Freitag, 29. Januar 2010

Out of Office Reply

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?" "Abwesenheitsmanager".

Donnerstag, 28. Januar 2010

McDonald`s University

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist" "Diplom-Hamburgerologin!"

Mittwoch, 27. Januar 2010

Idealmodell reload

Keine neue Erkenntnis (und ich meine nicht Epistemologie!), aber endlich auch in populäre Medien wie den * durchgedrungen:
"Zwei Mütter wären ideal für die Erziehung eines Kindes." Ich wiederhole das mal: "Zwei Mütter wären ideal für die Erziehung eines Kindes." und weil es so schön klingt noch einmal: "Zwei Mütter wären ideal für die Erziehung eines Kindes."
"Müssten sie ein Idealmodell nennen, so Biblarz und Stacey, dann hätte es nach dem Stand der Forschung ein Kind mit zwei sorgenden Müttern wohl am besten. Denn Frauen sind beim Einsatz für den Nachwuchs alles in allem, und nur im statistischen Mittel, ein bisschen mehr bei der Sache als Männer. (...) Das Geschlecht der Eltern spielt nur unter Gesichtspunkten eine Rolle, die keine Rolle spielen." Töchter (nicht Söhne) lesbischer Mütter schwächelten zum Beispiel ein wenig bei ihrer eigenen heterosexuellen Identität. Aber muss uns das Sorgen machen?"
Vielleicht wenn Ursula und Kristina sich zusammen tun würden...

Schwetzingen

In der Zeitung DIE WELT werden sog. orientalische Bauten in Deutschland besucht, weil sie "touristisch interessant sind" - aber sie sind auch politisch interessant und diskursiv von Bedeutung. Denn im gegenwärtigen Sprechen über die Präsenzen des Islams in Deutschland, das sich zwischen Homogenisierungen und Bedrohungsszenarien bewegt, wird die historische Perspektive gerne vergessen. Umso wichtigter der kleine Hinweis in der WELT: "1780 entstand in Schwetzingen die erste Moschee Deutschlands". Errichtet wurde diese Moschee zwar von einem pfälzischen Kurfürsten, heute aber gerne instrumentalisiert bei der Bewerbung Schwetzingens als Weltkulturerbe der Unesco. Für das Schloss Schwetzingen ist diese Moschee "ein orientalischer Traum in Rosé" und vielleicht kommt es diesem Diskurs ja sogar entgegen, dass das Gebäude ursprünglich nicht als islamisches Gotteshaus konzipiert war und bis auf wenige Ausnahmen auch nicht als Gebetsstätte genutzt wurde? Positiv hervorgehoben werden muss das Gebäude dennoch, weil es wirklich eingebettet ist in das Gesamtkonzept des Schwetzinger Schlosses und damit zwar nicht die Wirklichkeit Deutschlands wieder spiegelt, aber zu ihrer Konstruktion beiträgt.

Dienstag, 26. Januar 2010

Chromosomen-Diversity

Die FAZ hat sich mal wieder selbst übertroffen. Mein momentaner Lieblingssatz über das Y-Chromosom: "Das männliche Geschlechtschromosom ist eine Insel der Verschiedenheit in einem Meer der Gleichheit".
Sehr gespannt, was anglophillirium dazu zu sagen hat.

Textchef

So ganz habe ich nicht verstanden, weshalb die Zeitschrift emotion wie es ihr Untertitel vermuten lässt "das andere frauenmagazin" sein sollte. Schon der Titel ist ein positives Gefühlserleben, dass im Rahmen klassischer Geschlechterrollen primär mit dem Weiblichen assoziiert werden dürfte.. des weiteren ist die homepage in lila gehalten, eine diesem Weiblichen auch nicht soooo fern liegende Farbe, und schließlich werden dann die Mitarbeiterinnen im Impressium Textchef genannt, wenn sie Frauen sind.. die Verwendung des generischen Maskulinum kommt auch bekannt vor: alles schon mal gehabt, alles garnicht anders.

Dienstag, 19. Januar 2010

Der Stamm der Probiotik

Die Immunkur "Kijimea" erinnert in ihrer Werbekampagne ein wenig an die Kytta Salbe f, auf die ich schon vor einiger Zeit aufmerksam gemacht habe. Auch bei dem Kijimea entwickelnden Münchener Unternehmen scheint ein Wunsch der gedanklichen Assoziationskette Zivilisationskrankheit-Heilung-ethnische/traditionelle Gesellschaften bestanden zu haben, diesmal mit Blick auf Ostafrika. Denn "Kijimea", das ist Swaheli und bedeutet Bakterium - und wenn etwas im Osten Afrikas gesund ist, dann kann es auch hier nicht schaden. Die Bilderwelten auf der Internetpräsenz zeigen erdfarbene Masken und Symbole; alles schon mal gehabt, und auch die Schattenbilder der Massai sind nicht wirklich innovativ.
Zu kritisieren sind sie dennoch, weil hier wieder einmal eine Kultur instrumentalisiert wird - weniger für die wirklichen Wehwechen der Europäerinnen und Europäer als für deren Imagination und Selbstvergewisserung als Weiß: wir sehen eine blonde, Weiße Frau/Mutter, die ihren Sohn mit Kijimea gesund pflegt.. durch den Rückgriff auf klassische Frauenkonstruktionen wundert es dann auch nicht mehr, dass kein Massai in München höchstpersönlich vorbei kommt. Ein Immunstatus-Test bestätigt, dass nur die böse Zivilisation schuld sein kann an einem geschwächten Immunsystem (Ich bin oft mit der U-Bahn, dem Flugzeug oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, Ich habe einen stressigen Beruf und stehe oft unter Leistungsdruck..) und empfiehlt die Stärkung des Immunsystems durch eine Zuführung von Probiotik-Stämmen... bei all den Diskursen ist mir jetzt aber nicht mehr klar, was für Stämme hier denn schon wieder gemeint sind..?!

Montag, 18. Januar 2010

inszenierte Mütterlichkeit

Nicht selten muss die inhaltliche wie diskurse Qualität des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens kritisiert werden; nicht so bei Sendungen wie Mona Lisa: auch wenn der Titel des Beitrages mit "Kinderlos und trotzdem glücklich!" leicht missglückt war, so wurde in weniger als 10 Minuten eine gesellschaftliche Wahrnehmung auf den Punkt gebracht, die zutreffender nicht sein könnte. Das ML-Team berichtet von zwei Frauen, die keine Mütter sind, doch geht es weniger um individuelle Portraitierungen, denn vielmehr um die Wahrnehmung eines gesellschaftlichen Umgangs mit Mutterschaft, der problematisiert werden muss. Die Allgegenwart von Kindern/Müttern in der Werbung und in Zeitschriften sowie die Symbiose von Lebenssinn und (eigenen) Kindern stehen einem feministischen Rückschschritt gegenüber! Insbesondere in angeblichen Alternativvierteln wie dem Berliner Prenzlauer Berg ist eine "inszenierte Mütterlichkeit" auszumachen, die verwundern muss.

Freitag, 15. Januar 2010

Hauptsache beyond

Postmodern, transcultural and intersectional framework for gender-specific (re)thinking of the deconstructive and performative paradigms and identity politics within interdisciplinary scientific discourses.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Konstant im Fluss

Die neue ExpoCity Cairo mag all jene enttäuschen, die Neo-Klassizismus, Neo-Kolonialismus oder Neo-Orientalismus erwarten haben. Die Londoner Architektin Zaha Hadid baut hier ein Messezentrum, das postmoderner nicht sein kann.
Einzige Analogie ist "die natürliche Topografie des Nils" - in einem Land, dass seit Jahrhunderten den Fluss zu begradigen und durch gigantische Staudämme zu beherrschen versucht?

Mittwoch, 13. Januar 2010

muslima.com

Die Partnervermittlungsagentur Muslima.com - International Muslim Matrimonials scheint auf den ersten Blick an einem sehr statischen Kultur- und Religionsverständnis zu partizipieren. Auch wenn hier das Internet als primäres weil internationales Kommunikationsmedium genutzt wird, so geht es offenbar um die Teilhabe an einer globalen Umma, der religiösen Gemeinschaftsidee im Islam - und diese funktioniert eher über Exklusions- als über Inklusionsstrategien. Das Verwurzeltsein in einer gemeinsamen Religion ist hier Garant für die Liebe.
Erst auf den zweiten Blick erweist sich Muslima.com dann doch wieder als Unternehmen mit einem zwar statischen, aber sehr flexiblem Kulturverständnis, in dem es heißt:
Visit Our Other Sites - AfroIntroductions.com | AsianEuro.com | AussieCupid.com.au | BBWCupid.com | BlackCupid.com | BrazilCupid.com | CaribbeanCupid.com | ChineseLoveLinks.com | ColombianCupid.com | DominicanCupid.com | FilipinaHeart.com | HongKongCupid.com | IndianCupid.com | IndonesianCupid.com | InterracialCupid.com | IranianSinglesConnection.com | JapanCupid.com | KoreanCupid.com | LatinAmericanCupid.com | MexicanCupid.com | MilitaryCupid.com | RussianEuro.com | SingaporeLoveLinks.com | SingleParentLove.com | SouthAfricanCupid.com | ThaiLoveLinks.com | UkraineDate.com | VietnamCupid.com
Wenn es mit der auf gemeinsamer Religion basierenden Beziehung also doch nicht klappen sollte, so kann man sein Glück immer noch mit einer anderen Identität versuchen..

Dienstag, 12. Januar 2010

Euer Herz erschrecke nicht

Das konnte ja nicht gut gehen! Die Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland [Käßmann], eine starke Frau, die sich medial zu inszenieren weiß, trifft auf einen Verteidigungsminister [Guttenberg], der sich auch mal medial stark inszenierte und dann inhaltlich einige Fehler eingestehen musste.. nein, man muss keine Postfeministin sein, um zu wissen, dass das nicht gut gehen konnte.
Jetzt wird Käßmann oft auf diesen einen Satz reduziert: Nichts ist gut in Afghanistan. Der Satz ist eine so rationale Aussage, dass sich Medien und Ämter nur so darauf gestürzt haben und ein Sturm der Verteidigung des Verteidigunsministeriums losbrach. Was ist aber in der Predigt vom Neujahrstag wirklich enthalten? Eine sehr feine Botschaft, beinahe feminin. Der Text ist eine Absage an Pragmatismus und eine Befürwortung von mehr Fantasie bei der Friedensschaffung, "für ganz andere Formen der Konfliktbewältigung".
Ich würde mir wünschen, dass jede Zeitung und jeder Blog sich nicht auf diesen einen Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" konzentrieren würde, sondern die Prozesse der jetzigen Diskusssion versucht zu analysieren. Wie sicher ist sich das Verteidigungsministerium eigentlich in seinem Vorgehen, wenn eine Predigt mit dem Titel "Euer Herz erschrecke nicht" solche Panik auslöst?

Montag, 11. Januar 2010

nofreteten 30


Der schwedische Jazz Club Nefertiti nennt sich selbst legendarisk, sicherlich in Anlehnung auf das legendäre Musikstück Nefertiti von Miles Davis, dessen Namen wiederum angelehnt ist an die legendäre Nefertiti.. wie gut, dass es den Begriff Legende gibt, der alles miteinander vereinbart: Personen und Mythen, Ikonen und Geschichten, Abbildungen und irgendwie auch Kultur.

nofreteten 29

Sonntag, 10. Januar 2010

von der Hauben- zur Tiefseetaucherin

"Und, was möchtest du einmal werden, wenn du groß bist?" "Tiefseetaucherin!"

Samstag, 9. Januar 2010

eine alte Masche

Vor einigen Monaten kommentierte eine Freundin beim gemeinsamen Shoppen: "Lila ist das neue schwarz". Jetzt lese ich in der WELT: "Basteln ist das neue Yoga". Worum geht es hier? Nicht bloß um Mode und Zeitvertreib, sondern um (soziale) Positionierungen. Kleidung kann als Zeichen verstanden und als Semiotik analysiert werden, und Hobbies wurden lange verstanden als ein Gegenbild zur Arbeit, die Tätigkeiten, die Spaß machen und freiwillig geschehen. Doch frei von Determinierungen sind Freizeitbesprechungen nie gewesen (schon die Idee der Freizeit ist es nicht). Nicht erst seit DAWANDA wird Handarbeit "zum coolsten Hobby überhaupt", ja sogar zu einer "Trendsportart". Unter dem Schein von Individualisierung wird hier dargestellt und kommuniziert, wird nach Anerkennung für vor allen Dingen weibliche und mütterliche Fähigkeiten gesucht, die sonst nicht anerkannt werden. DaWanda legt wert darauf, dass die Produkte "mit Liebe handgefertigt" wurden, ja dass es um Unikate geht. Das ist ein gutes Verkaufsargument, denn nach Unikaten sehnen sich KäuferInnen wie VerkäuferInnen gleichermaßen - die einen kaufen individuell ein, und die anderen bekommen individuelle Rückmeldungen und lang ersehnte Komplimente. Grundsätzlich habe ich nichts gegen DaWanda - aber dass die klassischen Frauenzeitschriften wie Brigitte und FürSie auf diesen Zug aufspringen und nun wieder zu ihren Kerngeschäft, den Strickanleitungen, zurückkehren, sollte mit einer gewissen Skepsis beobachtet werden.

ohne B.

Hoffentlich finden Teenagerinnen niemals den Weg auf die homepage des Tamponproduzenten o.B.! Denn die Zeit der Pubertät ist ja schon schwer genug für die Subjektwerdung, die Orientierung zwischen dem Kindheits-Ich und den Konstruktionen des Frau-Seins irritierend. Da muss nicht auch noch der Konzern o.B. dazu beitragen, dass das Selbstwertgefühl in den Keller sinkt, in dem er Ratschläge und Tipps zum "individuellen" Styling gibt. Denn laut o.B. können folgende Probleme benannt werden:
1.) Ich bin zu rund!
2.) Ich bin zu klein!
3.) Ich bin zu groß!
4.) Ich habe breite Hüften!
Dass in dieser Problem-Liste die Kategorie "Ich bin zu dünn!" fehlt, mag doch schon erstaunen und ist wenig weit gedacht, denn Anorexia nervosa Patientinnen kaufen irgendwann auch keine Tampons mehr.. aber es muss auch wütend machen, dass hier nicht an wirklicher Individualisierung gearbeitet wird. Statt dessen wird die Unsicherheit der Jugendlichen ausgenutzt und bestätigt: ja, du hast ein Problem, weil dein sich verändernder Körper nicht der Norm entspricht. Anstatt zu beruhigen und die BMI-Normierung des gesellschaftlichen Mainstreams als ein Produkt von Werbung und Klassen-Fragen zu begreifen, wird hier das Unsicherheitsempfinden unterstützt:
"Wenn du am ganzen Körper etwas pummelig bist, mach’ es nicht noch schlimmer, indem du Sachen trägst, die zu sehr auftragen, wie z.B. große Blumen und Streifen." Mach es nicht noch schlimmer??? Ein "etwas pummeliger" Körper ist also schon schlimm genug? Ohje... o.B....

Freitag, 8. Januar 2010

nofreteten 28

Das Internet ist voll mit kuriosen Dingen. So auch mit einem Interview, dass die Satireseite Uncyclopedia mit der Nofrete geführt und das ich nun in Auszügen wiedergeben werde.
Zunächst stellt Uncyclopedia fest, wer die Nofretete ist, nämlich "eine rüstige Seniorin mit Migrationshintergrund", der derzeit die Ausreise in ihr altes Heimatland, Ägypten, von deutschen Behörden verweigert werde. Im Text wird belegt, dass Integration sehr schnell möglich ist, und dass die Sprache hierbei zu einem zentralen Faktor wird: obwohl die Nofretete über 3260 Jahre in Ägypten gelebt hat und erst seit 100 Jahren in Deutschland lebt, ist hier Berliner Akzent deutliches Zeichen von Dazugehörigkeit. Ob sie bedauert, nach Berlin gekommen zu sein?
Nofretete: „Nee, nich wirklich. Wissense, sone Grabstätte is ooch nich det Jelbe vom Ei. Als der olle Borchardt mein Grab uffjemacht hat und ma wieder frische Luft rinjekomm is, det war schon ne Brise, die hat mir richtig jutjetan. Und die Berliner Luft is ooch nich zu verachten. Ick hab nüscht gegen Berlin, man jewöhnt sich dran. Und ick hab hier viel Besuch, det jefällt mir ooch. Nur det mit der Reisefreiheit, daran müssense noch arbeiten.“
Nach dem Geheimnis ihrer Schönheit zu fragen, ist sinnlos:
Nofretete: „Fraren könnense ruhig, aber da frarense mich zuviel. Damals in Äjypten hattenwer jede Menge Wässerchen und Hautkrems, wissense, die ollen Priester und Einbalsamierer waren ja ziemliche Langweiler, aber von Kosmetik verstandense wat. Sie sind nich der erste, der danach fragt. Vor allem die Frauen fraren mich andauernd, ob det Zeuch nich noch irjendwo zu koofen is. Aber ma unter uns, selbst wennse det Zeuch heut noch irjendwo produziern würden, det würde in der EU nirjends mehr jenehmigt wern. Wat weiß ick, wat die damals da rinjemischt haben. Unjelegte Eier von Exoten sind dat Mindeste.“
Zudem bestätigt der Text, dass der Generalsekretär der ägyptischen Altertumsverwaltung, Zahi Hawass, der größte Fan der Nofretete ist: UnNews: „Und was halten Sie vom Ägypten von heute?
“Nofretete: „Also son bisschen zittrich werd ick schon, wenn ick dran denke, aber ick will unbedingt noch mal hin. Natürlich kenn ick die Äjypter von heute nich, aber et sind schließlich meine Urenkel oder sowat, nich? Se ham meine janze olle Verwandtschaft ausjebuddelt, se ham den Nil in'n Jriff jekriegt, daran ham unsre sich noch die Zähne ausjebissen, det muss man doch anerkennen. Einen Äjypter kenn ick allerdings, der schreibt mir fast jede Woche und lädt mich zu sich nach Hause ein. Det is der Hawass, son Professor oder so. Is fast so oft im Fernsehen wie ick. Netter junger Mann, aber wennse mich fraren, bisschen kamerageil, wa.“

Massagen fliegen

Für gewöhnlich wünschen sich Flugreisende einen sanften Flug ohne Turbulenzen, wettermässig. So manch Einer/Einem mag bei jedem kleinsten Ruckeln und Zuckeln das "Blut in den Adern gefrieren" (interessante Redewendung!). Nicht so den Fluggästen der Etihad Airlines. Die Nationalfluglinie der Vereinigten Arabischen Emirate bietet ihren exklusiven Kundinnen und Kunden der "Pearl Business Class" Sessel an, in denen Massageelemente integriert sind: da ruckelt und zuckelt es dann freiwillig während des Fluges.

Donnerstag, 7. Januar 2010

nofreteten 27














Es ist was es ist. Alles andere ist globale Ikonografie.
Quelle: Namesi auf Flickr.

Tante Emma ist Onkel Ahmed

In jeder romantisierenden Geschichte über das rural geprägte Deutschland kommt er vor: der Tante-Emma-Laden, jenes "Synonym für eine (noch) intakte persönliche Beziehung und Dienstleistungsbereitschaft zwischen dem lokalen Händler und seinen Kunden". Im Zuge der Discounterisierung & Anonymisierung verschwanden dann die Tante Emmas, was allerdings die Voraussetzung dafür war, dass ihr Name in Kulturszenen und alternative Projekte eingehen konnten (vgl. Tante Emma Café). Udo Jürgens besingt nostalgisch und poetisch die früheren Tage und konstruiert damit eine Wirklichkeit zwischen Kolonialwaren und Klatsch&Tratsch, nach der wir uns nicht wirklich zurück sehnen sollten, finde ich. Dass vor allen Dingen Mitglieder globalisierungskritischer Kreise sich nach der guten alten Tante zurücksehnen, muss erstaunen, denn werden hier nicht nur schiefe Geschlechterkonstruktionen Emmas als lieber netter alten Frau, die immer Zeit hat, lieb zu den kleinen Kindern ist aber in einem sehr prekären Arbeitsverhältnis verortet ist, manifestiert, auch war hier einer der zentralen Orte des Verkaufes von Produkten aus den Kolonien.
Heute boomt im sich postkolonial selbstkonzipierenden Deutschland Fair Trade und Öko, und dennoch (oder gerade deswegen) besingen seit geraumer Zeit Der Spiegel und FAZ und DW das Comeback der Tante Emma Läden als die Rückeroberung von Herzlichkeit und Atmosphäre. Wer mehr Persönlichkeit in seinem Single-Leben haben will, der muss an dieser Re-Traditionalisierung partizipieren, scheint es.
Doch diese Mainstream-Diskurse verschleiern, wie es wirklich bestellt ist um die alternative Discounter-Szenerie in Deutschland, ja sie unterschätzen das Potential der türkischen Lebensmittelläden. Der Tagesspiegel spricht von einer Transformation der Tante-Emma in Onkel-Ahmed-Läden. Diese müssen nicht romantisiert werden, was ein Blick auf Löhne und Arbeitszeiten verdeutlicht, doch als volkswirtschaftlicher Faktor dürfen sie ebenso erkannt wie als Synonym der deutschen (urbanen) Gesellschaft 2010 anerkannt werden.

Mittwoch, 6. Januar 2010

Natürlich hysterisch nacktgescannt

Dass der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion die Debatte über die Einführung von sog. Nacktscannern hysterisch findet, amüsiert und irriert zugleich. Ohne hier mit einem freudianischen Diskurs zu kommen, ist die Hysterie ihrem altgriechischen Wort nach ja die Gebärmutter - und damit eines der intimsten Regionen unserer Körper-Gesellschaften. Um eben deren Vulnerabilität mag es gehen in den Diskursen dieser Tage: also ja, von mir aus ist das hysterisch.