Sonntag, 25. März 2012

Beschissen!


Manchmal muss man die Dinge einfach beim Namen nennen. Ein elaborierter Sprachcode ist fantastisch, aber wenn er dazu führt, dass Machtpraktiken und Ungerechtigkeiten verschleiert statt entschleiert werden, so ist niemandem geholfen. Wenn ich einen Preis verleihen dürfte an eine Publikation, die die Dinge beim Namen nennt, so wäre das der "Beschiss-Atlas" von Kuschel und Scheub. Wirklich ganz toll!

Montag, 19. März 2012

rosa genoppte dänische Acrylnitrilbutadienstyrol - Spritzlinge

Sie sind schwach geworden, die Macher von LEGO, und bieten nun auch Produkte für das, tja, schwache Geschlecht an. Nicht anders ist die neue Produktlinie des dänischen Unternehmens zu interpretieren, als ein "Rückfall in völlig veraltete Klischees". Der Aufschrei der Erziehungswelt ("ein emanzipatorischer Albtraum") wird in Billund, Dänemark, nicht zu hören sein.
Weil es keine Prädisposition, ich wiederhole: KEINE Prädisposition für die Mädchenliebe zur Farbe rosa gibt, können wir und bei Konzernen wie LEGO bedanken, dass Mädchen auch im 21. Jahrhundert noch Steine in den Weg gelegt werden auf dem Weg zur Pilotin, zur Nobelpreisträgerin, zur Professorin. Lego-Steine, damit beginnt der steinige Weg!

Freitag, 16. März 2012

Eintracht auf dem Omnibus

Neulich in Braunschweig: die Stadt übt sich in Eintracht. Auf den Straßenbahnen und in den Zeitungen, an Werbesäulen: Wir sind Eintracht. Nur schwer ist vorstellbar, dass es nicht die Stadt, sondern der dort ansässige Turn- und Sportverein Eintracht von 1895 e. V. ist, der für das einträchtige Marketing verantwortlich sein soll. Die Trennung zwischen Kommune und Verein ist auch deswegen so unscharf, weil von beiden Seiten Gebrauch gemacht wird vom Löwen-Wappen. Braunschweig, die Löwenstadt, und der Verein bedienen sich dem Motiv Heinrich des Löwen. Seit dem 12. Jahrhundert durchgängig benutzt, sind Tradition und Stärke die Elemente, die der Selbstkonstruktion Braunschweigs am Liebsten sind. Sehr modern ist das nicht.
Wir sind Eintracht imaginiert einen künstlichen Zusammenhalt, aber auch eine enorme Homogenisierung. Wir sind eins. Heterogenität und Diversität, all die Vielfalt, die das Leben in einer Großtstadt im 21. Jahrhundert prägen, haben in der Eintracht keinen Platz.
Jetzt hat der Verein sein Wappen erneuert - oder eraltert, wie es wohl treffender wäre, und kehrt zu den so geliebten traditionellen Werten zurück. Auch hier ist der Löwe wieder zentral tragendes Element. Bleibt zu wünschen, dass die Menschen in Braunschweig laut und bunt und vielfältig ihre Kultur leben. Leicht wird das nicht, bei der Omnipräsenz der Eintracht auf den Omnibussen.

Dienstag, 13. März 2012

Mama von Anna Sophia

Ein Trend, der aus den anglizistisch geprägten Ländern mit panikartiger Erziehungskultur nun auch nach Deutschland schwappt: die Familienkärtchen. Jedes Kind kann nun mit einer ID in liebevoll gestalteter Papierkultur ausgestattet werden, auf dem über das Kind gesprochen werden kann. Familienkärtchen sprechen von Erwachsenem zu Erwachsenem.
"Mit dem Familienkärtchen wissen die Kindergärtnerin oder die Eltern von Schulfreunden immer sofort, unter welcher Nummer Sie erreichbar sind oder ob Ihr Kind vielleicht eine Allergie hat. Außerdem können Sie mitteilen, was ihr Kind am liebsten isst oder ob es ein Kuscheltier hat." (dm)
Es ist aber nicht so, als wenn die bunten Kärtchen über alles sprechen würden: das Kind wird zum Objekt, das Subjekt Eltern verschwindet ganz. Die "Mama von Anna Sophia" oder die "Mama von Bettina" scheinen Angst vor der Sprachlosigkeit ihrer eigenen Kinder zu haben.

Freitag, 9. März 2012

nofreteten 51

Es ist ja ansich eine schöne Sache, dass Menschen auf der Straße nach ihrer Meinung gefragt werden und diese dann von Zeitungen publiziert wird. Die Stimme des Volkes, olé! Doch wenn dabei sowas raus kommt wie "Nofretete gehört zu uns wie Curry auf Wurst", dann sehe ich da keinen meinungsbildenden Mehrwert. Und einen journalistischen schon garnicht.

Donnerstag, 8. März 2012

IWD 2012

Warum feiert die Bundesrepublik Deutschland am 8. März , dem Internationalen Frauentag, einen großen Zapfenstreich in der Tradition des maskulinen, preußischen Militarismus???

Dienstag, 6. März 2012

nofreteten 50

Bei all den makellosen Ikonografien, den Schönheiten und Unglaublichkeiten, mit denen die Nofretete seit Jahrzehnten in Kunst und Alltag wieder und wieder produziert wird, tut die Nofretete der Künstlerin Anni Jung richtig gut. Die in Meißen werkende Bildhauerin und Malerin Jung hat eine so eindrucksvolle Königin geschaffen, dass ich vorschlagen würde, diese neben der Büste in Berlin als einen Gegen-Spiegel auszustellen.

Samstag, 3. März 2012

zur Semiotik der Jeans

Früher hießen unsere Jeans Levi`s und Diesel. Getragen haben wir dazu einige Jahre Chucks, und dann einige Jahre Doc Martens. Und gehört haben wir Bad Religion. Heute heißen die Jeans True Religion. Wo da Widerstandspotential einer Jugendsubkultur erkennbar sein soll, ist mir schleierhaft.

Donnerstag, 1. März 2012

handscharf

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?" "Artisanal Pencil Sharpener!"