Sonntag, 6. November 2011

Die Deutschland.

Das ZDF feiert 30 Jahre Traumschiff - und alle feiern mit! Diese "beispiellose Erfolgsschichte" hat jedoch eine historische Verankerung in der eigenen nationalen Geschichtsschreibung - ein Schiff namens Deutschland segelt durch die Weltmeere, ihre wohlstandsdepressiven Gäste erobern ebenso gerne fremdes Land wie sie alsbald zurück aufs vertraute Schiff kehren. Deutsch gesprochen wird überall, man wundert sich nicht.
Doch ist das Traumschiff wenig mehr als eine televisionäre Umsetzung des Nichtgelebten, des Gescheiterten. Nach Kien Nghi Ha können manigfaltige Erscheinungen herausgearbeitet werden, wie Wege gefunden wurden, das "deutsche Kolonialtrauma zu kompensieren." Formate wie das Traumschiff sind auch deswegen so erfolgreich, weil sie eine koloniale Gegenwart projizieren. Nein, diese Sendung ist keine postkoloniale Erscheinung, es ist nicht harmlos und nicht komisch, wenn Chefhostess Beatrice "für Ordnung und Harmonie" an Bord der (MS) Deutschland sorgt.

Samstag, 5. November 2011

There is no such thing link PINK 2

Manchmal nimmt das Öffentlich-Rechtliche seinen Bildungsauftrag ja doch sehr ernst - dann beispielsweise, wenn es um den Beweis geht, pink als eine optische Täuschung zu entlarven. Eine Luftspiegelung, ein Knick in der berühmten Pupille: "Denn das, was wir als rosarot wahrnehmen, ist keine Farbe, sondern vielmehr deren Abwesenheit. Wenn man aus dem Licht die grünen Anteile ausfiltert, bleiben rot und blau übrig. Und aus eben jener Mischung macht unser Gehirn die Kunstfarbe pink."

Freitag, 4. November 2011

There is no such thing like PINK

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Mittwoch, 26. Oktober 2011

typisch deutsch

Die Deutsche Welle hat in ihrem Projekt "Deutschland11" eine Mannschaft der ganz besonderen Art zusammengestellt. In elf fein recherchierten und hervorragend kommentierten Portraits werden typisch deutsche Geschichten porträtiert, typisch deutsche Biografien des 21. Jahrhunderts. Dabei sind allen elf Formaten eine enorme Sensibilität anzuspüren, normative und homogene Fremdzuschreibungen zu vermeiden. Die DJane Ipek begegnet beispielsweise jeden Abend einem typisch deutsches Publikum:
"Zuschreibungen sind eben kompliziert. Das gilt auch für das Publikum, das Ipek so beschreibt: “Schwule, Lesben, schwule Machos, lesbische Machos, Väter, Töchter, Väter mit Töchtern, Mütter, Türken, Araber, Deutsche, Muslime…” Um auch ja alle erwähnen zu haben, zieht sich das fünf Minuten hin. Dann macht sie Pause, nimmt einen Schluck und setzt erneut an: “Mütter mit Töchtern, Alte, Junge, alte Junge, junge Alte…”"
Narrative wie in "Deutschland11" sind wichtig, weil sie dazu beitragen, aus einer Gesellschaft der Vielfalt zu berichten, ohne Vielfalt zu normieren. Statt ein "Sie können aber gut Deutsch" wäre in den allermeisten ein erstauntes "Sie sind aber typisch Deutsch!" zu fantasieren.

Montag, 24. Oktober 2011

nofreteten 47

before he cheats_billionaire_bitches brew_brick house_bring on the bling_brown eyed girl_do you think i`m sexy_don`t call me baby_don`t tell mama_dream a little dream of me_fade to black_girl just wanna have fun_glamarous life_glitter in the air_good girl gone bad_hit me with your best shot_i dreamed you_i know what boys like_i love the nightlife_i`m not innocent_just walk away renee_lara`s theme_like a virgin_love shack_makin whoopee_maneater_my romance_naked_prelude to a kiss_ruby red slippers_shake your groove thing_since i feel for you_single ladies_stairway to heaven_stormy weather_super model created with dree hemingway_superstar_tiny dancer_turn back time_waking up in vegas_lola wants_yellow brick road_a whiter shade of pale_across the universe_amazing grace_angel eyes_baby love_bad romance_believe_between the sheets_boom boom pow_call me irresponsible_constant carvin_dark side of the moon_daytripper_diamonds and pearls_fashion_happy birthday_it`s delovely_it`s raining men_kiss from a rose_lady is a tramp_lady sings the blues_marquee moon_my old flame_nefertiti_night&day_no more drama_pop life_pretty young thing_pump up the jam_purple rain by zac posen_razzle dazzle_sarah smile_shape of my heart_some enchanted evening_stardust_today was a fairy tale_wicked game

Sonntag, 23. Oktober 2011

nofreteten 46

Es ist immer wieder schön zu erfahren, dass Barbie alles kann. Nur dicker werden kann sie irgendwie nicht...

Samstag, 22. Oktober 2011

Pictogram the world


Nicht erst seit den preisgekrönten Arbeiten der Künstlerin Yang Liu zu deutsch-chinesischen Ansichten bleibt mein Blick immer wieder auf Piktogrammen hängen, die sich mit Konstruktionen im Bereich von Menschenrechten beschäftigten. Nicht nur die mediale Notwendigkeit der Simplifizierung und Verbildlichung, sondern gerade auch die Frage nach der Vielfalt von Assoziationen, die 6 Milliarden Menschen mit nur einem einzigen winzigen Bild verknüpfen, ist spannend. Dass nicht nur die käufliche Welt, sondern auch der Bereich der Menschenrechtsdiskurse piktogrammiert werden müssen (?), hat zu einer Ausschreibung für einen Logo-Entwurf geführt. Nun heißt es: "The Gap has been filled: A Universal Logo for Human Rights" ist gefunden worden: ICH sehe hier eine Hand und eine Taube... seit biblischen Zeiten ein Symbol für Hoffnung und seit pabloschen Zeiten ein Symbol für Frieden. Aber ist das transnationale Historie? Das Alte Testament und Pablo Picasso?

Freitag, 14. Oktober 2011

nach hinten

Schon weit über 100 Mal seine Funktion benutzt, in ihm gelegen, es in meinem Nacken gespürt, hoppelt mir plötzlich sein Name über den Weg - noch nie gehört, noch nie ausgesprochen, fühlt es sich ganz sperrig auf meiner Zunge an: das Rückwärtswaschbecken.

Sonntag, 9. Oktober 2011

vielleicht sogar

Der Fußball Didier Ya Konan lässt sich im Aktuellen Sportstudio beim Torwandschießen von seiner Frau vertreten.
Das ZDF lässt Didier Ya Konan im Aktuellen Sportstudio beim Torwandschießen auf afrikanisch trommeln.
Im Forum des Zweiten Deutschen Fernsehens überlegt ein Zuschauer, ob das "vielleicht sogar rassistisch" war.

Samstag, 8. Oktober 2011

Tatort: Afrika

Der Herr Barowski ist Kommissar. Der Herr Barowski ist eine fiktive Figur, gespielt von dem Schauspieler Axel Milberg, aber er ist auch der Protagonist eines Fernsehformats, dass die ARD produziert – öffentliche Gebühren also. Herr Barowski, könnte man meinen, ist eine kluge Figur, beschrieben als „ein fast schon besessener Moralist, der seine Ruhe erst wiederfindet, wenn der Mörder gefasst ist“, vertritt er in der Folge Barowski und die Frau am Fenster“ gar den abwesenden Polizeirat/-präsidenten. Eine Figur mit Führungsverantwortung also, und von diesen wird in dem Gesellschaftssystem, in dem Barowski lebt, eine Vorbildfunktion erwartet. Sozial hapert es da sowieso schon, doch in dieser Woche musste das völlige Fehlen jeglicher geografischer wie politischer Kenntnisse doch arg erstaunen. Die Tochter der mutmaßlichen Mörderin, die zu dem Zeitpunkt noch nicht in den Kreis der Verdächtigen geraten war, lebt nach Aussagen der Mutter in Afrika. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erfahren, die Tochter sei gar Buschärztin in Afrika. Buschärztin? Also nicht nur Afrika, sondern auch noch gleich ein Synonym tiefster Ruralität, Flora und Fauna und die Finsternis. Ja, Buschärztin ist ein Synonym für rassistische Finsternis.
Die junge und dynamische Polizistin Sarah Brandt ermittelt und präsentiert dem verdutzten Herrn Barowski dann, dass auf den Namen der vermeintlichen Buschärztin kein Reisepass ausgestellt wäre, woraufhin Herr Barowski verdutzt antwortet, ohne Reisepass könne man ja nicht in Afrika einreisen. Das Buschafrika ist also ein Land, lehrt das Fernsehen… soviel Bildung war selten.

Freitag, 7. Oktober 2011

Nobelpreis für Frieden - feministische Gedanken.

Ein drittel Frieden, ein drittel Sonne
für diese Erde, auf der wir wohnen.
Ein drittel Frieden, ein drittel Freude,
ein drittel Wärme, das wünsch ich mir.

Sonntag, 18. September 2011

Melodie

(Fast) überall wünsche ich mir mehr Postmoderne. Außer in der Musik.

Freitag, 16. September 2011

Eine Stadt in Familienbesitz

Von der Neuerfindung einer Stadt, von der Neuerfindung der Geschichte und der Zukunft erzählen will ein neuer Bildband, der im Feymedia-Verlag erschienen ist. "The Dubai Story" erzählt die Geschichte eines Märchens, in dem Öl die Hauptrolle spielt:
"Wie keine Zweite ist diese Metropole auf Rekordjagd, erfindet den Orient täglich neu, baut die höchsten Wolkenkratzer der Welt in Reihe, greift nach den Sternen. Wo gestern Wüste war, ist heute Wunderland: Dubai ist das Arabien des 21. Jahrhunderts, das New York des neuen Jahrtausends. Menschen aus über 100 Nationen bauen am Übermorgen, leben in diesem Schmelztiegel der Kulturen. Und ganz nebenbei entstehen hier wie im Amerika der 1920er Jahre Foto-Icons, die einmal für eine Epoche stehen werden. Sie sind schon jetzt Zeitdokumente. Sie erzählen vom Aufstieg aus dem Nichts, von Licht und Schatten – von den Scheichs, die vor zwei Generationen nichts als Sand hatten und zwischenzeitlich die halbe Welt kaufen konnten. Sie illustrieren ein modernes Märchen: The Dubai Story."
Dieser Bildband blickt nicht hinter die Kulissen, beleuchtet nicht die dunklen Hinterhöfe, erzählt nicht von den Tränen der als Sklavinnen und Sklaven gehaltenen Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter aus dem Jemen und Ägypten, dem Sudan und Äthiopien, deren Arbeiten die Glitzerwelt erst möglich machen. Dieser Bildband zeigt das Emirat so, wie es selbst gesehen wird, lässt sich ein auf die Selbstinszenierung und diese Fata Morgana. Dieser Bildband ist ein Märchen, und er sollte in jedem Bücherregal zwischen Edward Said und den Gebrüdern Grimm stehen [ja, dies ist eine Kaufempfehlung].

Mittwoch, 14. September 2011

Gegendarstellung

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?" "Adbusterin."

Montag, 12. September 2011

Modernism war einmal...

Auch wenn ich mit Duane Champagnes Lesart der Postmoderne als eine Verlängerung der Moderne nicht einverstanden bin, so freuen mich doch die klaren Worte, die der Soziologie in seinem Artikel "Native Americans in a Postmodern World" findet, wenn er die Mechanismen modernen Denkens beschreibt. Nicht unnötig verkomplizierend und die Dinge beim Namen nennend schreibt Champagne:
"The worldview of most people in the contemporary world is still modernist. Modernism is an evolutionary vision that the market economy will grow, governments will become more democratic, culture will decline in importance, and people will become more similar and equal. (...). Modernism was a worldview that supported nation states."
Nach dieser Lesart macht es Sinn, eine Unverträglichkeit von Moderne und indigener Kulturen zu konstatieren:
"From an indigenous perspective, modernism was the justification for American nationalism and manifest destiny. The modernist view, closely and still related to Christian activism, did not have a place for indigenous peoples in the future of the United States or the world."
Sicherlich gibt es auch in der Postmoderne Komplizenschaften zwischen Nationalismus und Ethnie, zwischen Ethnizitäten und Nation, doch können diese immer wieder auf ihre historischen Plätze verwiesen werden.

Sonntag, 11. September 2011

Rethink NYC


Weil der 11.September ein (auch) christlicher Helden-Mythos im Nation-Making der USA geworden ist, empfehle ich Rethink NYC. Also, statt nur auf Ground Zero und zum 9/11 Memorial zu fokussieren, einfach mal ins Lab von BMW Guggenheim marschieren (real oder virtuell, beides möglich) und "neue Konzepte und Ideen für das urbane Leben von morgen" diskutieren.

Samstag, 10. September 2011

Der Pirat-Frau

Bald ist Wahl in Berlin und um die mögliche Schockwelle abzuschwächen, bereiten öffentlich-rechtliche Medien ihre Zielgruppen schon heute darauf vor, dass die Piratenpartei die Wahlsiegerin werden könnte. Umfragen der ARD sehen die Piratenpartei bei 6,5%, das Politbarometer des ZDF bei immerhin 5,5. Mich freut es, wenn unkonventionelle Parteien als engagierte Alternativen zu rot und grün, gelb und schwarz an den Start gehen... aber ausgerechnet die Piraten? Irgendwie beschleicht mich da dann doch das feministische Unbehagen.
Seit Jahren steht die Partei, die sich für Bürgerrechte und Privatsphäre, Datenschutz und Patentwesen einsetzt, in der Kritik, weil weder in Mitgliederstrukturen noch in Landeslisten Frauen maßgeblich repräsentiert sind. Was sollen wir tun? fragen die Piraten, ist ja nicht unsere Schuld, dass es so wenig prominente Frauen gibt bei uns. Der Berliner Spitzenkandidat Andreas Baum -in einem Interview dazu angesprochen- meint: "Bei uns halten sie sich eher im Hintergrund". Von einem "im Hintergrund gehalten werden" weit entfernt, sieht Baun die Ursachen bei den Anderen:
"Aber es wird demnächst eine Veranstaltung nur für die Piratenfrauen geben. Wir haben viele aktive Frauen, sie wollen aber nicht eine zweite Renate Künast werden und an der Spitze der Liste stehen. Darauf haben sie keine Lust."
Mir ist das zu wenig! Mir ist es auch zu wenig, dass die Piratenpartei nur das generische Maskulinum kennt, mir ist es zu wenig, dass die AG Frauen nur stereotypisch weibliche Themen benennt und auch hier wieder die Anderen verantwortlich macht für systematische Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt und im öffentlichen Leben. Mir ist die Erklärung der Partei, man vertrete einen Postgender-Anspruch, der "in der breiten Öffentlichkeit leider häufig missverstanden" werden würde, zu wenig. Die einzig erkennbare Gegenmaßnahme, die ich auf den Seiten der Partei erkennen konnte, ist ein Portfolio, in dem Pirat-Frauen (selten: Piratinnen) schreiben sollen, warum sie Pirat sind. Als Frau. Diese merkwürdige Sichtbarmachung jenseits politischer oder innerparteilicher Machtstrukturen klingt für mich sehr konzept- und strukturlos. Wirklich überheblich dann aber dieses Statement:
"Und auch wenn die meisten von uns sich nicht auf Grund ihres Geschlechtes in den Fokus der Aufmerksamkeit drängen wollen, haben wir lernen müssen, dass die Partei der Öffentlichkeit voraus ist."
Wo bitte ist die Partei der Öffentlichkeit voraus? Da haben der Pirat-Frau wohl etwas deutlich missverstanden...

Freitag, 9. September 2011

Transformers

Das künstlerische Portfolio, das der Fotograf Platon für Human Rights Watch über die Menschen vom Tahrir erstellt hat, ist ergreifend und rührt mich in seinem differenzierenden Blick auf eine Gesellschaft zu Tränen. Es hat die Intention, "to shine a spotlight on the brave individuals who helped make Tahrir`s square happen."

Donnerstag, 8. September 2011

Papa, was ist eine Revolution?

Der insbesondere in Europa seit Jahrzehnten beliebte Autor Tahar Ben Jelloun galt oft als Stimme des Maghrebs. Während sich viele hiesige Verlage noch schwer damit taten, Literatur aus der arabischen Schreibe zu übersetzen und zu verlegen, war es simpel, auf Ben Jelloun zurückgreifen zu können, der sich so toll mit Fragen von Orientalismus und Rassismus auseinandersetzten konnte.
Und dann kommt der arabische Frühling, und dem in Paris lebenden und inzwischen international populären Schriftstellerstar gelingt es, in Teilen des europäischen Literarzirkels auch noch zur Stimme des arabischen Frühlings zu werden. Nun hat er auf dem 11. internationalen literaturfestival berlin gesprochen... und nennt die Revolution eine Revolte, hinter der Wut stecken würde. "Wut aber sei keine Ideologie", zitiert die TAZ Ben Jelloun. Hier spricht eine Stimme des Establishments, der franko-arabische Kosmopolit, der die Ereignisse beobachtet und analysiert, aber der nicht auf den Straßen von Tunis und Kairo, Damaskus und Sanaa zuhause ist. Nach seinen Beststellern "Papa, was ist ein Fremder" und "Papa, was ist der Islam" wünsche ich mir "Papa, was ist eine Revolution" als nächstes Buch.. vielleicht würde der Vater nämlich antworten: "Sieh nach Ägypten, sieh nach Tunesien: Das ist eine Revolution."

Mittwoch, 7. September 2011

Samenbomben

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?" "Guerilla Gardener!"

Dienstag, 6. September 2011

Widewidewid bum bum

Dass die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (VDRJ) und Gebeco (Gesellschaft für internationale Begegnung und Cooperation) ihren jährlich zu verleihenden Reisejournalismus-Preis ausgerechnet "Columbus" nennen, irritiert. Die Intention, "Geschichten und Berichte, die Lust auf Reisen machen und die Neugier auf Menschen und ihre Kultur wecken" zu fördern, ist zwar löblich, doch hatte der Namensgeber wohl keine Neugierde auf Menschen und Kulturen, sondern hat vielmehr eine bum-bum-Politik betrieben. Etwas mehr Distanz zur Geschichte des Reisens bitte!

Sonntag, 4. September 2011

Ich bin wieder da

Die Kuh, die ein Reh sein wollte, ist wieder da.

Marcus Tullius Cicero, der Opportunist

Meine julianische und augustinische Sprachlosigkeit beim Schreiben nun überwinden wollend, irgendein, gar beliebiges, weil liebendes Thema findend, am Besten über die Postmoderne, klar. Das Feuilleton wählt in diesen Tagen einfach den neuen Roman von Charlotte Roche, wenn es gilt, das Label postmodern zu platzieren. Dabei ist es ganz egal, ob es um glühende Verehrung, um Missgunst oder den Zerriss geht. Das Politstylo-Magazin Cicero etwa schreibt zur Roche:
"Erst wenn das Tabu salonfähig ist, dann, ja erst dann sind wir endlich angekommen in der Postmoderne. Dann sind wir endlich angekommen in einer abendländischen Kultur, die die so mühevoll institutionalisierten Grenzen zugunsten eines neugeschöpften Relativismus aufzuweichen beginnt."
Doch irgendwie beschleicht mich wieder und wieder dieses Unbehagen, dass es Cicero tatsächlich ums abendländisch kulturelle geht, um das Abwenden von Selbstinszenierung und Pathos. Cicero geht es um sich selbst, um sich selbst drehend, schnell noch diese Nicht-Rezension der Schoßgebete online gestellt, um Werbung für die Printausgabe machen zu können: "(...) kommt man, selbst wenn man wollte, nicht darum herum (außer in der aktuellen Ausgabe des CICERO. 100% ohne Charlotte, zertifiziert mit Stempel!)" Haben also Cicero und Roche doch mehr gemein, als ersterer vorgibt? Der römische Cicero jedenfalls hat noch als alter Greis eine 15-jährige geheiratet.


Freitag, 1. Juli 2011

Ruraler Contest

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?" "Cowfitterin."

Donnerstag, 30. Juni 2011

Modernes Arabien

Wie kann die arabische Welt modern werden, wenn der "Westen" modern ist, die arabische Welt aber nicht westlich werden will?

Sonntag, 26. Juni 2011

Femirates


Schon vor knapp zehn Jahren entdeckten Sponsoren den Frauenfußball - dass die staatliche Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate aus Dubai, die Emirates, nun die Fußballweltmeisterschaft der Frauen präsentiert, freut mein dekonstruktivistisches Herz.
Das Emirat Abu Dhabi übrigens möchte im Jahr 2014 die U17 FIFA Frauenfußball-Weltmeisterschaft austragen. Money rules. Money changes!

Glück im Ausguss

Können Wörter sich auch verbrauchen durch übermässigen Gebrauch? Meine anfängliche Freude, limeten- oder apfelgrün die Cremeseife der Drogerie, zerfliesst sie mittlerweile in meinen Händen. Jedes Mal beim Händewaschen nun der Blick auf den Seifenspender: Glücksmomente. Das verbraucht sich schnell. Glücksmomente zerfliessen sich durchs Händewaschen.

Sonntag, 29. Mai 2011

Welcher Kapseltyp für mein Baby?

Die Süddeutsche sortiert ihren Bericht über das neuste Produkt aus dem Hause Nestlé in die Rubrik "Themenalarm", und mehr als Alarm schlagen kann man da wohl auch nicht: Babynes Advanced Nutrition. Die Lifestyle-verwöhnten Cosmopoliten können ihren Kids nun unmittelbar nach der Geburt schon ein individuelles Heißgetränk aus der Maschine zubereiten. Während einige Mütter immer noch auf Muttermilch setzen, spricht Nestle von Hygienekammer und Filtrationseinheit, technologischer Innovation und stattet jede einzelne Kapsel zudem mit einem (bitte nicht zu entfernenden) Barcode aus!
Dass ausschließlich Mütter mit dem neuen Babynes geködert werden sollen, zeigt der Videobeweis: Aischa, Angelique, Birgit, Christelle, Monika und Veronique, allesamt Mütter von Babynes-erprobten Kindern, sind ganz begeistert von Babynes! Nebenbei ist Aischa dann übrigens noch Leiterin der Finanzabteilung bei Nestlé, Angelique ist Produktmanagerin bei Nestlé – Nespresso, Birgit ist Managerin für Kundenbeziehungen bei Nestlé, Christelle ist Verwaltungsassistentin bei Nestlé, Monika ist Account-Managerin bei Nestlé und Veronique ist Erzieherin im Kindergarten „La Case“. Ich gebe zu, Veronique sticht etwas aus der Reihe, dafür hat sie aber auch nicht nur einen Säugling zuhause, sondern gleich vier Kinder. Das war selbst Nestle dann zuviel für die Profitmaximierung. In diesem Sinne: We feed the world!

Samstag, 28. Mai 2011

erste Instanz

Es ist kein zivilgesellschaftlicher Akt, aber ein verwaltungsrechtlicher Anfang: der ehemalige ägyptische Monarch Mubarak und seine Freunde werden zu insgesamt 90 Millionen US-Dollar Strafe verurteilt, weil sie während der Tahrir-Revolutionen das Internet und den Mobilfunk am Nil zeitweilig sperren liessen! Merkt ihr es auch, Menschen? Die Welt hat sich verändert in den letzten Wochen!

Samstag, 21. Mai 2011

Ach du meine Kids!

Ein riesengroßes Unbehagen beschleicht mich beim Konzept der neusten Zeitschrift "aus dem Hause" Grunner&Jahr. Was sich Verlag und Redaktion bloß dabei gedacht haben, ein Magazin auf den Markt zu bringen, in dem das Kinderkriegen zum Modeaccessoire wird?
Schon in der Gala wurden Kinder berühmter Eltern instrumentalisiert als Ikonen für wer weiß was - und als Positivfolie für den eigenen Nachwuchs zuhause, auf den kein kosmopolitisches Kinderleben warten würde. Gala "präsentiert süße Kinder und ihre berühmten Eltern" kehrt die Dinge dann auch einfach mal um - nicht die Eltern sind wegen ihrer Berufswahl im Lichte der Öffentlichkeit, sondern die Kinder werden zum eigentlichen Foki.. in einem postdemokratischen Habitus suchen Medien wie die Gala die Sehnsucht nach einer dynastischen Erbfolge zu stillen. Die Kinder des Schauspiel-Adels sind perfekter als das Proletariat daheim, werden als Vorreiter für eine neue Zeit stilisiert.
Die neue Zeitschrift nun heißt "GALAkids", und zeigt "lässige Looks, streichelzarte Pflegeprodukte und Anregungen, wie man das Leben mit Kindern zuhause und unterwegs genießen kann. (...) In der ersten Ausgabe von GALAkids dreht sich alles um das stylishe Leben mit Kids - in Hollywood und dem Rest der Welt. Wir verraten, mit welchen gigantischen Geburtstags-Partys die Stars ihre Kinder verwöhnen und wer wie cool in Erziehungsfragen ist."
Dass ein Erziehungsratgeber oder eine Beratungsstelle qualitativ bessere Tipps geben kann, wie das Leben mit Kindern stressfrei genossen werden kann und was die allercoolsen Erziehungstipps sein könnten, ahnen die Leserinnen und Leser vielleicht. Aber dem Nachwuchs der Stars wird eben mehr zugetraut als dem eigenen Töchterlein.

Montag, 16. Mai 2011

Nofreteten 45

Offiziell wird Ägypten derzeit von einem Obersten Militärrat, dem OMR, regiert, doch dies hällt die Medien "hierzulande" nicht davon ab, wieder eifrig Meldungen zu Nofretete-Rückgabeforderungen zu verbreiten.. ein Verweis auf diesen wunderbaren Mubaraktete-Cartoon vom Februar diesen Jahres soll daran erinnern, dass ein Großteil der Ägypterinnen und Ägypter derzeit andere Sachen zu tun haben. Gleichwohl ist der wiedererlangte Stolz und die zurückgewonnene Würde sicherlich ein wesentlicher Faktor eines sich aufbauenden nationalen Selbstbewusstsein, bei dem nach Wahl einer Regierung auch wieder über die Schöne aus Berlin geredet werden wird.

Sonntag, 15. Mai 2011

Regenbogenmilch

Die Milch macht die Gesellschaft bunter. Ein ziemlich absurder Satz, mit dem ich diesen Blogeintrage anfange, oder? Es wird noch absurder. Denn wenn die Rede davon ist, dass eine Milk-Career für eine bunte Gesellschaft steht, dann vermutet so manch einer eine schief gelaufene Kampagne der Milchindustrie. Dass die Berufsmesse "Milk" auf ihrer pinken Homepage dann auch noch mit einem Milch-Bild wirbt, macht es erst einmal nicht besser. Man muss schon ein wenig suchen, um zu lesen, worum es wirklich geht:
"Mit Kühen hat "MILK" übrigens wenig zu tun. Namensgebend für Europas erste Karrieremesse für Schwule, Lesben und Heteros war Harvey Milk, einer der ersten US-Politiker, die sich öffentlich zu ihrer Homosexualität bekannten."
Doch sollte einen die Präsenz von internationalen und national renomierten Unternehmen auf der Milk auch skeptisch werden lassen. Wenn sich IBM und Telecom hier als multidiverse und offene, tolerante und postmoderne ArbeitgeberInnen präsentieren, so läuft dies allzu oft an der tatsächlichen Homophobie in der Arbeitswelt vorbei. Einen spannenden Ansatz hat die Milk, aber sie wirkt in ihrem unkritischen Anspruch doch etwas realitätsfern.

Sonntag, 1. Mai 2011

evacuare

Das mit der journalistischen Genauigkeit ist so eine Sache, und die Spitzfindigkeit, mit der einst LeserInnenbriefe und heute Facebooks und Blogs die Fehlungen der schreibenden Zunft aufspüren, kommentieren oder verbessern, ist seit Bastian Sick nicht gerde unstreberhafter geworden. Doch wenn die Kölnische Rundschau oder der NDR wieder einmal 12.000 Menschen evakuieren wollen, dann frag ich mich schon, ob Journalistinnen und Journalisten eigentlich garnicht mehr zur Schule gehen müssen. Als Nicht-Lateinerin verweise ich gerne auf das lateinische "evacuare = entleeren" und sehe nicht, wie in dieser Logik Menschen evakuiert werden könnten.. es sei denn, die Schulen wurden bereits vor Schulantritt evakuiert..

Sonntag, 24. April 2011

Eier-Suche

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?" "Geflügelgeschlechtsfinder."

Donnerstag, 17. März 2011

nofreteten 44

In Freiburg, im Städtischen Museum, eine neue Ausstellung "Leben am Nil. Eine Kinderausstellung zum Alten Ägypten". Angesichts der Bilder, die sich die älteren Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in den verganenen Wochen und Monaten vielleicht in den Medien angesehen haben, wäre eine "Kinderausstellung zum Neuen Ägypten" mal ganz angebracht.. nichtsdestotrotz wird nun also zum x.Male ein "spannender Ausflug in die Welt der Pharaonen" unternommen. Dabei wird die museumsdidaktische Zielgruppe Kind konsequent mit eingebunden in die Konzeption ("auf ihrer Entdeckungsreise werden die Kinder selbst zu ägyptischen Schreibschülern, schlüpfen in ägyptische Kleidung, zermahlen Gewürze, riechen an exotischen Düften, schminken sich wie Kleopatra oder Ramses und entlocken Musikinstrumenten tolle Töne"). Herrschaftskritisch scheint die Auseinandersetzung nicht zu sein - die Kids sollen sich mit der Obrigkeit identifizieren, mit Kleopatra oder Ramses, oder eben der Nofretete.. nicht mit Sklavinnen und Sklaven, die zu Tausenden das Leben am Nil erst ermöglichten. Und so titelt die Badische Zeitung auch konsequent: "Sich wie Nofretete fühlen". Ich finde diese Interaktionen gut und wichtig - wenn sie eingebunden sind in eine pädagogische Vermittlung, in der Differenzen und Brüche ebenso zur Sprache kommen, und der Blick auf 3000 Jahre Geschichte gelenkt werden wird.. es ist eben nicht alles eine heile Playmobilwelt.

Dienstag, 15. März 2011

Empfohlenes

Email von einem großen Versandbuchhandel, aus der ich zitiere: Amazon.de empfiehlt
""Der Untergang der islamischen Welt: Eine Prognose". Hamed Abdel-Samad ist nicht der erste Moslem der sich mit dem Islam auseinandersetzt. Vor ihm haben es schon u.a. Salman Rushdie und Ibn Waraq, Necla Kelek und Seyran Ates getan, nur um die bekanntesten Namen zu nennen."
Ersteinmal ist die Feststellung, der 1972 geborene Autor Abdel-Samad sei nicht der erste Moslem, der sich mit dem Islam auseinandersetzen würde, bei einer beinahe 1500 Jahre alten Religion ja ganz schön erstaunlich... tatsächlich war anzunehmen, dass sich in den zurückliegenden Jahrhunderten schon so mancher Mensch auseinandergesetzt hat, und auch derzeit die über 2 Millionen Musliminnen und Muslimmen sich auseinandersetzen - anders kann und anders wird Religion ja nicht gelebt. Darüber hinaus erscheint es in einem transnationalen Zusammenhang überaus fragwürdig, ob Kelek und Ates die bekanntesten Protagonistinnen des Diskurses sind.. beide Frauen sind in der deutschsprachigen Populärwissenschaft beheimatet und fokussieren primär auf deutsch-türkische Kulturen. Islam ist dann aber doch etwas mehr..

Dienstag, 8. März 2011

Montag, 7. März 2011

Tahrir 2

Wieder mal up to date ist die US-amerikanische Talkshowlegende Oprah Winfrey... die nun eine Show direkt vom Tahrir aus senden will. Ob sich Oprah danach in Aida umbenennen wird, ist noch nicht bekannt.

Sonntag, 6. März 2011

Tahrir 1

Legoland Deutschland hat nun seit Neustem ein Ägyptisches Zimmer im Feriendorf - Familen, die ihre Freude am Zusammenbauen von zumeist elementarfarbenen Plastiksteinchen haben, können für 237 Euro das Superiorzimmer buchen: das steht "im Zeichen der Ägypter". Da bleibt dann nur zu hoffen, dass der Nachwuchs sich nicht verwundert nach dem "Tahrirplatz" auf dem Gelände erkundigt. Den nachzubauen hat Legoland irgendwie versäumt..

Dienstag, 1. März 2011

er

Ich zähle für mein Leben gern.. und da hab ich mal die heutige Rede von Herrn zu Guttenberg anlässlich seines Zurückgetretenwordenseins gezählt.
30 x ich
23 x meine/meiner/meinen
8 x mir
7 x mich
macht achtundsechzig mal er.

Montag, 28. Februar 2011

Die lauwarmen 3

Kann man museal heute über Kaffee und Kakao sprechen, ohne über Kolonialismus zu reden? Ja, man kann, ja, das Historische Museum in Hannover kann. Und tut es, derzeit in der Sonderausstellung: "Die heißen 3. Kaffee, Tee und Kakao in Norddeutschland". Das Museum erklärt, dass der Kaffee um 1700 erstmals "aufgetaucht" sei. Dass die Bohnen allerdings nicht selbstständig gewandert sind, sondern durch Seefahrt und Handel, und wenig später dann durch systematischen Export aus den Kolonien in die "Mutterländer" geführt wurden, wird nicht erklärt, wohl aber in der Logik des Museums vorausgesetzt. Denn bei der Beschreibung der Kaffe"kultur" im 19. Jahrhundert tauchen dann Begriffe wie "exotisch" und "etabliert", bei den Beschreibungen des Ist-Zustands gar eine "galant-erotischen Verführung" auf, und konstatiert wird den Kaffeeprodukten, sie seien"Luxusgüter mit Sex-Appeal". Diese Kombination kolonialer Bilderwelten des Exotischen mit binärgeschlechtlichen Ideen von Aphrodisiakum-Getränken ist, was das Museum auch verspricht: historisch!

Donnerstag, 17. Februar 2011

weil wir alle eine sind

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?" "Depiladora."

Montag, 14. Februar 2011

Ein bisschen Frieden

Das heute-journal unterlegte gestern abend eine Bildershow über die Heldinnen und Helden des Tahrir-Platz in Kairo mit einem Lied von Herbert Grönemeyer. Da war sie auf einmal, die musikalische Konstruktion eines internationalen Traums vom Frieden und einer besseren Welt.
Um mich darauf vorzubereiten, dass ich in den kommenden Tagen in irgendeiner Nachrichtensendung noch die Scorpions mit "Blowing in the Wind" hören muss (und mal eben so mirnichts dirnichts der westliche Musikgeschmack den arabischen Revolutionen auferlegt wird), lege ich mir lieber eine CD von Nancy Ajram ein und tanze wild durch die Wohnung. Der neuste Hit der libanesischen Popsängerin "Wahshany Ya Masr Mout" ist übrigens den Ägypterinnen und Ägyptern gewidmet. Ich vermisse dich, Ägypten. Unendlich!

Sonntag, 13. Februar 2011

Revolution stört Tourismus

Ein Land verjagt seinen Diktator, und dann verjagt noch ein Land seinen Diktator, und die hiesigen Tourismuskonzerne sagen ihre Pauschalreisen bis auf weiteres ab. Dass die internationale Reisebranche sich in nicht-demokratischen Regimen meist wohler fühlt, ist ja leider nichts neues. Viele profitieren von rural geprägten Gesellschaften, in denen dann an den Tourismusmetropolregionen unzählige Arbeitskräfte für wenig Geld die Hotelbetriebe und weitere Infrastrukturen der Branche unterstützen. Die passende politikwissenschaftliche These dazu ist: Tourismus unterstützt Diktaturen.
Ich rate nicht zu Reisen nach Ägypten oder Tunesien, um die internationalen Konzerne zu unterstützen, das nicht. Aber ich rate zu baldigen Reisen nach Ägypten oder Tunesien, gerade weil es um eine Unterstützung der dortigen zivilen Gesellschaften geht. Die Menschen werden viel zu erzählen haben! Wer seine schon geplante Reise nun absagt, der muss sich fragen, ob die Schlagzeile der TAZ (Revolution stört Tourismus) nicht auch sein verdrehtes Weltbild dominiert.. und ob es nicht Zeit ist, umzudenken!

Donnerstag, 10. Februar 2011

Ho-la-hi, Ho-la-ho

"Und, was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?" "Seefahrer!"

Samstag, 5. Februar 2011

nofreteten 43


Auf dem Cover des "Canadian Arabian Horse Magazine" ein wunderschöner Post-Araber und eine wunderschöne Nofretete, die zu diesem Zeitpunkt aber noch keine Araberin war - und es nach Meinung der deutschen Bundesregierung heute und in Zukunft auch nicht mehr sein soll. Das Pferd hört auf den Namen "Ra Nefertiti" und hat sogar einen echten Stammbaum. Zwar kenne ich mich in der Pferdezucht so ganz und garnicht aus, aber Schönheit ist auch hier wohl kein Zufall sondern Ergebnis harter Arbeit. Mein momentaner Lieblingsclip auf You Tube ist die Stute Ra Nefertiti zur Musik von Madonna und Justin Timberlake. Etwas Unwichtigeres scheint es diese Tage wirklich nicht zu geben...

Freitag, 4. Februar 2011

Export-Import

Nebenbei heute vormittag Kaffee getrunken (jenes koloniale Heißgetränk) und dabei die aktuelle Nachrichtenlage in Ägypten und der Welt verfolgt. Darin: eine ebenso heiße Meldung, die mich nun nicht mehr loslassen will. Überall lief über die Ticker, die Bundesrepublik Deutschland setze die Rüstungsexporte nach Ägypten aus. Das ist eine gute Sache, ja schon. Aber keinesfalls kann ein Aussetzen als Erfolg gefeiert werden, auch verdient ein Aussetzen kein Lob. Denn es muss nicht nur verwundert gefragt werden, warum erst jetzt - obwohl das Land doch seit 30 Jahren keinen mustergültigen Umgang mit Waffen nachweisen kann.
Das ARD-Magazin konstraste dazu:
"Anstatt die Demokratie zu fördern, wurde Mubaraks Regime von den USA, aber auch Deutschland, systematisch aufgerüstet. Deutschland gehört zu den Hauptlieferanten von Rüstungsgütern und Waffen – nachzulesen im Rüstungsexportbericht der Bundesregierung. Allein 2009 wurden die Rüstungsexporte im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, auf 77,5 Millionen Euro. So wurde das System stabilisiert, kritisieren Rüstungsexperten."
Vielfach wird kritisiert, dass die Bundesregierung in ihren Rüstungsberichten keinesfalls Transparenz beim Umgang mit den Waffenlieferungen zeige: "(..) die deutschen Ausfuhrgenehmigungen für kleine und leichte Waffen, für Munition und Fertigungsanlagen haben sich in den zurückliegenden Jahren ständig erhöht. Auch 2009 bewegen sie sich gemäß dem UN-Waffenregister auf dem hohen Niveau des Vorjahres. So wurde die Ausfuhr von 34.401 Kleinwaffen genehmigt. Davon gingen 8.363 an Staaten, die nicht der NATO oder der EU angehören bzw. diesen gleichgestellt sind. Wichtigste Abnehmerstaaten waren Saudi-Arabien, wohin 2.500 Sturmgewehre geliefert wurden, Indien, Ägypten, Chile, Serbien, Indonesien und Kuwait. Außerdem wurde der Export von 9.174 leichten Waffen gebilligt", schreibt Gertrud Casel vom The European.

In den Publikationen der Regierung ist für Nicht-Expertinnen und Experten wenig verständlich. Besser sieht es da mit den Publikationen der GKKE aus, der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Gesellschaft. 884 Sturmgewehre an Ägypten.... Sind das nicht 884 Sturmgewehre -auch unter dem Begriff Maschinenpistolen bekannt- zu viel gewesen im Jahr 2010? Denn Staaten wie Ägypten erhalten ja nicht nur aus Deutschland Waffen, und die finale Summe erhaltener Waffen sind unbekannt: Ägypten verweigert eine internationale Transparentmachung seiner Rüstungsimporte.

Doch zurück zum finanziellen Gewinnstreben der deutschen Rüstungslobby (die übrigens laut GKKE immer wieder an offiziellen Auslandsreisen der Ministerien beteiligt ist): Deutsche Firmen profitieren mehr denn je von Waffenexporten. Das bloße "Aussetzen" hilft noch lange nicht.

Donnerstag, 3. Februar 2011

VodaNone!

Nachdem nun bekannt wird, dass Vodafone in Ägypten ihren Mobilfunkteilnehemerinnen und -teilnehmern Kurznachrichten zur Unterstützung des Mubarak-Regimes aufs Handy geschickt hat, sollte alle noch verbliebene Sympathie für diesen Konzern restlos verblasst sein. Ganz offenbar hat Vodafone zahlreiche Propaganda-SMS verschickt (Youth of Egypt, beware rumors and listen to the sound of reason - Egypt is above all so preserve it), um nicht in Trouble mit der Regierung zu kommen.. und um zukünftigen Gewinn im Land am Nil nicht zu riskieren. Das ist feige!
Mein Vorschlag: kündigen, was es zu kündigen gibt!

Mittwoch, 2. Februar 2011

Peinlichst berührt

Es ist schlicht peinlich und beschämend, dass der selbsternannte Westen nicht endlich Partei ergreift und sich klar und deutlich auf die Seite des Volkes und gegen den arabischen Despoten Mubarak stellt! Minutiös werden in zahlreichen Live-Tickern, mittels Radio-, TV- und Internetschaltungen die Ereignisse begleitet.. als ginge es um ein Fußballspiel, in dem jede Minute das entscheidende Tor fallen könne.
Doch dem ist nicht so: hier erhebt sich ein jahrzehnte lang unterdrücktes Volk, erheben sich nachbarschaftliche Völker gegen ihre Oligarchen.. das Chaos und die Gewalt gehen ebenso wenig von den Demonstrierenden aus wie die Plünderungen. Dass es keine Angela Merkel und kein Christian Wulff, kein Guido Westerwelle und auch sonst kein Spitzenpolitiker Deutschlands ist, der klar Farbe bekennt, sondern ein kleiner Regierungssprecher Stefan Seibert, der schließlich den entscheidenden Satz formuliert ("Wir stellen uns auf die Seite der friedlichen Demokratiebewegung"), ist peinlichst peinlich.

VodaNone?

Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Teilnahme an der Petition Keep Egypt online:
"We call on you to keep the Egyptian telecommunications networks open. We ask that you stand firm against the Egyptian government and allow the people, and your customers, to communicate freely and openly at this vital time."

Dienstag, 1. Februar 2011

rauf & runter

Kaum wird auf den Straßen von Tunis und Kairo Demokratie im Frühling gelebt, rufen die Tourismuskonzerne ihre Reisenden zurück, stornieren alle Reisen in die Region bis mindestens Mitte Februar und bemühen sich um Alternativdestinationen. Die USA haben nun die Terrorwarnung für einen ganzen Kontinent wieder aufgehoben und damit Kontinentaleuropa wieder auf die Agenda der Reiseagenturen gestellt. Komische Gleichzeitigkeiten...

Montag, 31. Januar 2011

Voda?None

Seit Tagen keinen Kontakt zu meinen ägyptischen Freundinnen, Freunden und meiner Wahlfamilie dort. Der Grund ist eine FUNKSTILLE. Neben den ägyptischen Unternehmen Mobinil und Etisalat blockiert Vodafone Egypt Mubarak zuliebe das Netz mit einer Totalabschaltung. Dabei machte Vodafone insbesondere in den vergangenen Jahren überall in den ruralen Gegenden am Nil diverse kleinere und größere Zentralen auf und überzeugte mit einem modernenen, kundenorientierten Konzept viele Telefonierenden zu einem Kauf einer Vodafone-Sim. Das Unternehmen hatte sich die Nachhaltigkeit ja gerade erst auf die Fahne geschrieben: "At Vodafone, we believe we can help to build a sustainable future by delivering products and services that enable positive economic, social and environmental outcomes for our stakeholders worldwide." Jetzt entpuppt sich das Konzept als ziemlich verlogen.
Amnesty international kritisiert Vodafones Vorgehen als "einfach unglaublich".

Samstag, 29. Januar 2011

Jasmin, wer spricht?

Die unglaublichen Ereignisse in Tunesien haben die deutschsprachigen Medien, print wie online, in den ersten Tagen komplett verschlafen - flächendeckend dominierte eine eher skeptische, manchmal pessimistische und konservativ negative Berichterstattung. Das seltsame Wort "Rückholaktion", in der sich Agenturmeldung um Agenturmeldung mit den neusten Zahlen der Touristikkonzerne auseinandersetzte und einzig Interesse an der sicheren "Heimkehr" deutscher Touristinnen und Touristen aus dem Urlaubsland zu haben schien, dieses seltsame Wort wurde erst langsam und vorsichtig von dem Begriff der "Jasminrevolution" abgelöst.
Dass auch die Bezeichnung der politischen Protestbewegung Tunesiens nun durch mediale Bewegungen das "Codewort" Jasmin erhält, ist übrigens ebenfalls eine Form der Rückholaktion - wurde ursprünglich mit Jasminrevolution die Machtübernahme des Zine al-Abdine Ben Alis im Jahre 1987 bezeichnet. Blumige Begriffe haben es in sich, sie sind lieblich und süss, blühend und kräftig. Und es lassen sich so unheimlich viele Volksmundweisheiten damit kreieren. Wirklich gerecht werden sie dem Umsturz in Tunesien aber nicht! Wir haben es zu tun mit einem Aufstand im eigentlichen Sinne des Wortes, einem Aufstehen, einem Erheben.
Ich wünsche mir, dass das Sprechen und Erinnern an jene Tage um den 14. Januar 2011 durch die Tunesierinnen und Tunesier selbst bestimmt werden wird - und diese machen bislang keinen Gebrauch von dem Wort Jasminrevolution. Den westlich-Weiß Sprechenden wünsche ich, dass sie sich einmischen, ohne die Bedeutungshoheit über die Definitionen einfordern.

Sonntag, 16. Januar 2011

Länderkunde

“Sie sollen nicht glauben, dass sie Brasilianer sind, nur weil sie aus Brasilien kommen.”

Paul Breitner

Samstag, 15. Januar 2011

Philip Roth

(14:34:13) Freundin1 : du, wir waren gestern aber beide ganz schön fies...
(14:36:14) Freundin1: ich gelobe jedenfalls besserung
(14:40:11) Freundin2: Auch ich gelobe besserung... auch wenn wir ja beide das gefühl haben, diese Dinge gefiltert und dann nicht mehr so fies bei der richtigen Adressatin loszuwerden, darf frau das nicht so ungefiltert heraushauen.Du hast ganz recht
(14:40:41) Freundin2: Wollen wir eine Gütergemeinschaft für Phillip Roth`s neues Buch bilden? (14:41:07) Freundin1: Liebend gerne! Ich freue mich auf Hamburg, dich und Frida Kahlo

Freitag, 14. Januar 2011

Tretboote

(11:06:55) Freundin1: Ich LIEBE Tretbootfahren (genauso wie Minigolfspielen und das ist ja so ähnlich wie Tretbootfahren) und war diesen Sommer leider noch gar nicht. Dabei kann frau das in dieser Wahnsinnsstadt SOOOOOOOO SCHÖN (im Park, durch den Park - das ist so idyllisch!!!) Müssen wir mal zusammen tun! (Wenn es hier noch warm genug ist, wenn du aus Afrika wiederkommst - sonst einfach im nächsten Sommer!)
(11:07:24) Freundin2 : tretbootfahren ist wie minigolfspielen??????? ah, verstehe, die büffelei scheint dir ja ganz schön zuzusetzen... hm.
(11:08:23)Freundin 2 : anyway: ich denk an dich, ich glaub an dich... und someday werden wir beide gemeinsam treetbootfahren. inshaallah noch diesen sommer
(11:10:31)Freundin1 : nein, das ähnelt sich wirklich sehr!!! Spiegelt beides so ein sonntagnachmittägliches- gut-bürgerliches-spießiges Lebensgefühl wieder, das frau fürchterlich findet oder eben super, glaube ich! (Wie Kuchen essen in einem Alte- Leute-Café. Wie zu Lesungen zu gehen, bei denen ein Altersdurchschnitt von 65 Jahre aufwärts vorherrscht.)
(11:11:39)Freundin2 : und wie in orgelkonzerte zu gehen, oder in den botanischen garten? och denke, ich verstehe dich.
(11:12:15) Freundin 1: Das wusste ich. Aber ich glaube, wir mögen das!

Mittwoch, 12. Januar 2011

Es ist, was es nicht ist.

„Das Hotel wurde nicht orientalisch dekoriert, es ist orientalisch“, sagt der Inhaber des Frankfurter Hotel Villa Oriental in der FR. Keine Deko also, sondern Wesen, Sein, das ist. Es ist orientalisch. Basta. Auf der hoteleigenen Internetpräsenz dann aber ein den Essentialismus irritierenden Satz: "Das 1. Orientalische Themenhotel Deutschlands" sei die Villa Oriental.. der Orient wird zum Thema.. und ein Thema ist ein Objekt, kein Subjekt, ist also nicht.