Die unglaublichen Ereignisse in Tunesien haben die deutschsprachigen Medien, print wie online, in den ersten Tagen komplett verschlafen - flächendeckend dominierte eine eher skeptische, manchmal pessimistische und konservativ negative Berichterstattung. Das seltsame Wort "Rückholaktion", in der sich Agenturmeldung um Agenturmeldung mit den neusten Zahlen der Touristikkonzerne auseinandersetzte und einzig Interesse an der sicheren "Heimkehr" deutscher Touristinnen und Touristen aus dem Urlaubsland zu haben schien, dieses seltsame Wort wurde erst langsam und vorsichtig von dem Begriff der "Jasminrevolution" abgelöst.
Dass auch die Bezeichnung der politischen Protestbewegung Tunesiens nun durch mediale Bewegungen das "Codewort" Jasmin erhält, ist übrigens ebenfalls eine Form der Rückholaktion - wurde ursprünglich mit Jasminrevolution die Machtübernahme des Zine al-Abdine Ben Alis im Jahre 1987 bezeichnet. Blumige Begriffe haben es in sich, sie sind lieblich und süss, blühend und kräftig. Und es lassen sich so unheimlich viele Volksmundweisheiten damit kreieren. Wirklich gerecht werden sie dem Umsturz in Tunesien aber nicht! Wir haben es zu tun mit einem Aufstand im eigentlichen Sinne des Wortes, einem Aufstehen, einem Erheben.
Ich wünsche mir, dass das Sprechen und Erinnern an jene Tage um den 14. Januar 2011 durch die Tunesierinnen und Tunesier selbst bestimmt werden wird - und diese machen bislang keinen Gebrauch von dem Wort Jasminrevolution. Den westlich-Weiß Sprechenden wünsche ich, dass sie sich einmischen, ohne die Bedeutungshoheit über die Definitionen einfordern.
Samstag, 29. Januar 2011
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