin!

Mittwoch, 7. Oktober 2009

nofreteten 18

Die Audioführung des Neuen Museums Berlin über die dort ausgestellte Büste der Nofretete ist hörenswert. Leise Flöten (?)-Musik im Hintergrund und eine ruhige, klare Frauenstimme lassen Stimmung aufkommen. Historisch wird über Funddatum und Fundort referiert, und es heißt:
"Die Nofretete-Büste ist keineswegs der makellose, ewig jugendliche Star, sondern zeigt durch die Falten unter den Augen und die nach unten weisenden Mundwinkel die individuellen Züge einer reifen, lebensklugen Frau."
Kommt das irgendwie bekannt vor? Allegra macht mich darauf aufmerksam, dass es in Berlin mindestens noch eine andere Frau mit nach unten weisenden Mundwinkeln gibt.. Zufall?

Samstag, 3. Oktober 2009

nofreteten 17


Der Swimmingpool des Nefertiti Beach Hotel im ägyptischen Hurghada.

Karten für Obama

Die NATIONAL GEOGRAPHIC hat eine eigentümliche Tradition: seit Roosevelt, F., schenkt sie jedem Präsidenten eine Weltkarte. Auch Obama hat nun jüngst sein Geschenk überreicht bekommen: eine "antike" Kartierung. Die Botschaft, die dahinter stehen mag, kann ich nur erahnen, aber der Verdacht liegt nahe, dass es ein ur-amerikanisches Interesse gibt, die Welt in den Grenzen von Vorgestern zu bewahren. Dass auch das Denken von Organisationen wie National Geographic etwas von Vorgestern ist, zeigt der Hinweis, "Obama, das erste amerikanische Staatsoberhaupt mit internationalem Hintergrund". Das ist ebenso falsch wie absurd, führt aber gut vor Augen, wie schwer es fällt, postkoloniales Denken zu institutionalisieren. Darüber hinaus muss auf den diskursiven Umgang mit Karten verwiesen werden- auch wenn National Geographic davon auszugehen scheint, dass es sich bei Kartenmaterial um neutrales Material handelt:
"Seit Franklin D. Roosevelt im Zweiten Weltkrieg wurden alle Präsidenten mit einem Kartenschrank bedacht. Roosevelt und der englische Premierminister Winston Churchill planten mit NATIONAL GEOGRAPHIC-Karten die Strategie der Alliierten, Roosevelt entwickelte damit seine Vorstellung von der Teilung Deutschlands."
Bleibt nur zu hoffen, dass Obama nicht seine künftige Politik auf den Vorstellungwelten der antiken Karten aufbaut.

Freitag, 2. Oktober 2009

Seehotel

Da wundert sich der Spiegel, wie ein Unternehmer im brandenburgischen Großräschen ein edles ****Seehotel bauen lies, obwohl gar kein See vor der Tür ist. Mich wundert das nicht, ist es doch gerade ein Kennzeichen des Tourismus in der Postmoderne, mit Zitaten zu spielen. Realitäten und Fiktionen werden beliebig miteinander kombiniert. Seehotel ohne See? Geschenkt- wäre er da gewesen, man hätte ihn sich doch eh viel schöner vorgestellt, oder idyllischer. Im Katalog sah das Picknick am See auch viel romantischer aus, und das Wetter war besser. Die Wirklichkeit ist eben unvollkommener als jede touristische Imagination. Für die Tourismustheorie steht fest:
"Die Aura der einen Lokalität wird durch die Beschwörung anderer touristischer Attraktionen verstärkt, etwa wenn Hotels am Mittelmeer "Miami", "Hawaii" oder "Acapulco" heißen und amerikanische Destinatinen alpine Gemütlichkeit, Oktoberfestlichkeit oder französischen Stil zitieren." (Heinz-Günter Vester)
In Brandenburg übrigens wird derzeit die ehemalige Braunkohlegrube geflutet und eine riesige Seeenlandschaft ist im Enstehen. In 10 Jahren ist das Seehotel dann ein Hotel am See. Schade eigentlich.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

nofreteten 16

Der Protagonist der Rückgabevorderungen von der Büste der Nofretete an Ägypten ist der Chef der ägyptischen Antikenbehörde, Zahi Hawass.
Ziemlich putzig finde ich, dass Hawass, der dem Magazin DER SPIEGEL schon mitteilte: "This time I mean it very seriously" in seinem Internetauftritt auf den Spiegel-Artikel verweist und zusätzlich seinen Leserinnen und Lesern einen Kartenausschnitt von googlemap anbietet. Die "Location" ist Berlin- sollte es also nichts werden mit der Rückgabe seitens der deutschen Behörden, wissen die Sympathisantinnen und Sympathisanten von Hawass ja jetzt schonmal, wo sie hinreisen müssen....

Dienstag, 29. September 2009

Ein Platz an der Sonne

Als nicht regelmässige TV-Konsumentin bin ich wenig vertraut mit populärer und "Allseits-bekannter" Werbung. Beim jüngsten Versuch,stumpf durchs Vorbandprogramm des Öffentlich-Rechtlichen zu zappen, stieß ich auf ein "Alt-Bekanntes" Motiv medialer Träume, über das vielleicht schon geschrieben wurde, das vielleicht schon kritisiert wurde, aber das immer noch da ist: Die ARD-Fernsehlotterie verspricht doch tatsächlich immer noch einen Platz an der Sonne! Immer noch, weil dieses VERSPRECHEN das deutlichste Zeichen des deutschen Interesses an Kolonialabenteuern war. Zur Erinnerung:
"Ein Ausgangspunkt für die Betrachtung der Kolonialgeschichte bildet die noch heute bekannte Äußerung von Bernhard von Bülow (1849-1929), der zunächst Staatssekretär im Auswärtigen Amt und von 1900 bis 1909 Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident war. Im Winter 1897 stellte von Bülow vor dem Reichstag den deutschen Anspruch auf Kolonialbesitztum als "das Verlangen nach unserem Platz an der Sonne" dar." (Paulette Reed-Anderson)
Dass die ARD-Fernsehlotterie in Werbespots versucht, den Allmachtsanspruch des Sonnenplatzes zu reduzieren, in dem sie vorgibt, sich auch mit einem 2x2-Meter großen Sandkasten zufrieden zu geben, ist nicht glaubhaft. Ein bissel größer ist die Sahara schon..

Montag, 28. September 2009

Fat Studies Reader


Hinter den Fat Studies verbirgt sich eine neue, in der Tradition der Gender Studies und von den Queer Studies inspirierte akademische Disziplin. Sie könnten als ein wichtiges und notwendiges Korrektiv in einer 90-60-90-Gesellschaft verstanden werden. Über die neu entstandene Aufsatzsammlung heißt es:
"The Fat Studies Reader is a milestone achievement, bringing together fifty-three diverse voices to explore a wide range of topics related to body weight. From the historical construction of fatness to public health policy, from job discrimination to social class disparities, from chick-lit to airline seats, this collection covers it all."

wieder zu spät?

Die Financial Times Deutschland zeigt sich empört. Deutschland verschlafe die Rohstoffsuche in Afrika:
"Der Run auf Afrikas Rohstoffe ist in vollem Gang. Auch die deutsche Industrie könnte hier Nachschub für ihre Zukunftstechnologien finden. Aber wo andere beherzt zugreifen, streckt Berlin nur zaghaft die Finger aus."
Diese Perspektive macht sprachlos und bringt mich aus der "Fassung", erinnert sie doch an den Wettstreit der Deutschen mit anderen europäischen Kolonialmächten um die Weißen Flecken Afrikas, der seit dem 15. Jahrhundert die politische und künstlerische Agenda dominierte- und wiederholt das Angst- Bedrohungsszenario, dass Deutschland wieder einmal zu spät kommen könnte... ein Motiv, dass kennzeichnend war für ein kollektives deutsches Unbehagen. Bis heute werden (post)koloniale Aufarbeitungen blockiert. Wie wenig öffentliche Bewusstseinsänderung bislang erreicht wurde, zeigt der Text der Financial Times, weil er in einer linearen Tradition geschrieben wurde.

Sonntag, 27. September 2009

Auswanderungswahrscheinlichkeiten

Jahrzehntelang war der Migrationsdiskurs in Deutschland von Zuwanderung dominiert. Eine vor ein paar Tagen publizierte DIW/SOEP-Studie beschäftigt sich nun intensiv und nicht exotisch-privatfernsehend mit dem Phänomen von Auswanderung. Ja, junge, kluge, alleinlebende Frauen verlassen das Land, sie bereuen die Auswanderung nicht, identifizieren sich mit ihrer neuen Heimat und haben keine Absicht, zurückzukehren.

Freitag, 25. September 2009

Baby Born?

Ist es entwicklungspsychologisch eigentlich wichtig, dass kleine Mädchen spielen, sie seien eine Puppenmutter?

Donnerstag, 24. September 2009

P*A*N*O*R*A*M*A

Ein unabhängiges Reiseportal gibt Tipps, wie in diesen Tagen ein "Afrika-Feeling in Deutschland" hergestellt werden kann. Die Liste liest sich wie ein "Where-is-Where" des Otherings. Der Grundtenor ist ein altbekannter Diskurs: Afrika ist anders als wir. Dabei geht es wie so oft um Positionierungen des eigenen, europäischen Selbst. Afrika ist all` das, was wir nicht sind. Um die Absurdität des Theaters (Afrika als Bühne!) subversiv zu unterlaufen, wiederholen die nofreteten nun eine Aufzählung afrikanischer Orte "hierzulande", um auf die Fragwürdigkeit des Panoramas aufmerksam zu machen.
Eine Afrika-Reise durch Deutschland sollte beinhalten:

- einen Besuch im Hagenbecks Tierpark (der Klassiker unter den Tierparks, aber auch der mit der schwierigsten Historie)
- eine Nacht im Afrika-Zimmer des Lindner-Hotel Hagenbeck
- abends dann Besuch des Hamburger Muscial "König der Löwen" (holt die Savane direkt in den Hamburger Hafen...)
- eine Reise ins und im Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost, Sahara-Land Niger und Savannen-Land Kamerun inklusive
- Kultur in Berlin im Ethnologische Museum in Dahlem: Ausstellung “Kunst in Afrika” mit den Themen “Das Königreich Benin” und “Bamum - Tradition und Innovation im Kameruner Grasland”.
- im Hotel Matamba im Phantasialand Brühl in Köln schlafen ("Herrlich exotisch duftende Gewürze, leises rhythmisches Rasseln und Trommeln - authentischer ist es nur in Afrika selbst")
- “Bootsfahrt auf dem Sambesi” im Hannoveraner Erlebnis- Zoo
- und rechtzeitig zur Eröffnung des Neuen Museums wieder in Berlin sein: Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, und die Büste der Nofretete bestaunen..

... und wem das alles zu viel ist, der bleibt einfach zuhause und macht sich eine Tasse Heiße Schokolade. Schon mal den transfair GEPA-Kakao-Afrika probiert?

Mittwoch, 23. September 2009

"..was mir mein Mann geschenkt hat..."

Die Deutsche Bahn vermarktet derzeit in einem TV-Spot die neue Probe BahnCard 25, die sich auf der homepage als Probe BahnCard 25- Abonnement entpuppt. In der Werbung geht es um leider überhaupt nicht geistreiche Gespräche von drei Weißen Frauen, deren einziges Glück darin zu liegen scheint, dass sie heterosexuell sind und schon jung geheiratet haben. Das ist so gestern!

Dienstag, 22. September 2009

Caster2

For Caster Semenya: "This is an outpouring of love for Caster Semenya. Wrong is not her name. What is wrong is the way she has been treated in global media...."

Salam.orient

Die Kunst der Nicht-Positionierung besteht das österreichische Festival Salam.orient- Musik, Tanz und Poesie aus orientalischen Kulturen, wenn sie schreiben: "Salam.Orient 2009 ist ein weiteres Statement, dass alles auch ganz anders sein kann, dass die Bilder in unseren Köpfen stimmen und zugleich nicht stimmen." Aber kann die Dekonstruktion der gängigen Bilder gelingen, wenn schon im Titel des Festivals von "orientalischen Kulturen" die Rede ist? Ich bin unheimlich gespannt.

Montag, 21. September 2009

Schwarzgrüngelbe Verortungen

Welche Konzeptionen von Berliner Politik hat eigentlich die Grünen-Chefin Claudia Roth, wenn sie sagt: „Mit uns fährt kein Schiff nach nirgendwo, und Jamaika bleibt in der Karibik.“? Die in diesen Tagen so beliebte Metapher hat Künast schon mehr als einmal formuliert- leider! Es wäre wünschenswert, wenn engagierte Politikerinnen (wie sie es ohne Zweifel ist) sich in Erinnerung (ja, kollektives Gedächtnis) rufen würden, dass über Sprache alltäglich rassistische Verortungen transportiert werden!

Sonntag, 20. September 2009

عيد مبارك‎


Das Glück einer Briefmarke kann darin liegen, dass sie am 1. September 2001 von der U.S. Postal Service herausgegeben wurde... heute, Jahre später, gibt es einen politischen Streit um die Marken. Protagonisten in dem Diskurs sind die Konservativen und Republikaner.

Die nofreteten wünschen in Opposition zu diesen ein friedliches Fest! Allüberall!
عيد مبارك

Donnerstag, 17. September 2009

Vor-name kommt Vor-Urteil

Dass Vornamen zu extremen Assoziationen beim Gegenüber führen können, damit Einfluss nehmen auf Fremdwahrnehmungen in Schule, Ausbildung und Beruf und miteintscheidend sind für Karrierewege, ist bekannt. Ein wunderbares Zitat aus einer Masterarbeit fasst den Diskurs um Vorurteile von Vornamen zusammen: "Kevin ist kein Vorname, sondern eine Diagnose!"

Montag, 14. September 2009

Pink ist kein Herzenswunsch


Im Gegensatz zur Deutschen Post bin ich nicht der Meinung, dass der Herzenswunsch vieler Mädchen (Achtung Konstrukt) erfüllt werden sollte. Denn ein Herzenswunsch kann ja auch das Ergebnis von falschen, sexistischen oder rassistischen Diskursen sein, und es wäre dann Aufgabe von einer Koalition aus Erziehungsberechtigten und Medien, Gegen(vor)bilder anzubieten. Scheinbar hat die oder der Frauenbeauftragte der Deutschen Post Urlaub gehabt, als der Entwurf zu 50-Jahre-Barbie zur Disposition stand.

Sonntag, 13. September 2009

Commes des Garçons

Wieso glaubt die Park Avenue, dass wenn die japanische Commes des Garçons -Designerin Rei Kawakubo für H&M designt dann "Anti-Mainstream für die Massen" dabei herauskommt?

Samstag, 12. September 2009

Weibliche Führungskraft

Die Zeitschrift "ab 40" (da ist Name Program) titelt in ihrer neusten Ausgabe: "Weibliche Führungskraft braucht die Welt". Auf dem Cover Michelle Obama. Welche Führungsposition besetzte die doch gleich?

Dienstag, 8. September 2009

And ain`t I a woman?

Ganz schön links

Eigentlich eine ganz kleine Meldung: im Inselstaat Samoa gilt ab sofort Linksverkehr. Eine mittlere Meldung wird das ganze, weil in den Berichten so nebenbei daran erinnert wird, dass Samoa eine deutsche Kolonie war. Da die Tatsache deutscher Kolonisation nicht im kollektiven nationalen Gedächtnis angekommen ist und bis heute unter dem Neologismus "deutsche Schutzgebiete" abgehandelt wird, ist Sensibilität von Nöten. Eine große Meldung wird es schließlich, als die WELT ONLINE ein Interview mit einem ehemaligen deutschen Honorarkonsul auf Samoa führt. Der hält die Entscheidung des samoaischen Premiers, den Verkehr auf links umzustellen, für falsch und weiß, dass die Samoaner sowieso schon keine guten Autofahrer seien. Viele hätten keinen Führerschein, Kontrollen der Polizei gäbe es bislang nur sporadisch. Ist das ein Zeichen sensiblen Umgangs mit kolonialer Geschichte, Herr Konsul?

Montag, 7. September 2009

Ägypten_attraktiver_Outsourcing_Standort

Aus dem e-commerce MAGAZIN erfahren wir:
"Etablierte Outsourcing-Anbieter wie Indien und China sowie etliche Akteure im Second Level Support, darunter Russland, Irland, die Philippinen, Malaysia und Israel... Ägyptens Attraktivität als Outsourcing-Standort ist in den letzten Jahren parallel zur Entwicklung seiner ITK-Infrastruktur kontinuierlich gestiegen....Laut A.T. Kearney rangiert Ägypten damit als Anbieter von IT-Offshore-Leistungen weltweit an 13. Stelle....Die National Outsourcing Association (NOA) verlieh Ägyptens wachsendem Status als Outsourcing-Markt 2008 mit dem Titel "Offshoring Destination of the Year" weitere Anerkennung....Die ägyptische Regierung erklärte die Entwicklung der Outsourcing-Industrie zur obersten Priorität* und schuf mit der Information Technology Industry Development Agency (ITIDA) eigens eine Behörde, um in Ägypten die Infrastruktur für Informations- und Kommunikationstechnik mit dem Schwerpunkt Outsourcing zu fördern....Vertreter der ITIDA haben mehrfach darauf hingewiesen, dass Ägypten sich für die Entwicklung seiner ITK-Branche das Wachstum der indischen Outsourcing-Industrie zum Vorbild nimmt....Ägyptens ICT-Industrie wird weithin für ihre deregulierte und privatisierte Struktur geschätzt. ...Multinationale Unternehmen geben bei ihrer Suche nach Offshore-Standorten der Infrastruktur die höchste Priorität. Die ägyptische Regierung hat dementsprechend viel Geld investiert, um Anlagen auf Weltklasse-Niveau bieten zu können. So wurde zum Beispiel im Rahmen eines Public-Private-Partnership in Kairo das Smart Village gegründet: Ein spezialisiertes, modernes Gewerbegebiet, das sich über 600 Hektar erstreckt und über 100 Unternehmen mit berühmten Namen wie Ericsson, HSBC, HP, Orange, Teleperformance, SQS und Vodafone sowie zahlreiche ägyptische Unternehmen beherbergt. Das Gebiet ist mit einem Glasfasernetzwerk, multiplen Stromversorgungsquellen, Fernwärme und Klimaanlagen sowie modernen Gemeinschaftseinrichtungen und Wohnungen ausgestattet. Über 13.000 Experten sind hier untergebracht und die Zahl wird bis 2014 auf voraussichtlich 40.000 steigen...."

*und ich habe mir eingebildet, oberste Priorität seien Demokratisierung, Menschenrechte, Gesundheitsversorgung, Alphabetisierung, politische Transparenz?

Sonntag, 6. September 2009

nofreteten 15

In der Berliner Nationalgalerie stehen sich jetzt Nofretete und Marilyn Monroe gegenüber.

Samstag, 5. September 2009

Die Nächte des Ramadan

»…esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt! Hierauf haltet das Fasten durch bis zur Nacht!…«

...heißt es in Sure 2, Vers 187 im Koran über den Ramadan. Glückwunsch an die webdesigner von "Die Nächte des Ramadan", einem Berliner Kulturfest: eine so schöne, ästhetisch-gelungene Umsetzung des Themas ist euch mit eurer homepage gelungen! Kein orientalistischer Kitsch, sondern magenta-himmelblauer Charme. Das macht Hoffnung!

Freitag, 4. September 2009

LiegenLassen

Nach German Angst nun German Gelassenheit? Dabei hatte ich mich gerade eingedeckt mit Sachbüchern und Belletristik zum Phänomen der German Angst- das werde ich nun gelassen zur Seite legen. LiegenLassen. Frei von Sorge sein. Alles halb so schlimm.

Donnerstag, 3. September 2009

Still-Aufruf

Der US-amerikanische Bildhauer Daniel Edwards ist für seine provozierenden Skulpturen bekannt. Die gebärende Britney Spears oder die BH-Büste Hillary Clintons waren frühere Auseinandersetzungen mit Inszenierungen von Weiblichkeit. Seine neuste Figur ist die stillende Angelina Jolie. Da Jolie sich bereits selbst schon stillend auf den Covern von Hochglanzmagazinen abgebildet hat, und nun ihrerseits stillend als Ganzkörperskulptur ab gebildet wurde, scheint es da jemand ernst zu meinen mit der Politisierung der weiblichen Brust. Edwards nennt seine Figur „Landmark for Breastfeeding“ und stellt sie nun im Rahmen der Weltwoche des Stillens aus. Ist DAS jetzt Postfeminismus? Oder Still-Feminismus?

Dienstag, 1. September 2009

Assoziativer Tee


Der französische Hersteller FAUCHON PARIS vermarktet seinen Tee als Schönheitsprodukt. Die Produkte bekommen definitiv ein extraordinäres Lable und sprechen auch meine Ästhetik an. Beim Schlendern über die homepage der Marke fühlt die Besucherin sich, als könne sie im Teesortiment eines Juweliers stöbern. Nur mit der neuen Werbung "Schönheit durch Tee" assoziiere ich dann doch eher einen Tampon denn einen Teebeutel.

mechanisch gedacht

Na, da hat die WELT aber mal wieder ganze Arbeit geleistet und journalistisch recherchiert.. es galt, einen Artikel über Migration und Krankeit im Kindesalter zu schreiben. Und anstatt sich differenziert mit der Problematik von Zugangsbeschränkungen zum deutschen Gesundheitssystem zu beschäftigen, wird schlicht ein Medizinprofessor zitiert. Der muss es ja wissen. Und der weiß von jeder Menge Erbkrankeiten aus "diesen Regionen". Er weiß von Tuberkulose und Stoffwechselstörungen, von extremer Schamhaftigkeit und Totalverschleierung. Ob er davon ausgeht, dass die von ihm untersuchten Kinder alle erst kürzlich eingewandert sind? Sehr interessante Idee, vor allen Dingen, wenn ihre Eltern in der Zweiten, wenn nicht schon in der Dritten Generation Deutsche sind. Der Professor und mit ihm die WELT konstatiert jedenfalls seinen migrantischen Klientinnen und Klienten eine "mechanische Denkweise"- es scheint, dass diese vorbehaltlos übernommen wurde?!

Freitag, 28. August 2009

Von MTV nach Mekka

Die Fernsehmoderatorin Kristiane Backer inszeniert sich in ihrem neu erschienenen Buch "Von MTV nach Mekka: Wie der Islam mein Leben veränderte" als intellektuell überzeugte Konvertitin. Der illieschen Generation Golf ist Backer noch gut bekannt aus den Bravo-Zeiten, war sie doch die Personifizierung unserer hedonistischen MTV-Zeit.
Am Islam schätzt Backer heute nach eigenen Aussagen primär dessen Spiritualität. Aus religionssoziologischer Sicht ist jedoch zu bedauern, dass dabei ein Diskurs verwendet wird, in dem race, Ethnie und Herkunft über Religionszugehörigkeit entscheiden. Wie sonst ist zu erklären, dass Backer in einem Interview mit dem "Forum am Freitag" erzählt, dass sie noch keine Diskriminierungserfahrungen aufgrund ihrer Religion erfahren habe: "Ich seh nicht aus wie nen Muslim. Aber hätte ich dunklere Haut...". Das wäre auch ein spannender Buchtitel: "Von MTV nach Mekka: Warum ich nicht aussehe wie eine Muslima".

Donnerstag, 27. August 2009

Früher oder später

Zitat aus "Früher oder später", einem "Kleinen Fernsehspiel" des ZDF:
"Maßgeschneiderte Küchen setzten sich überall durch. Das ist wie das traditionelle Familienmodell: ganz sicher! Das ist ein zyklischer Vorgang."

Mittwoch, 26. August 2009

Public-Private-Partnership

"Und, was möchtest du einmal werden, wenn du groß bist?"
Facility-Manager an einer Hauptschule!

nofreteten 14

Dass der Bildhauer, der die Büste der Nofretete gefertigt hat, nicht originalgetreu gearbeitet hat, liegt in den Umständen der prekären Arbeitsverhältnisse dieses Auftrages begründet: schließlich war Thutmosis der Oberbildhauer von Pharao Echnaton, Nofretetes Gemahl. Kein Künstler der Welt wird es sich leisten können, seinen Finanzier zu verärgern- wenn der zufällig der Pharao ist, schon garnicht. Schon vor einigen Jahren ist die Forschung zu dem Ergebnis gekommen, dass die Büste einer Art Schönheitsoperation unterzogen wurde, Falten beseitigt, Nase begradigt und Kinn korrigiert wurde.
Dass heute eine Britin ihrerseits Operationen über sich ergehen lässt, um dem Konterfei einer Büste zu gleichen, ist irgendwie humoresk. Ein gemischtes Doppel ist das auch.

Montag, 24. August 2009

nach Adam Ries

In der Schule gelernt: 1+1=2. Dann der pubertierende Einwand: 1+1 kann (wenn nicht aufgepasst wird in einer heterosexuellen Beziehung bzw. wenn geplant und gekämpft in einer nicht-heterosexuellen Beziehung ) auch =3 sein. Dann gibt es noch die Schlaumeier aus den Hörsäälen im Institut für Mathematik. Heute lässt ein Blick auf die Pärchen der Umgebung vermuten, dass es viel simpler ist: 1+1=0,5.
P.S.: Und wer war eigentlich Adam Riese? Der Mathematiker und Rechenalter aus dem Mittelalter jedenfalls hieß Adam Ries.

Freitag, 21. August 2009

رمضان كريم

Von der Wirklichkeit überholt

Während deutsche Touristinnen und Touristen ihren Urlaub in Ägypten verbringen, kaufen ägyptische Investoren deutsche Hotelketten. Ich muss sagen: mir gefällt dieses postmoderne Augenzwinkern.

Donnerstag, 20. August 2009

Morgenland

In Osnabrück eröffnet dieser Tage das Morgenland-Festival, dessen Wunsch nach eigenen Aussagen ist, "den medialen Horrorbildern positive Eindrücke einer kulturell ungemein lebendigen Region gegenüberzustellen". Dieses Anliegen ist löblich, doch impliziert es zugleich, dass "das Morgenland" lediglich Synonym für eine geografische Region sein könne. Erste Recherchen im Internet lassen vermuten, dass das Morgenland in Berlin-Steglitz liegen muss: für 46 Euro kann im Morgenland übernachtet werden. Touristenklasse meets Morgenländische Frauenmission. Weiter im Internet recherchiert: Coca-Cola und die Bertelsmann media group, das ZDF und tschibo, S.Oliver und BMW, sie alle sind Kunden vom Morgenland. Gesund ist das Morgenland und verspricht "größtmögliche Transparenz gegenüber seinen Kunden". Deutlich performative, ja spielerische Züge trägt das Morgenland, aber es gibt auch was zu Lesen im Morgenland, vorausgesetzt man ist "deutschsprachige community in Middle East".
Die Problematik an dem veralteten Begriff "Morgenland" sind noch nicht einmal die binäre Gegenüberstellung zum imaginierten "Abendland". Das Morgenland möchte international sein, aber ihm gelingt noch nicht einmal eine Bilingualität. Der Begriff ist nur im Deutschen bekannt, Luther wars wohl. Heute sollte innerhalb der "Region Deutschland" an der Analyse der Dichotomie Morgen vs. Abend gearbeitet werden- dies verspricht auf lange Sicht eine Dekonstruktion der Verschiedenheit. Dann könnten Festivals wie das Osnabrücker Morgenland endlich Geschichte sein.

Mittwoch, 19. August 2009

Hinterherlaufen

Innenminister Wolfgang Schäuble möchte "von Jamaika lernen". In einem Radiointerview wünscht er sich, "dass unsere Sprinter auch ein wenig von den Erfahrungen von Jamaika lernen". Damit deutsche Männer eines Tages auch so schnell laufen können wie der neue Weltmeister Usain Bolt? Irgendetwas gefällt mir an dieser Vorstellung garnicht..

Sonntag, 16. August 2009

Limo-Diskurs

Gelegentlich wird mir vorgeworfen, nicht alles sei "Diskurs". Dies fällt mir schwer zu akzeptieren, wenn selbst ein Erfrischungsgetränk wie die Bionade von der taz zur "Diskurs-Brause" gekürt wird. Wer zustimmen muss, dass die in der Rhön gebraute Bionade tatsächlich eine "mit-Bedeutung-versetzte-Limonade" ist, der hat doch schon längst akzeptiert, dass ALLES Diskurs ist.

Donnerstag, 13. August 2009

Zensur als Antwort?


Ein Wahlplakat der Kaarster Grünen wird als rassistisch und sexistisch eingestuft. Zu recht. Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) fordert in einer Öffentlichen Stellungnahme "alle weiteren Veröffentlichungen dieses Motivs zu unterbinden und bereits gehängte Plakate umgehend zu entfernen." Außerdem verlangt die ISD "nicht nur eine sofortige Entfernung der Plakate in Kaarst, sondern darüber hinaus eine Entschuldigung vom Landes- und Bundesverband des Bündnis 90/die Grünen."
Schade nur, dass Stadtverband und Fraktion in Kaarst die öffentliche Auseinandersetzung mit ihren eigenen Fehlern (bislang) vermeiden und statt dessen sich selbst zensieren. (Selbst-) Zensur ist keine Antwort auf (selbst) begangenen Sexismus und Rassismus!

Samstag, 8. August 2009

Dienerin der Frau

"Und, was möchtest du einmal werden, wenn du groß bist?"
"Doula"!

Donnerstag, 6. August 2009

Impression aus dem Science Express*

Zugegeben, vielleicht waren wir nicht die primäre Zielgruppe: zwei junge Frauen, unter 30, angehende Politikwissenschaftlerin die eine, angehende Diplom-Pädagogin die andere. Derzeit beheimatet in akademischem Umfeld geistes- und sozialwissenschaftlicher Universität, sich selbst verordnend in der Postmoderne. Derzeit sesshaft in der „Stadt der Wissenschaft 2009“. Wir sind jung und flexibel und freuen uns auf die Herausforderungen des nationalen und internationalen Arbeitsmarkts; wir sind Deutschland; wir sind Wissenschaft. Dachten wir. Bis zu diesem Tag.
Bei strahlendem Sonnenschein an einem Tag im Mai 2009, spontaner Besuch des Science Express, der am Hauptbahnhof in Oldenburg (Oldenburg) auf Gleis 8 drei Tage Station machte. Die Idee eines Zuges, der, wie wir erfahren durften, libellenförmig durch die Republik fährt, hat Charme. Mal was neues, Innovation als Stichwort. Auf dem Bahnsteig angekommen reihen wir uns ein in eine Schlange und warten etwa 30 Minuten geordnet in Reih und Glied. Wir wissen, wie das geht, sind „wir“ doch „hier“ sozialisiert. Der weiß lackierte Zug mit 13 Waggons, zwölf Themen und einem „Familien-Experimentierwagen“ ist nicht unästhetisch. „Wie in einem begehbaren Buch werden die Themen des Zuges erzählt,“ heißt es auf der Internetpräsenz. Ein begehbares Buch, soso. Eines, in dem jedoch keine Seite umgeblättert oder übersprungen werden kann, sondern eines, in dem systematisch von vorne bis hinten gelesen werden muss. Früher aussteigen ausgeschlossen.

Zugangsvorrausetzungen:

Schon draußen wartend ahnen wir, dass die „Wissenschaft“ im Zug vielleicht nicht unserem Geschmack, also dem Geschmack der stets kritischen Dekonstruktivistinnen und Dekonstruktivisten entsprechen könnte. In der Konzept-Vorstellung auf den Internetseiten der „Expedition Zukunft“ steht geschrieben: „Der Ausstellungszug ist Teil des "Wissenschaftsjahres 2009 – Forschungsexpedition Deutschland" und besonders dazu geeignet, möglichst viele Bürger und Jugendliche flächendeckend und in kurzer Zeit zu erreichen“. Als Bürgerinnen fühlen wir uns von diesem Text nicht angesprochen. Aber wir wissen, dass diese Formulierung keine reale Zugangsrestriktion für den Science Express impliziert, wenn auch Formulierungen wie diese „uns Frauen“ den Zugang zu den Zirkeln der Macht real verweigert. Bundeskanzlerin hin oder her.
Wir wappnen uns angesichts der zu erwartenden hegemonialen Diskurse, geloben aber auch einen Versuch der Offenheit. Wir wollen dem Zug eine Chance geben. Und dann sind wir an der Reihe und dürfen den „Science Express“ betreten. Aufgeregt sind wir, wie kleine Kinder, äh, kleine Jungen. Mädchen sind nicht so viele da.

Keine Berufsperspektiven für unsere Töchter?

Gleich zu Beginn fällt uns das generische Maskulinum ins Auge und es wird uns die über 1,5- stündige Tour durch den Zug begleiten. Kritikerinnen werden uns entgegnen, dass „der Lesbarkeit halber“ auf den Schautafeln und Monitoren der Ausstellung lediglich die männliche Form verwendet wurde, aber „natürlich beide Geschlechter“ gemeint sind. Wir lassen und nicht ein auf diese Diskussion, sondern äußern unser Unbehagen, wenn wir uns vorstellen sollen, was ein Mädchen, bisher noch träumend von einer Karriere als Neuroingenieurin, lesen muss: „da wird der Forscher zum Ingenieur“. Was soll sie denn werden? Ah, im nächsten Waggon die Antwort, in Form eines nicht kommentierten Bildes: Krankenschwester, das geht. Dies ist besonders ärgerlich, weil es das erklärte Ziel der „Forschungsexpedition Deutschland“ ist, speziell junge Menschen anzusprechen, um ihnen „Forschung und Entwicklung als beruflichen Weg“ schmackhaft zu machen. Schließlich sei Wissenschaft und Forschung in Deutschland ja ein eigener Wirtschaftszweig und es herrsche ein internationaler Wettbewerb. Aha, es geht also um die Präsentation und die Sicherung der Wissenschaftsstandortes Deutschland. Und der braucht Nachwuchs. Allerdings männlichen, schade. Jetzt zusätzlich sensibilisiert achten wir in den folgenden Themenwaggons auf die Verhältnisse Frauen vs. Männer. Der homo neanderthalensis ist maskulin, das kennen wir noch aus unserer Schulsozialisation in den 1980ern. Aber sind wir nicht im Science Express 2009? Auf die stringente Benutzung des generischen Maskulinums wurde bereits hingewiesen, nun also auch noch die beinahe konsequente Benutzung von Männern auf den Bildern. Gerne würden wir unseren ungeborenen Töchtern den Weg bereiten für eine Karriere in Wissenschaft und Forschung- aber die Zukunft verspricht uns noch stärkere Restriktionen, als wir es gegenwärtig selbst erleben. Hauptverantwortlich für den Science Express ist eine Frau. Aber wir gehören eh nicht zu denen, die sich von der Tatsache einer Frau als „Bundeskanzler“ feministischen Fortschritt versprachen. Wir wurden nicht enttäuscht: „Ingeniere werden die neuen Halbgötter in weiß“ heißt es auf einer Schautafel. Anstatt die Halbgötter zu dekonstruieren, scheinen die Macher der Ausstellung erkannt zu haben, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Frauen in das Medizinstudium strömen. An manchen Kliniken stellen sie bereits über die Hälfte der Belegschaft. Ist die Abwertung der Medizin und die Aufwertung der Ingenieurswissenschaft, die einen noch geringen Frauenanteil verbucht, im Science Express ein Zufall? Nein.

Nun gut, der „Science Express“ ist androzentrisch konzipiert, ein Umstand, der angesichts der vergangen und gegenwärtigen Naturwissenschafts-Diskurse wirklich keine große Überraschung ist. Nein, wir finden uns nicht damit ab, gehen aber trotzdem weiter.

Interdisziplinarität war gestern

Als nächstes lernen wir, dass es sich bei „Wissenschaft“ um Naturwissenschaft, also (Micro-)Biologie, Astrophysik, Neurologie und um Ingenieurwissenschaften handelt. In den Händen dieser Wissenschaften liegt also die Zukunft. Und diese Wissenschaft liegt in Männerhänden. Es dreht sich alles um Biowissenschaften, Nanotechnologien, Kognitionsforschung, Medizin, Ernährungswissenschaften, Informations- und Neurotechnologien, Weltbevölkerungswachstum, Rohstoffverbrauch, Mobilität, digitale Vernetzung uns so weiter und so weiter.
Themengebiete wie Ethik, Philosophie, Sozialstruktur, Bildung, Erziehung, Chancengleichheit, Diversität, Pluralität, Soziales…... fehlten vollkommen. Wird unsere Zukunft also allein vom naturwissenschaftlichen Fortschritt bestimmt werden? „Zugpartner“ des Projektes sind die Bayer AG, die Siemens AG und die Volkswagen AG. Dann gibt es noch Wagenpartner und Medienpartner, und es leuchtet ein, dass das (so hört man munkeln) 15 Millionen teure Projekt auf zahlungskräftige Unterstützung angewiesen war. Aber können Unternehmen wie die gerade genannten über ihren eigenen Tellerrand hinaussehen? Können sie sich selbst kritisch prüfen? Sie sind Unternehmen, die primär das Interesse von Profit und Profilierung haben. Es erstaunt, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung so sehr eine Plattform, ja einen ganzen Zug zur Verfügung steht für diesen Streifzug der Vermarktung. Aber ist das Fortschritt? Die Chance zum interdisziplinären Dialog zwischen Sozial/ Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften wurde nicht genutzt. Das lässt sich eher als Rückschritt, denn als Fortschritt bewerten. Gerade bei Fragen der Globalisierung scheint ein interdisziplinärer Ansatz, z. B. mit den Sozialwissenschaften, eigentlich unverzichtbar. Stattdessen präsentiert sich uns eine komplette Ausblendung der sozialen Fragen - also: Wissenschaft für wen? Wer wird ausgegrenzt? Wessen Interessen werden nicht vertreten? Bietet eine solche globale, vernetzte Welt auch Chancen in Sachen sozialer Gerechtigkeit? Wie ist ein „shared social life“ ohne Ausgrenzung möglich? - zugunsten einer Fokussierung auf Fragen des technisch machbaren. Es wird also nur „Wie?“ gefragt und nicht „Wer?“ und nicht „Wohin?“.

Sollte gar das Desiderat sozialwissenschaftlicher und pädagogischer Gesichtspunkte politisches Kalkül sein? Geht es versteckt um die Markierung der zu verteilenden Forschungsgelder in den kommenden Jahrzehnten? Ist es ein Zufall, dass die nicht vertretenden Sozial-, Politik- und Erziehungswissenschaften einen weitaus höheren Frauen-Anteil haben, als die hier glorifizierten harten, männlich-dominierten Naturwissenschaften?

Fragwürdige Zielgruppenorientierung

Nun aber zum erwarteten hegemonialen Diskurs: Wer macht (Natur-)Wissenschaft und für wen? Das „Wer“ hätten wir ja schon geklärt: Männer, vermutlich Weiß und deutsch. Dass uns auf zwei Tafeln Schwarze Männer entgegenblicken, interpretieren wir nicht als gewollt, sondern mag im Umfeld des Bildmaterials verortet liegen, dass dem Gestaltungsteam zur Verfügung stand- bei beiden Bildern ist ein US-amerikanischer Hintergrund identifizierbar. Und für wen wird Wissenschaft gestaltet? Die Marktforschung, die Atomenergie-Industrie, die Waffenindustrie und für „UNS“. Wer ist dieses „uns“, und viel wichtiger: Wer gehört nicht zu uns? In Wagen 5 mit dem Titel „Vernetzt + Global“, z.B. werden „gigantische, vernetzte Gemeinschaften“ fantasiert, die „über Kontinente hinweg zusammen forschen und arbeiten“. Die Frage wer als Teil dieser globalen Wissensgemeinschaften die Zukunft mitbestimmen darf, wird nicht direkt beantwortet. Aber das es nicht nur um fröhliches Miteinander, sonder um Konkurrenz geht, wird schon deutlich: „Wissen wird - neben Boden, Kapital und Arbeit – zum entscheidenden Faktor für Wohlstand, aber auch für die Lösung globaler Probleme“. Aha, es geht also um Teilhabe am Wissenschaftsdiskurs, um Macht? Wissen als Kapital. Wie sich die hegemoniale westliche Männlichkeit am besten behauptet, nämlich durch Ausschluss und Unsichtbarmachung alternativer Diskurse und Minderheiten, wird in diesem Wissen(schaft)szug vorbildlich demonstriert.

Dann, in Waggon 6 (individuell und virtuell) dieser Text: „Die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten industrieller Produktion wandeln sich ständig durch neue Technologien, Materialien und Organisationsformen. Daraus entstehen auch neuartige Anforderungen an die Planung und Realisierung von Fabriken. Die digitale Fabrik der Zukunft verknüpft alle Stationen des Lebenszyklus eines Produkts und ermöglicht so eine flexible Fertigung.“ Wie wir uns das konkret vorzustellen haben, zeigen die Bilder einer menschenleeren Fabrik. Die Fabrikationsprozesse eines Autos laufen hier automatisiert und computisiert. Außerhalb des Zuges kämpfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Opel und VW um ihre Arbeitsplätze. Das ist schon fast blanker Hohn.

Didaktisch-Methodische Fehlplanung
Angesichts der vielen angesprochenen Themen und der damit verbundenen Diskurse stellte sich bei uns rasch eine Reizüberflutung ein. Von der im Prospekt versprochenen „Möglichkeit zum Entdecken und Staunen“ finden wir wenig- es gibt wenig zu greifen und tasten, nichts zu riechen und nichts zu schmecken. Nur die Augen und die Ohren werden angesprochen, und dies in einer Fülle mit Text und Fremdwörtern, die uns schon in der Mitte des Zuges ermüdet, und da liegen noch einmal sechs Wagen vor uns. Wie mag es da erst Kindern und Jugendlichen gehen? Ein Mädchen befühlt eine von diversen Plastikkugeln und fragt: „Was ist das?“ „Das ist nur Dekoration“, antwortet eine Mitarbeiterin des Science Express. So werden Kinder und Jugendliche eher vergrault, als dass sie für Forschung interessiert werden. Wirklich ausprobiert werden kann hier gar nichts.

Wir vergessen die anfangs gelobte Offenheit und Unvoreingenommenheit und fangen an, gezielt nach Diskursen zu den Themen Gender, Race, Klasse und Ethnizität zu suchen. Wir werden in jedem Wagon fündig.

Wir erfahren von Kernkraftwerken der 4. Generation: “Ein von einem Neuronenbeschleuniger gesteuerter Kernreaktor könnte den radioaktiven Abfall von herkömmlichen Kernkraftwerken deutlich verringern. (…) Die Lagerzeit für radioaktive Abfälle würde sich dadurch von Millionen auf einige Hundert Jahre verringern.“
Eine Zukunft ohne Kernkraft scheint also undenkbar. Die Frage, wie und vor allem wo denn die radioaktiven Abfälle gelagert werden sollen, bleibt ebenfalls unbeantwortet, ja mehr noch: der Diskurs genereller Ratlosigkeit von Expertinnen und Experten ob einer Endlagerung innerhalb den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland wird ausgeblendet und negiert. Überhaupt ist es erstaunlich, wie viele Leer-Stellen die Tafeln im Science Express besetzen. So viele Fragen werden nicht gestellt. So viele Diskurse ausgeblendet.

Rüstungsindustrie- Bewerbung:
Auch der Einsatz von ferromagnetischen Flüssigkeiten wird erklärt: „Ferrofluide sind Flüssigkeiten, die auf magnetische Felder reagieren. (…) Als Lacke verpassen Ferrofluide Flugzeugen eine Tarnkappe. Auch als Röntgenkontrastmittel und zur Tumorbehandlung sind sie geeignet“. Wir sind erst nicht sicher, was mit „Tarnkappe“ gemeint ist. Macht diese Tarnkappe ein Flugzeug vielleicht auf dem Radar unsichtbar? Ein weiterer Besucher stimmt unserer Theorie zu. Uns fällt nur ein Szenario ein, bei dem der Einsatz einer solchen Tarnkappe nützlich wäre: Krieg. In Zeiten, in denen es dem Verteidigungsminister immer noch schwer fällt, von „gefallenen“ deutschen Soldaten (noch sind es keine Soldatinnen) in Afghanistan und im Irak zu sprechen, verwundert das versteckte Um-Auftrag-Werben der Siemenschen- Rüstungsindustrie, dass sich in den „Wissenschafts- Zug“ eingeschlichen hat, zutiefst. Jetzt macht es uns aber nicht mehr ausschließlich betroffen, jetzt werden wir richtig wütend! Wenn die Kooperation mit den Partnerinnen und Partnern der „freien“ Wirtschaft derzeit bedeutet, dass diese einen didaktisch-methodisch aufbereiteten Werbefeldzug für die eigene Rüstungsindustrie konzipieren kann, dann ist die Notwendigkeit einer „freien“ Sozial- und Geisteswissenschaft als Gegenüber, als KORRETIV, mehr als notwendig!


Am Ende des Zuges befand sich dann ein Mitmachlabor: auf der gläsernen Tür: für Familien. Wer ist damit gemeint? Wir werfen nur einen kurzen Blick rein, wir haben genug gesehen und wollen zurück in die Gegenwart. Die Zukunft behagt uns nicht.

*dieser Text ist eine Koproduktion von nofreteten und anglophilirium.

neo logos

Lob verdient die Wortneuschöpfung "Mensajournalismus" der Clubsessel-Blogger ("aus Wikipedia per Copy & Paste übernommen - geschenkt, so läufts halt an der Uni")

Mittwoch, 5. August 2009

Alle Mädchen die so jung und schön

Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass die Hymne des Fußballerstligisten Schalke o4 frauenfeindlich ist? Ja, das ist sie. In der ersten Strophe heißt es:

Hätten wir ein Königreich
Machten wir es den Schalkern gleich
Alle Mädchen die so jung und schön
so jung und schön
müssten alle Blau und Weiß
spazieren gehn.

Nicht nur, dass hier der Demokratie abgeschworen und eine Monarchie herbeigesehnt wird, nach dem Willen der Vereinsdichterei sollen die Mädchen in Blau und Weiß erstrahlen. Hier wird also erwachsenen Frauen der Titel "Frau" verweigert, statt dessen werden diese verniedlicht und infantilisiert. Auch scheinen die weiblichen Mitglieder des Schalker Königreiches keinen Job zu haben, denn sonst hätten sie ja wohl kaum Zeit, den lieben langen Tag über spazieren zu gehen. Dass die Mädchen alle nur in den Farben Blau und Weiß unterwegs sind, mag einerseits eine Geste der Geschmacklosigkeit sein, andererseits lässt es jedoch Hang zu Uniformalisierung erkennen, und die ist in jedem Fall zu problematisieren. Auch im Fußball.
Aber um ehrlich zu sein: wenn ich mich entscheiden müsste, was ich freiwillig singen würde, die Schalker Hymne oder die Hymne der Bundesrepublik Deutschland, ich würde jederzeit die Königsblaue vorziehen! Frauenfeindlichkeit hin oder her: wenn es um Fußball geht, bin auch ich bereit, den Diskurs links liegen zu lassen. Stan Libuda wäre auch am Diskurs vorbei gekommen.

Dienstag, 4. August 2009

nofreteten 13

Wahr oder falsch: entspricht der Umriss der Büste der Nofretete einem annähernd universellen Bild von Ästhetik? Oder haben wir das alles nur geträumt, in unserem minimalistischen Luxus-Loft, im Doppelbett für Singles und unter dem Wandtattoo "Frau Nofretete"?

Sonntag, 2. August 2009

Missverstehen

In der Tagesschau: "Für Kritik sorgt der internationale Afghanistan-Einsatz in Großbritanien". Und für einen Moment habe ich da einen Afghanistan-Einsatz in Großbritanien vor meinem geistigen Auge gesehen..

Samstag, 1. August 2009

Stilfragen

Werde ich als alte Frau weiße Schuhe tragen?

Donnerstag, 30. Juli 2009

Erweiterung der Farbpalette

Folgendes Szenario: eine beliebige deutsche Universität. In der ersten Seminarstunde bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars einen Fragebogen vorgelegt. "Welche Reaktion bekommen Sie, wenn Sie in einer Apotheke hautfarbene Pflaster verlangen?" Mehrheitsdeutsche, wenn Weiße Studierende scheitern hier vermutlich, und nun liegt ein langes, spanndendes und postkoloniales Semester vor Ihnen. Im Besten Fall führen die Critial Whitness Studies zu einer völligen Umkrempelung des bisher gelernten. Alles wird als Diskurs identifiziert.
Nun hat die Firma "Chemoplast" entweder eine ehemalige Absolventin oder einen ehemaligen Absolventen des obigen Seminars eingestellt, oder aber einfach nur eine Marktlücke entdeckt: unter den Artikelnummern 251, 252, 253 und 254 führt das Unternehmen in seiner Produktpalette nun vier Artikel "braun" bzw. "dunkelbraun". Das soll an dieser Stelle mal gelobt werden, auch wenn wir uns wünschen, dass Farbe hier zur Nebensache wird. Denn es geht NICHT um die Erweiterung der Farbpalette ins Braune , sondern um neue Selbstverständlichkeiten. Noch sind bei Chemoplast Normalitäten erkennbar: das Europlaster, transparent, sensitive, Silberpflaster flexibel und Pflaster extrem wasserfest. Noch. Denn wenn wir alle jetzt NUR NOCH diese neuen Pflaster kaufen würden, dann..., ja dann!

Samstag, 25. Juli 2009

Pleite machen

Deutsche Sprache, schwere Sprache? Rafik Schami in der Süddeutschen über seine Schwierigkeiten mit dem Wort "Ausländer":
"Lange habe ich gedacht, das sei ein trauriges Wort für alle, deren Länder »ausgegangen« sind, also Pleite gemacht haben."

Freitag, 24. Juli 2009

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bild-Archivs der Frankfurter Rundschau haben wirklich gute Arbeit geleistet, als sie einen Artikel aus dem Politik-Ressort bildlich unterstützen sollten. Neben der Schlagzeile "Union gegen Adoption für Schwule- Reaktion auf Zypries`Reformvorschlag" sehen wir nun Erwin Huber und Günther Beckstein in partnerschaftlicher Vertrautheit. Sagt ein Bild wie dieses nicht mehr als 1000 Worte?