In einem Tierpark (Achtung: Diskurs) geht es, so könnte man meinen, um Affen und Löwen, Giraffen und von mir aus auch Elefanten. Doch das neue Projekt des Hagenbeck-Tierparks schießt, mit Verlaub, nun den Vogel ab: ein eigenes Themen-Hotel wurde Mitte April eröffnet.
"Umgeben von beeindruckender kolonial-exotischer Stil-Architektur begeben sich Tagungs-, Geschäfts- und Urlaubsreisende, die das Ausgefallene suchen und den First-Class-Service eines exklusiven Businesshotels zu schätzen wissen, auf eine fantastische und authentische Expedition durch ferne Kontinente und erleben Natur und Technik in perfekter Harmonie.(...) Die Zimmer erwarteten Sie im afrikanischen und asiatischen Look, die das 19. Jahrhundert eindrucksvoll widerspiegeln, ohne auf modernste Kommunikations- und Hoteltechnik zu verzichten. Jedes Zimmer erzählt die Geschichte eines für die Region typischen Tieres und versetzt seine Gäste mit vielen ausgefallenen authentischen Details in "Expeditions-Laune"."
Voller Stolz verspricht die Hotelbar Baobab (?) "eine genussvolle Zeit im herrschaftlichen Ambiente des 19. Jahrhunderts." Da ist doch nicht etwa das Wörtchen "herrschaftlich" gemeint, dass etwas mit "Herrschaft" zu tun hat? Ich finde, das neu eröffnete Hotel der Linder-Gruppe ist nicht nur eines der derzeit extremsten Beispiele neokolonialer Ignoranz, auch zeigt die Berichterstattung der deutschen Medienlandschaft auf eindrucksvolle Art und Weise wieder einmal eine kollektive Weigerung, die Kontinuität kolonialer Praxen zu durchbrechen. Vielleicht haben die werten Journalistinnen und Journalisten von Stern und Spiegel zu fest geschlafen unter den "Expeditions-Andenken aus Afrika und Asien"?
Donnerstag, 7. Mai 2009
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